Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
diesen Naturgewalten entkommen sein, die ein solches Chaos geschaffen hatten?
    »Aber wir beide sind noch am Leben, Blitz«, sagte er zu seinem Pferd. »Und wir werden schon irgendwo eine lebende Seele finden.«
    Aber es verging eine geraume Weile, bis Alec die Reste eines Pfades entdeckte, der den Bergkamm hinunterzuführen schien. Direkt neben ihm floß Schlamm und polterten Trümmer talwärts, aber vielleicht lag am Ende dieser halbverschütteten Spur dennoch sicherer Boden.
    Als Alec den Pfad erreichte, sah er sich nach Fuß- oder Hufabdrücken um. Wenn er doch nur ein einziges lebendes Wesen treffen würde, um die Gewißheit zu haben, daß er nicht allein auf der Welt war.
    Erneutes Donnergrollen ließ Alec den Blick heben. Dunkle Wolken fegten über den Himmel. Vermutlich trieb ein Orkan sie vor sich her. Bald würden die Wolken die Sonne verdecken, und es würde wieder dunkel werden. Solange noch genug Licht da war, um die Spur zu erkennen, mußte er Blitz möglichst schnell bergab führen.
    Während die dicken Wolken sich über Alec zusammenbrauten, wurde der blasse Himmel schwarz wie Tinte. Nur am östlichen Horizont blieb ein Lichtstreifen. Auf ihn ritt Alec zu, wobei er sein Pferd mit äußerster Vorsicht lenkte. Ein kalter Wind schüttelte ihn, und nun fiel ein feiner Regen.
    Allmählich regnete es stärker, und das Wasser verwandelte die Asche, die den Pfad bedeckte, in einen schmierigen Brei. Die Schritte des Rappen wurden unsicher, und dann stolperte er. Der Boden unter ihm war schlüpfrig geworden. Langsam und immer wieder ausgleitend kletterte das Pferd den Bergkamm hinunter, wobei es häufig geborstenen Baumresten ausweichen mußte, die den Weg versperrten.
    »Brav, guter Kerl«, sagte Alec lobend. »Du hast es geschafft. Von nun an wird es leichter sein.«
    Während sie weiterritten, freute sich Alec über den Regen, denn wenigstens zeitweilig reinigte er die Atmosphäre von Aschestäubchen und Gasen. In langen Zügen sog Alec die reine Luft in seine gequälten Lungen und wußte, daß Blitz das gleiche tat.
    Einige Stunden später verschwand die Sonne hinter einem farblosen Horizont, und die Dämmerung fiel über das verwüstete Land. Alec hatte keine Ahnung, wie lange er schon geritten war, als der Hengst plötzlich laut schnaubte. Direkt vor ihnen tauchte ein Tümpel mit trübem, grau-braunem Wasser auf. An dieser Stelle war der Schmelzwasserstrom durch entwurzelte Bäume und Schlamm aufgehalten worden.
    Als sie das Wasser erreichten, glitt Alec vom Rücken des Hengstes. Ihm war übel von den Dämpfen, die er hatte einatmen müssen und die seine Kehle ausgetrocknet hatten. Mit beiden Händen hielt er sich an seinem Pferd fest und lehnte sich gegen seine schweißbedeckte Flanke. Auch das Pferd hob und senkte schweratmend die Brust. Alec schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, auf diese Weise seine Gedanken zu klären, aber seine Hände zitterten, und sein Magen brannte. Ihm wurde schwindelig, und er erbrach blutigen Schaum.
    Der Rappe senkte den Kopf zum Wasser, und Alec hörte, wie seine Lippen saugten und wie die Flüssigkeit durch seine Kehle rann. Es klang gut. Es klang naß. Alec entschloß sich, es auch zu wagen, denn er konnte sich unmöglich noch schlechter fühlen als jetzt. Er kniete nieder und tauchte sein Gesicht in das Wasser. Es schmeckte schlammig und lau, aber es floß lindernd über die Zunge und in die Kehle. Ab und zu hob Alec den Kopf wie sein Pferd, bevor er weitertrank, und zum Schluß spülte er den Mund und spuckte das Wasser aus.
    Heute konnten sie nicht mehr weiterreiten. Daher zog Alec einige Augenblicke später einen Leinenbeutel aus seiner Tasche, in dem sich vertrocknete, braune Maiskörner befanden, und bot seinem Pferd eine gefüllte hohle Handvoll davon an.
    »Nur ganz wenig, Blitz«, sagte er, »nur ganz wenig!«
    Als die weichen Lippen des Hengstes die Körner aufgenommen hatten, füllte Alec seine Hand noch einmal, befeuchtete den Mais mit Wasser und schluckte die kärgliche Mahlzeit herunter. Eine gleich große Portion blieb für den folgenden Tag.
    Der Mais hinterließ einen säuerlichen Geschmack im Munde. Ja, dachte Alec, während er still am Boden lag, zu Hause stünde sein Pferd jetzt trockengerieben und gut gefüttert im Stall auf sauberem Stroh, gleich neben der Sattelkammer mit den säuberlich aufgereihten Sätteln und Zügeln und dem Geruch von gewachstem Leder. Dann schlief Alec ein und träumte, wie er seit Jahren nicht mehr geträumt hatte: Er war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher