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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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wieder ein kleiner Junge und wünschte sich innig ein eigenes Pferd, aber er wohnte in der Stadt, und daher war das nicht möglich. Dann passierte etwas ganz Herrliches, und er ritt plötzlich auf einem großen, schwarzen Pferd. In seinem Traum sagte jemand: »Du wirst dieses Pferd niemals reiten können. Du darfst es nicht behalten.« Und er weinte, denn er wollte so gern auf dem schwarzen Pferd reiten.
    Alec fuhr aus dem Schlaf und fühlte Tränen auf seinen Wangen. Es war Zeit aufzustehen und die Phantasien mit eiskaltem Wasser zu verscheuchen. Es hatte keinen Zweck, sich soweit zurückzuerinnern, nicht einmal im Traum.
    Kurz vor Tagesanbruch stand er auf, vor Kälte zitternd. Seine Beine und sein Rücken waren ganz steif. Er streckte die halberstarrten Gliedmaßen. Dann ging er zu Blitz, der in der Nähe stand, und umarmte ihn dankbar, aus Liebe und weil er so schön warm war.
    »Es war kein Traum«, sagte er leise. »Du bist Wirklichkeit, und wir werden hier schon irgendwie heil herauskommen.«
    Dann bestieg er den Hengst und verließ die Lichtung. Als der Tag anbrach, kletterten sie über die vielen Spalten und Rinnen, die sich am Rand des ehemaligen Pfades gebildet hatten. Die Luft war jetzt sauber, aber so kalt, daß eine Atemwolke vor Alecs Mund stand.
    Eine Stunde nach Tagesanbruch kam ein starker Wind auf und heulte über das verwüstete Land. Er blies über die von den Bergen herabgestürzten Steinmassen und wirbelte über den kahlen Boden. Eine Spur führte immer weiter nach unten in die Wüste.
    Schon lag die Wüste vor ihm, undeutlich in der flimmernden Hitze, und Alec freute sich auf die Wärme. Die Stunden vergingen, und es wurde sehr heiß. Blitz trabte unermüdlich voran, aber Alec merkte, daß er nicht mehr klar denken konnte. Er hatte Mühe, den Blick auf den aufgewühlten Pfad vor sich zu richten. Aber er mußte ja nicht unbedingt etwas sehen, beruhigte er sich. Sein Pferd wußte, wohin es lief.
    Endlich brach die Nacht wieder über sie herein, und die Sterne zeigten sich am Himmel. Eine Brise fuhr durch die Büsche einer nahen Lichtung, und Alec roch Wasser und feuchtes Gras. Der Rappe bahnte sich einen Weg zu einem Tümpel mit klarem Wasser, das aus den Felsen hervorkam, und Alec und sein Pferd tranken langsam und ohne Eile. Der Schlafplatz für die nächste Nacht war gefunden.
    Alec verzehrte den letzten Mais, während Blitz alles Gras fraß, das in der Nähe des Tümpels wuchs. Hungrig riß er jeden Halm aus, den er fand, und machte dabei Schritt vor Schritt, ohne sich weit zu entfernen.
    Unterdessen hatte sich Alec auf dem Boden ausgestreckt, lauschte auf die gedämpften Geräusche, die das Pferd machte, und überlegte, was sie wohl morgen erwartete.
    »Schlaf gut, mein Blitz«, rief er. Und dann schlummerte er trotz seines Hungers ein.
    Irgendwann während der Nacht fühlte Alec ein stachelfüßiges Wesen über sein Gesicht kriechen. Er fuhr zusammen, schlug es weg und sprang auf. Ein Tausendfüßler wand sich auf dem Boden. Alec hob den Fuß, um ihn mit dem Stiefelabsatz zu zertreten. Aber er brachte es nicht über sich. Es war das erste Zeichen, daß es noch Leben auf der Erde gab.

    DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Ein leiser Hoffnungsschimmer

    Eine Stunde nach Tagesanbruch setzte Alec seinen Weg fort. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das Pueblo verlassen hatte. War es zwei Tage her oder drei?
    Plötzlich fiel ihm etwas auf; er beugte sich nieder, um die Fährte seines Pferdes genau zu betrachten, und glitt schließlich von seinem Rücken, um die Hufabdrücke auf dem Boden näher zu untersuchen.
    Sie ritten auf der Fährte eines beschlagenen Pferdes. Also auf der von Blitz! Und sie verlief in einer regelmäßigen Schrittlänge! Alec prüfte die sandige Oberfläche des Bodens am Rande der Fährte. Kein Zweifel, er und sein Pferd waren diesen Weg schon einmal geritten, natürlich auf dem Hinweg zur Mesa. Voller Hoffnung stieg Alec wieder auf und ritt gespannt weiter.
    Mehr als eine Stunde später verhielt Alec den Rappen wieder, beschattete die Augen und blinzelte in die Sonne. Im fernen Dunst waren die Umrisse von Adobe-Hütten und Zaunpfählen zu erkennen. Er ritt auf das einsame Dorf zu, alle Gedanken auf die Menschen gerichtet, die er dort sicher finden würde, und die ihm gewiß etwas zu essen geben würden — Fleisch und Tortillas und Mais für sein Pferd.
    Nicht ein Blatt, nicht ein Halm rührte sich in der hitzeflimmernden Stille, als Alec sich der Siedlung näherte.
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