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Blitz der Hengst des Sonnengottes

Blitz der Hengst des Sonnengottes

Titel: Blitz der Hengst des Sonnengottes
Autoren: Walter Farley
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Arme um den schlanken Hals des Hengstes. »Solange ich dich habe, mein Blitz«, murmelte er, »werden wir auch hier herauskommen. Los, wir gehen nach Hause...«

    ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

»Draußen wartet nur der Tod«

    Als Alec das Heilige Pueblo durch die Felsspalte verließ, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß er das Land überblicken konnte. Die Wände des äußeren Canons waren verschwunden. Das Morgenlicht war noch schwach, aber hell genug, um Alec das ganze Ausmaß der Verwüstung erkennen zu lassen. Die bodenebene Erde schaute schrecklich, trostlos und tot aus.
    Alec fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und starrte verwirrt und betäubt auf das Chaos. Alles schien ein ungeheurer Alptraum zu sein, eine entsetzliche Reise durch Raum und Zeit.
    Wie hatten sie selbst im Pueblo eine solche Katastrophe überleben können? Voller Grauen betrachtete Alec die zerborstenen Felsbrocken und Trümmer um sich her. Nur langsam faßte er sich und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
    Es war kein schrecklicher Traum, er erlebte dies alles wirklich, ob es nun ein Ende oder einen Anfang bedeutete. Um sich zu trösten, schlang Alec die Arme ganz fest um den Hals seines Pferdes und drückte es an sich.
    Dann setzte er seinen Weg fort. Die Sonne glühte schwach und dunkelrot im Osten, und der Himmel war bräunlich-schwarz. Blitz’ Hufe klapperten über die Steine, sonst konnte Alec in der Grabesstille nur seinen eigenen Atem hören.
    »Blitz«, sagte er laut, »ich hatte überhaupt kein Recht, dich mitzunehmen.«
    Die Ohren des Hengstes drehten sich nach hinten. Dann wandte er auch seinen stolzen Kopf in Alecs Richtung, rollte mit den großen Augen und zeigte einen Augenblick einen halbmondförmigen, weißen Augapfel. Aus dem nassen Rund seiner geblähten Nüstern kam ein lautes Schnauben, als wenn er Alec verstanden hätte, aber durchaus nicht lieber zu Hause geblieben wäre.
    Ein kalter Windzug streifte Alecs Gesicht, und grobe Sandkörner prickelten auf seiner Haut. Er beugte sich tief über den Hals des Pferdes und überließ es ihm, einen Weg durch Felsbrocken, Schutt und Trümmer zu finden. Gern hätte er Blitz weiter Mut zugesprochen, aber der Wind blies ihm Sand in den Mund. Daher schwieg er, ließ den Hengst im Schritt gehen und blinzelte vorsichtig, um überhaupt etwas zu sehen. Als die Böen nicht abflauten, riß er ein Stück aus seiner ohnehin zerfetzten Hose und bedeckte mit dieser Maske notdürftig sein Gesicht.
    Die Minuten wurden zu Stunden, während der Hengst den Windungen und Falten des Bodens folgte, wobei seine Hufe dichte Staubwolken aufwirbelten. Alec biß die Zähne zusammen, damit sie nicht vor Kälte aufeinanderschlugen. Seine Augen schmerzten und brannten. Aber für sein Pferd, das wußte er, war alles noch schlimmer. Und so gingen sie weiter, obwohl ihre Glieder trotz der Anstrengung vor Kälte steif wurden.
    Ab und zu schaute Alec sehnsüchtig zur Sonne empor, in der Hoffnung, sie würde endlich wirklich den Tag bringen. Irgendwo da oben war sie, aber ihre schwächlichen Strahlen drangen nur kraftlos durch den braunen Dunst. Dann und wann konnte man ihre Ränder sehen, die trübe Flecken eines gebrochenen Morgenlichts auf die Erde warfen.
    Endlich färbte sich der Himmel über der mit Asche beladenen Luft bernsteinfarben, dann allmählich rötlich. Es wurde heller, und plötzlich zog sich die Dunkelheit zurück, und die Sonne erschien wie ein rundes, glühendes Loch in der dicken Staubschicht. Zunächst erkannte Alec die Landschaft nicht wieder. Soweit seine Augen reichten, war alles tot und verwüstet. Asche und Trümmer häuften sich auf der geborstenen Erde. Entwurzelte Bäume mit kahlen, verkohlten Stämmen lagen in wirren Haufen umher. Das von den heftigen Erdstößen aufgewühlte Land machte einen völlig unwirklichen, öden Eindruck.
    Selbst die Berge hatten sich vollkommen verändert. Dort, wo einmal ihre Gipfel gewesen waren, stiegen jetzt Dampfwolken aus tiefen Mulden, gähnten breite Krater. Es gab weder Schnee noch Eis mehr, nur überall dort, wo es Ausbrüche gegeben hatte, klaffende Wunden. Felsen und Bergspitzen waren in sich zusammengefallen, und noch jetzt, während Alec die düstere Szene betrachtete, glitten große Steinlawinen zu Tal.
    Die Vernichtung war vollkommen, und in Alecs Ohr klang Alphs warnende Stimme: »Draußen wartet nur der Tod.«
    Noch einmal ließ Alec seinen Blick über das graue, leblose Land schweifen. Konnte irgend jemand oder irgend etwas
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