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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen
Autoren: Brown Sandra
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um Sie mit Lesestoff zu versorgen, den Sie dann doch nicht lesen?«
    Â»Howie, Sie plagen mich. Außerdem sind Sie gerade der Richtige, um Umweltbewußtsein zu predigen, wo Sie mit Ihren vier Päckchen Zigaretten am Tag die Atmosphäre vergiften.«
    Â»Von meinen Fürzen ganz zu schweigen.«
    Sie verabscheute sein bösartiges kleines Grinsen fast so sehr wie die Kleingeister in der Geschäftsleitung von WVUE, einem unabhängigen Fernsehsender mit niedrigem Budget und geringem Niveau, der schwer zu kämpfen hatte, um sich in Washington, D.C., gegen die Fernsehgiganten zu behaupten. Sie hatte um Geld betteln müssen, um jene Features produzieren zu können, die die First Lady gelobt hatte. Sie hatte Ideen für viele weitere. Aber die Geschäftsleitung des Senders, auch Howie, stellte sich taub. Ihre Ideen wurden von Männern blockiert, denen es an Vision, Talent und Energie mangelte. Sie gehörte nicht hierher.
    Ist das nicht genau die Überzeugung, an die sich Häftlinge klammern?
    Â»Schweigen wir lieber von Ihren Fürzen, Howie.«

    Sie ließ sich in den Schreibtischsessel fallen, grub mit den Fingern Tunnels in ihr Haar und hielt es von ihrem Gesicht weg. Ihre Frisur war von Anfang an nicht sehr elegant gewesen, aber der feuchte Wind auf der Restaurantterrasse hatte sie völlig verwüstet.
    Ein merkwürdiger Treffpunkt.
    Noch merkwürdiger war unser Gespräch.
    Welchen Zweck hat sie damit verfolgt?
    Auf der Rückfahrt zum Sender hatte Barrie sich jedes einzelne Wort ihres Gesprächs mit der First Lady ins Gedächtnis zurückgerufen. Sie hatte jeden Tonfall von Vanessa Merritts Stimme analysiert, jede ihrer Handbewegungen beurteilt, ihre Körpersprache eingeschätzt und über die beunruhigende letzte Frage nachgedacht, die gleichzeitig ihr Abschiedsgruß gewesen war. Trotzdem konnte sie noch immer nicht genau sagen, was eigentlich passiert war. Oder was nicht passiert war.
    Â»Haben Sie Ihre e-mail schon gelesen?« Howies Frage riß sie aus ihren Gedanken.
    Â»Noch nicht.«
    Â»Dieser Tiger, der aus einer Jahrmarktstierschau ausgebrochen ist, der ist wieder da. Er war überhaupt nicht ausgebrochen. Ergo gibt’s keine Story.«
    Â»O neiiin!« sagte sie dramatisch. »Und ich hatte mich so darauf gefreut, darüber zu berichten.«
    Â»Hey, das hätte ’ne große Story werden können. Das Tier hätte ein Kind oder sonstwen fressen können.« Er schien dieser verpaßten Gelegenheit aufrichtig nachzutrauern.
    Â»Es war ein beschissener Auftrag, Howie. Die beschissenen Aufträge kriege immer ich. Weil Sie mich nicht mögen oder weil ich eine Frau bin?«
    Â»Himmel, nicht schon wieder die alte feministische Leier! Was ist los – PMS oder was?«

    Sie seufzte. »Howie, Sie sind ein hoffnungsloser Fall.«
    Hoffnungslos . Das war’s! Vanessa Merritt hatte hoffnungslos gewirkt.
    Um in Ruhe über diesen neuen Einfall nachdenken zu können, sagte Barrie ungeduldig: »Hören Sie, Howie, wenn Sie nichts Bestimmtes mit mir besprechen wollen, habe ich hier jede Menge zu tun, wie Sie sehen.«
    Howie trat an die Trennwand zwischen ihrer Bude – so bezeichnete sie ihren engen Glaskasten – und der nebenan. Unabhängig von der Jahreszeit trug er kurzärmelige weiße Hemden. Unweigerlich. Unweigerlich mit schwarzen Hosen, die unweigerlich glänzten. Seine Krawatten waren Schnellbinder. Das heutige Exemplar war besonders scheußlich und hatte einen Fleck über der ausgefransten Unterkante, die nur bis zur Mitte seines gewaltigen Brustkorbs reichte, der in keinem Verhältnis zu seinem fast nicht vorhandenen Hintern und seinen spindeldürren O-Beinen stand.
    Er verschränkte die Arme über der Brust. »Eine Story wäre nett, Barrie. Sie wissen schon – eine Story . Wofür wir Sie bezahlen und was wir, mehr oder weniger täglich, von Ihnen erwarten. Wie wär’s mit einer für die heutigen Abendnachrichten?«
    Â»Ich hab’ an einer gearbeitet, die sich zerschlagen hat«, murmelte sie, während sie ihren Computer anlaufen ließ.
    Â»An welcher denn?«
    Â»Wozu noch darüber diskutieren, wenn sie sich zerschlagen hat?«
    Vanessa Merritt hatte gesagt, die letzten Monate ihrer Schwangerschaft seien unerträglich gewesen. Selbst wenn sie nicht diesen starken, anschaulichen Ausdruck verwendet hätte, hätte allein
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