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Blindes Vertrauen

Blindes Vertrauen

Titel: Blindes Vertrauen
Autoren: Brown Sandra
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ihr Verhalten gezeigt, daß sie eine sehr schwere Zeit hinter sich hatte. Und nach der Geburt war das »Unerträgliche«
noch schlimmer geworden. Aber was war so unerträglich gewesen? Und warum hat sie es mir erzählt?
    Howie schwafelte weiter, ohne zu merken, daß sie nur mit halbem Ohr zuhörte. »Ich verlange weiß Gott keine Livereportage über jemand, der den Kopf runtergeschossen kriegt, oder die ersten Schritte eines Menschen auf dem Mars oder irgendeinen Extremisten der Nation of Islam, der den Papst im Vatikan als Geisel genommen hat. Eine einfache kleine Story tät’s schon. Irgendwas. Sechzig Sekunden, um die Zeit zwischen dem zweiten und dritten Werbeblock auffüllen zu helfen. Mehr verlange ich ja gar nicht.«
    Â»Sehr kurzsichtig von Ihnen, Howie«, meinte Barrie. »Wenn das Ihre beste Rede zur Mitarbeitermotivierung ist, wundert es mich nicht, daß Ihre Untergebenen so unbefriedigende Arbeit abliefern.«
    Er ließ die Arme sinken und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter siebenundsechzig auf, die er nur mit Einlagen in seinen abgelatschten Oxfords erreichte. »Wissen Sie, was Ihr Problem ist? Sie haben zu hochgesteckte Ziele. Sie wollen eine Diane Sawyer sein. Nun, hier ist ’ne Kurzmeldung für Sie: Sie sind keine. Und Sie werden nie einen berühmten Filmregisseur heiraten oder ein eigenes Nachrichtenmagazin bekommen. Sie werden in unserer Branche nie Ansehen und Glaubwürdigkeit erringen – weil Sie eine Versagerin sind, was die ganze Branche weiß. Warten Sie also nicht länger auf die ganz große Story, geben Sie sich mit solchen zufrieden, denen Sie und Ihr beschränktes Talent gewachsen sind. Mit Sachen, die ich senden kann. Okay?«
    Barrie hatte ihn unmittelbar nach den »hochgesteckten Zielen« ausgeblendet. Zum ersten Mal hatte sie diese Tirade an dem Tag gehört, an dem er sie eingestellt hatte – in seiner Herzensgüte, hatte er behauptet. Außerdem, hatte er hinzugefügt,
solle er auf Wunsch der Geschäftsleitung einen weiteren »Rock« einstellen, und Barrie sehe »okay« aus. Diesen Quatsch hatte sie seither an fast jedem Werktag gehört. Drei Jahre lang.
    In ihrer E-Mail fand sie einige Mitteilungen, aber nichts, was nicht Zeit bis später hatte. Sie schaltete ihren Computer aus und stand auf. »Für heute abend ist es schon zu spät, Howie. Aber morgen kriegen Sie ’ne Story von mir. Ehrenwort.« Sie griff nach ihrer Umhängetasche und hängte sie sich wieder über die Schulter.
    Â»Hey! Wohin wollen Sie?« rief er hinter ihr her, als Barrie an ihm vorbeirauschte.
    Â»In die Bibliothek.«
    Â»Wozu?«
    Â»Recherchen, Howie.«
    Als sie am Getränkeautomaten vorbeikam, schlug sie mit einer Faust dagegen. Prompt rollte ein Diet Coke ins Ausgabefach.
    Sie betrachtete das als gutes Zeichen.
    Â 
    Barrie jonglierte mit ihrer Umhängetasche, einem Stapel Bibliotheksbücher und ihren Schlüsseln, sperrte den Hintereingang ihres Stadthauses auf und stolperte hinein. Sobald sie die Schwelle überschritt, bekam sie einen innigen, feuchten Kuß auf die Lippen.
    Â»Danke, Cronkite.« Sie wischte sich den Geifer aus dem Gesicht. »Ich liebe dich auch.«
    Cronkite und der übrige Wurf hatten an dem Tag im Tierheim eingeschläfert werden sollen, an dem Barrie zu dem Entschluß gekommen war, sie brauche einen vierbeinigen Gefährten, nachdem ein zweibeiniger angekündigt hatte, er brauche mehr Bewegungsfreiheit, und für immer aus ihrem Leben verschwunden war.

    Die Entscheidung, welchen Welpen sie retten sollte, war ihr nicht leichtgefallen, aber sie hatte ihre Wahl nie bereut. Cronkite war ein großer, langhaariger Mischlingshund mit deutlichem Golden-Retriever-Einschlag. Seine großen, braunen Augen verehrten sie jetzt andächtig, während sein Schwanz überglücklich gegen ihre Wade trommelte.
    Â»Also mach schon«, forderte sie ihn auf und nickte in ihren winzigen Garten hinaus. »Reinkommen kannst du durch die Hundetür.« Cronkite winselte. Barrie seufzte. »Schön, ich warte. Aber beeil dich! Diese Bücher sind verdammt schwer.«
    Selig begoß er mehrere Büsche und stürmte dann vor Barrie ins Haus.
    Â»Mal sehen, ob in der Post was Interessantes ist«, sagte Barrie, als sie zur Haustür ging, hinter der ihre Post in einem Haufen unter dem Einwurfschlitz lag.
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