Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
einschätzen, wie sicher sie überhaupt noch auf den Beinen ist. Also verwirft sie diesen Plan und spielt sein grausames Spiel weiter mit. Sie hört Kunststoff knistern. Dann spürt sie, wie Frederik ihr eine Plastiktüte über den Kopf streift. Leonie wundert sich, wie nüchtern sie plötzlich denkt. So ist das also! Frederik will auf Nummer sicher gehen, weil er nicht weiß, ob sie eine tödliche Dosis der K. O.-Tropfen geschluckt hat. Wie lange kann man in einer solchen Plastiktüte atmen? Nicht lange! Hoffentlich geht er gleich, sonst muss ich doch noch aufspringen und weglaufen. Leonie hört, wie sich seine Schritte in Richtung des Treppenaufgangs entfernen. Dann hält er plötzlich an, die Schritte kommen zurück. Hat er etwas vergessen? Er steht jetzt wieder dicht neben ihr. Leonie hält die Luft an. Er beugt sich über sie. Sie hört ein kleines Geräusch und weiß sofort, was das ist. Er hat die andere Flasche, die er auf der Holzbank deponierte, an sich genommen. Er steht so dicht neben Leonie, dass sie seine Fußspitzen in der Seite spürt. Ein zartes Klicken ist zu hören. Er öffnet den Schraubverschluss. Sie hört das Schwappen der Flüssigkeit und seine Schluckgeräusche. Er trinkt! Eins. Zwei – drei große Schlucke. Dann verschließt er die Flasche wieder und geht zügig davon. Sie hört seine Schritte auf den Stufen. Leonie setzt sich auf und reißt sich die Tüte vom Kopf. Sie lehnt sich gegen die Bank hinter ihr, schließt die Augen und atmet tief durch. Auf der Treppe hört sie Frederiks Schritte, die langsamer werden. Dann dröhnt ein heftiges Poltern durch den Turm.

    Sie liegen nebeneinander auf Niklas Schlafcouch und hören Musik. Es ist früher Nachmittag und kaum zu glauben, dass ein einigermaßen normaler Schulvormittag hinter ihnen liegt. Die Nachricht, dass Frederik Kaufmann mit einem Beinbruch im Krankenhaus liegt, hat niemanden sonderlich beeindruckt. Nur Hanna und Sercan wissen, was gestern Nachmittag vorgefallen ist und haben sich an ihr Versprechen gehalten, nichts davon weiterzuerzählen. Die größere Sensation ist ohnehin, dass Marcel und Jens wieder in der Schule aufgetaucht sind. Es bestünde kein dringender Tatverdacht zurzeit gegen sie, wurde berichtet. Auch die beiden sind wenig gesprächig gewesen, ihre Version des Ereignisses in der Fabrikhalle hatten sie ohnehin bereits ausführlich bei MYFRIENDS berichtet.
    Leonie spürt eine angenehm bleierne Müdigkeit in den Gliedern, die sich immer weiter ausbreitet. Endlich ist da das Gefühl, zur Ruhe kommen zu können. Gestern Abend war sie noch lange zur Aussage bei der Polizei gewesen. Ihre Eltern waren gekommen und hatten auf Mariannes Anraten den Rechtsanwalt Dr. Gärtner als Unterstützung mitgebracht.
    In der Nacht hatte sie kaum schlafen können, die Ereignisse des Tages wirbelten als wildes Durcheinander in ihrem Kopf. Dennoch hatte sie am Morgen darauf bestanden, in die Schule zu gehen. Sie sehnte sich nach Normalität und nach ihren Freunden.
    »Hast du gelesen, morgen nach der vierten gibt es in der Schule eine Trauerfeier für Benny«, fragt Niklas leise neben Leonies Ohr. Sie nickt mit halb geschlossenen Augen. Niklas betrachtet sie von der Seite. An ihren Handgelenken sind deutlich blutunterlaufene Stellen zu sehen. »Tut das noch sehr weh?«, fragt er. Leonie öffnet die Augen und dreht sich seitlich zu ihm hin. »Kaum«, flüstert sie, »viel schlimmer ist … er wollte mich umbringen, Nik. Es ist ein furchtbares Gefühl, wenn du plötzlich weißt, dass dein Leben auf dem Spiel steht. Und das Verrückte ist, diese Angst – die kommt erst jetzt. Dauernd muss ich daran denken. Gestern noch wusste ich zwar, dass es gefährlich ist, aber ich hatte keinen Augenblick daran geglaubt, dass ich es nicht schaffen könnte. Nur so war ich überhaupt in der Lage zu denken und etwas zu tun. Aber jetzt merke ich, wie es mich immer mehr lähmt. Er hätte mich töten können. Ich habe einfach nur ein Riesenglück gehabt. Wieder einmal!«
    »Du hast doch gehört, was Anja Wiesner gestern gesagt hat: Dass Frederik den Tod von Denise verschuldet hat, ist ihm nicht nachzuweisen. Alles, was er dir gestern erzählt hat, hat er nachher im Krankenhaus total abgestritten. Er sagt, dass du dir alles nur ausgedacht hättest.«
    »Aber Anja hat gestern auch gesagt, dass sie durch meine Schilderung von dem, was Frederik mir erzählte, jetzt einen Hinweis hätten, dass Denise und ich in dem Tiertransporter von Frederiks Vater weggebracht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher