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Blinder Rausch - Thriller

Blinder Rausch - Thriller

Titel: Blinder Rausch - Thriller
Autoren: Random House
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ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen‹.«
    »Lies die letzten beiden Zeilen noch einmal!«, flüstert Leonie atemlos und Niklas tut es. Leonie wankt zur Couch und lässt sich dort niedersinken. Niklas folgt ihr besorgt mit den Blicken. »Es ist genau dieser Spruch, den ich am Sonntag neben einem Grablicht am See gefunden habe. Er hatte ihn mit schwarzem Edding groß und deutlich auf einen Pappteller geschrieben. Hast du es nicht auch gesehen?« Niklas schüttelt den Kopf. »Ich fahre nicht gerne an dieser Stelle vorbei und bin anders herum um den See gefahren.«
    »Ich bin mir jetzt sicher, dass Benny das Licht angezündet hat«, flüstert Leonie. »Er hat es für Denise angezündet. Ein Licht an einem finsteren Ort! Er hat ihr das Licht gebracht und sie um Verzeihung gebeten.«
    »Meinst du wirklich?«, fragt Niklas.
    Leonie nickt heftig: »Ja, bestimmt! – Versteh doch! Er hat sich selbst mit Luzifer verglichen, dem gefallenen Engel, der schwer gesündigt hat, aber er möchte, dass wir ihn nicht nur so sehen, sondern auch als den anderen Luzifer, nämlich als den, der ein Engel ist und das Licht bringt, die Hoffnung! Und diese Worte ›bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen‹ bedeuten, wenn du Morgenstern mit Luzifer und Benjamin gleichsetzt, dass er sich wünscht, dass er in unseren Herzen bleibt. Dass wir ihn trotz allem nicht vergessen.« Die letzten Worte hat Leonie kaum aussprechen können, so sehr zitterte ihre Stimme. Niklas betrachtet sie stirnrunzelnd. »Ist das alles nicht ein bisschen weit hergeholt?«, fragt er.
    »Nein!«, kommt es überzeugt von Leonie. »Ich bin mir sicher, dass es so war. Und jetzt bin ich auch sicher, dass Benny Denises Tod verschuldet hat.«
    »Aber als Geständnis für die Polizei kann man Bennys Engels- und Teufelsgeschichten nicht verwerten. Da wäre es besser, wenn er es konkret aufgeschrieben und möglichst als Beweis noch die Datei mit den Bildern aus dem Partykeller dazugelegt hätte. So ist das alles nur Hokuspokus«, wehrt Niklas ab, klappt das Laptop zu und legt sich wieder neben Leonie auf die Couch.
    Leonie bedeckt die Augen mit dem Unterarm. »Am Ende haben auch Marcel und Jens ausnahmsweise mal nicht gelogen und sie haben wirklich nichts mit Benjamins Tod zu tun.«
    »Und wer soll ihn sonst da hinuntergeworfen haben?«, fragt Niklas.
    Leonie beginnt mit spröder Stimme zu erzählen. In allen Einzelheiten berichtet sie Niklas von Benjamins Verhalten bei Denises Beerdigung und von dem Erlebnis mit ihm am Samstag.
    »Er war hier und wollte mich sprechen?«, fragt Niklas erstaunt. »Das kann eigentlich nur ein Vorwand gewesen sein, er wusste doch, dass ich weg bin!«
    »Ich werde auch nicht schlau daraus, was er wollte«, erklärt Leonie. »Zuerst dachte ich, er sei wegen mir gekommen, aber dann hat er mich derart weggebissen, dass das nicht der Grund gewesen sein kann. – Vielleicht wollte er dir die Datei mit den Bildern bringen?«
    »Oder dir«, vermutet Niklas.
    »Er hat mir aber nichts gegeben. Ich wünschte, er hätte es getan! Er war mir sogar bis ins Treppenhaus gefolgt.«
    »Das hast du mir eben gar nicht erzählt.«
    »Ich hatte es auch schon wieder vergessen. Er stand eine Weile bei den Briefkästen. Ich dachte erst, er wirft mir etwas ein. Aber als ich später nachschaute, war der Briefkasten leer.«
    »Er ist herumgeschlichen wie ein einsamer Wolf. Getrieben war er von den schlechten Erinnerungen an seine Tat, von Selbstzweifeln, wie er damit weiterleben kann, aber auch von seinem Hass und seiner Wut auf die, von denen er glaubte, dass sie die Mitschuld tragen.«
    »Ja, genau so einen Eindruck hat er gemacht«, bestätigt Leonie. »Er war völlig zerrissen. Ich hätte mich nicht von ihm wegjagen lassen dürfen, ich hätte mit ihm reden müssen.«
    »Ich glaube nicht, dass er das gewollt hätte. Vergiss nicht, er war auf seine Art ziemlich verliebt in dich. Ich glaube, er wollte dich eigentlich um Entschuldigung bitten, aber er wusste nicht, wie er das anstellen konnte.«
    »Armer Benny, wie allein er gewesen ist! – Er tut mir so leid.«
    »Verzweifelt und allein und voller Hass, ja«, flüstert Niklas.
    »Niemand war es! – Er hat sich selbst da hinuntergestürzt, nicht wahr?«
    »Ja, das glaube ich inzwischen auch. – Aber er wollte nicht gehen, ohne es uns heimzuzahlen. Deshalb hat er uns alle dahin bestellt und gehofft, er kann es so
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