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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller
Autoren: Andreas Winkelmann
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zu der offen stehenden Tür in dem Gebäude vor.
    Paul wollte sich von dem BMW lösen, um seinen Kollegen zu folgen, da nahm er eine Bewegung im Inneren des Wagens wahr. Er trat einen Schritt zurück und zielte mit der Waffe auf die hintere Seitenscheibe. Sein Finger lag am Abzug der entsicherten Waffe. Plötzlich blickte er in das schmale Gesicht eines kleinen Mädchens, das zwischen den Sitzen lag.
    Paul sicherte die Waffe und steckte sie weg.
    »Das gibt’s doch gar nicht!«, entfuhr es ihm.
    Kindler blieb neben der Tür stehen, Ziller kam zurück.
    »Was ist?«, fragte er.
    Paul zog behutsam die Autotür auf. »Da ist das kleine Mädchen drin. Die aus dem Heim!«
    Sarah blieb zwischen den Sitzen liegen, eingerollt, Schutz suchend. Ihre blinden Augen sahen blicklos zu ihnen empor. Sie weinte. »Bis hundert hast du gesagt, nur bis hundert. Ich habe aber schon bis vierhundert gezählt!«
    Ihre Unterlippe zitterte unter Tränen.
    Paul winkte einen der uniformierten Kollegen heran. Sie trafen sich ein paar Schritte vom BMW entfernt.
    »Da ist ein kleines Mädchen im Wagen. Das Entführungsopfer aus dem Heim. Kümmern Sie sich um die Kleine, bis der Notarzt eintrifft. Ihr Kollege soll sie sichern. Der Täter befindet sich wahrscheinlich noch im Gebäude. Ich gehe mit meinen Kollegen rein.«
    Der Polizist nickte, kam mit an den Wagen und beugte sich in den Fond. »Hallo, Kleine«, begann er, »ich bin Polizist und …«

    Sarah stieß einen gellenden Schrei aus, als sie nicht wie erwartet Max’ Stimme hörte. Der Polizist stieg geistesgegenwärtig ein, zog die Tür hinter sich zu und schnitt den Schrei damit ab.
    Paul drehte sich um. Die Kleine war jetzt in Sicherheit. Er konnte sich nicht um sie kümmern. Wichtiger war es, den Täter zu fassen. Zu dritt gingen sie auf die offen stehende Metalltür zu. Dort holte er seine Waffe hervor und sah seine Kollegen an.
    »Wollt ihr auf ein MEK warten?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    Paul nickte. »Ich auch nicht, aber ich musste ja wenigstens fragen. Also, schnappen wir den Wichser … Aber seid bloß vorsichtig. Wer weiß, ob er hier nicht noch mehr giftige Tiere rumlaufen hat.«
    Ziller ging vor, sicherte den Lagerraum. Alle drei sahen die Füße im Türrahmen zum nächsten Raum. Sie schoben sich vor und erstarrten beim Anblick des männlichen Leichnams. Sie hatten schon viel gesehen, aber dieses zerstörte Gesicht gehörte trotzdem zu dem Schlimmsten. Paul kannte den Mann nicht, aber Max Ungemach war das nicht. Der war jünger und besser durchtrainiert. Kindler stieg als Erster über die Leiche hinweg in den dunklen Saal dahinter.
    »Gibt es da einen Lichtschalter?«, fragte er zurück, ohne sich umzudrehen.
    Paul fand mehrere Schalter nebeneinander. Er betätigte sie einfach alle. Im Saal flammten über den Tischen ein paar Glühlampen auf, aber längst nicht alle, dafür strahlte der große Kronleuchter in der Mitte des Saales hell. Spinnenweben hüllten die Arme und Kerzen ein.
    Und wieder trauten sie ihren Augen nicht.

    Der Saal maß ungefähr zwanzig mal zehn Meter, die Wände waren halbhoch mit dunklem Holz vertäfelt, die Decke mit Stuckplatten ausgestattet, die vergilbt waren. Das Unglaubliche aber befand sich auf den runden Tischen. Davon gab es ungefähr vierzig Stück mit den dazugehörigen Stühlen, und bis auf drei in der Mitte, standen alle ordentlich da. Sie waren mit weißen Decken verhüllt, und die waren nicht vergilbt. Auf jedem einzelnen der Tische lagen Spielkarten. Zu langen Reihen aufgereiht lagen sie da: Buben, Damen, Könige,Asse und auch alle anderen Spielfarben, jeweils eine Farbe pro Reihe.
    Paul trat näher an einen Tisch heran.
    Die Karten waren so genau ausgerichtet, dass die Kanten exakt miteinander abschlossen. Auch die Abstände zwischen den einzelnen Reihen schienen gleich zu sein. Paul schätzte, dass, würde er mit einem Zentimetermaß nachmessen, diese auf den Millimeter genau stimmten. Pro Tisch waren es ungefähr fünfzig Karten.
    »Mich laust der Affe«, murmelte er und versuchte sich vorzustellen, was für eine Art Mensch dieser Sauter war. Die Worte zwanghaft und pedantisch kamen ihm in den Sinn, darüber hinaus vermochte er den Charakter dieses Mannes aber nicht zu erfassen. Etwas Ähnliches war Paul bis heute noch nicht untergekommen.
    Kindler, der zur Mitte des Saales vorgegangen war, deutete auf einen dunklen Fleck auf dem Parkett. Drum herum lagen Spielkarten verstreut.
    »Frisches Blut … Und zwei Schneidezähne«, sagte
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