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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer
Autoren: Unbekannter Autor
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Zeit anzufangen!«
    Dick Scroggs sagte: »Na, ich seh schon, wie's kommt! Wer will, der kann sich bei Trevor Sly vergnügen, nur zu.« Empört stapfte er zurück zum Tresen, wo er laut mit Gläsern und Flaschen klirrte.
    Melrose rief ihm zu: »Keine Sorge, Dick. Einen Schluck vom Cairo Flame, und die Flammen schlagen einem aus den Ohren. Da kann man nur noch die Flucht ergreifen. Ich hab den Geschmack von dem Zeug immer noch auf der Zunge.«
    Daß Trevor Sly selbst sein Bier braute, war kaum ein Trost für Dick Scroggs, denn genau das tat er auch seit einiger Zeit, allerdings mit mäßigem Erfolg. Er zerbrach ein Glas und fluchte.
    Vivian seufzte und blieb mit dem Blick an einem halben Dutzend weißer Umschläge hängen. Sie nahm einen. »R. Jury« stand darauf. Beim Anblick von Jurys Namen schüttelte sie den Kopf und ließ den Umschlag wieder fallen. »Jetzt ziehen Sie ihn auch noch in diese Sache rein. Nur damit er am Ende auch verblödet.«
    Trueblood zog die Stirn kraus. »Ach, er hat auf seine Liste ja kaum einen Gedanken verschwendet. Haben Sie das nicht bemerkt? Er stand einfach da und kritzelte sie voll, ohne auch nur im entferntesten nachzudenken.«
    Mehr zum Flügelfenster als zum Tisch sagte Vivian quengelig: »Warum fährt er eigentlich dauernd nach Stratford-upon-Avon? Er war doch gerade erst da.«
    »Freunde«, sagte Melrose. Die Tatsache, daß es eine Freundin war, erwähnte er nicht. Melrose hatte die Beziehung zwischen Vivian und seinem Freund Jury nie recht begriffen. Als Jury das erstemal in Long Piddleton gewesen war, mußte irgend etwas vorgefallen sein (argwöhnte er). Nun wurde er quengelig.
    Trueblood spann seine eigenen Gedanken fort. »Er hat nicht mehr als zwei, drei Minuten damit verbracht.«
    »Er war in Eile«, sagte Melrose, strich »Fiona« aus und ersetzte es durch »Polly«. Pas war ein guter Name, der nach Chelsea klang. »Er wollte nach Exeter.«
    »Nach Exeter? Ich dachte, nach Stratford«, sagte Vivian.
    »Danach nach Exeter.«
    Leicht beunruhigt sagte Trueblood: »Sie meinen doch nicht, daß er es am Ende weiß? Schließlich ist er ja von Scotland Yard. Da wäre es kein Kunststück, in Jenks' Büro zu marschieren und Einsicht in die Unterlagen zu verlangen.«
    »Quatsch«, sagte Plant. »Jury würde nicht betrügen.«
    Aber Trueblood bedachte den mit R. Jury gekennzeichneten Umschlag mit einem bänglichen Blick.
    »Für läppische sechzig Pfund lohnt sich die Mühe doch kaum«, sagte Diane. Zehn Pfund betrug der Wetteinsatz. Sechs hatten eingezahlt. »Und wenn Sie das nächstemal nach Northampton düsen, sagen Sie mir bitte Bescheid, Agatha, ja? Dort gibt es einen Laden, aus dem Sie mir Büffelgraswodka mitbringen können.«
    Agatha würde ihr eher einen Büffel mitbringen, dachte Melrose. Agatha verabscheute Diane De-morney.
    »Sie haben uns aber noch gar nicht erzählt, altes Haus«, sagte Trueblood mit gezücktem Bleistift, »was es für ein Auto war.«
    »Darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Hm, hm«, sagte Trueblood und legte schnell die Hand auf Agathas Umschlag, weil sie danach langte. »Finger weg!«
    Diane Demorney hatte offenbar nachgedacht, eine Aufgabe, der sie sich nicht oft unterzog. »Exeter. Geht es um die Sache in der Kathedrale? Weswegen er den Anruf bekommen hat?«
    »Genau«, sagte Melrose und legte sein zusammengefaltetes Blatt in einen Umschlag.
    »Das ist das Stendhal-Syndrom«, sagte Diane und blickte der lavendelfarbenen Rauchwolke hinterher, die aus ihrer Zigarette aufstieg. »Sie wissen schon. Ich habe Ihnen doch erzählt, daß Stendhal in Ohnmacht fiel, wenn er große Kunst betrachtete.«
    »Stendhal«, sagte Melrose und strich die Lasche des Umschlags glatt, »hat nie wieder geduscht.«
3
    Warum er geglaubt hatte, Elsie sei in der kurzen Zeit seit ihrem letzten Treffen gewachsen, wußte Richard Jury auch nicht. Vielleicht deshalb, weil sie ein kleines Mädchen war und Kinder wie durch Zauberei wachsen, wie Märchenwesen, heute so klein wie eine Erbse, morgen so groß wie eine der griechischen Statuen im Garten.
    »Hallo, Elsie. Kennst du mich noch?«
    »O ja!« rief sie begeistert. »Sie waren doch von Scotland Yard! Sind Sie immer noch dort?«
    Als sei »Scotland Yard« eine Sommeradresse, die am Ende der Saison ungültig wurde. »Ob ich immer noch dort arbeite? Aber natürlich. Richard Jury, Superintendent, Scotland Yard.«
    Offensichtlich beeindruckt, lächelte Elsie zu ihm hinauf. Sie trug ihre große weiße Schürze so ungeschickt um sich
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