Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
lauschte sogar mit einem beträchtlichen Maß an Geduld, wenn Mr. Jenks über drastische Einbrüche am Immobilienmarkt, sinkende Zinssätze und Hypothekenkäufe redete. Mr. Jenks war stets Leuten auf der Spur, die ihre Hypotheken nicht abtragen konnten und ihre Häuser verkaufen mußten.
    Aus diesem Grund wurde das riesige Anwesen Watermeadows aber keineswegs an die Familie, über die Marshall Trueblood und Melrose Plant Listen anlegten, vermietet.
    »Die Kinder heißen bestimmt Alistair und Arabella. Sie glauben, sie hätten zwei Kinder, nicht wahr, Viv-viv?« sagte Trueblood bleistiftkauend.
    »Nein.« Das Kinn auf die Fäuste gestützt, hatte Vivian sich wieder zum Fenster gedreht. Auf dem Sims lag verharschter Schnee, der auch an diesem sonnigen Februartag nicht schmolz. Melrose bemerkte den reizenden Kontrast zwischen ihrem gräßlich arti-schockenfarbenen Twinset und einem schimmeliggrünen Rock. Bildschön, wie sie war, schien sie fest entschlossen, sich so reizlos wie möglich herzurichten.
    Trueblood fuhr fort: »Er trägt bestimmt eine Regenjacke mit Kapuze und ein Sakko mit Lederflecken am Ellenbogen. Sie, blonder Kurzhaarschnitt und Tweedjackett. Sie rufen immer >Hallöchen< und finden alles >einfach hinreißende Und haben natürlich zwei schokoladenbraune Neufundländer. Und einen Landrover. Den Landrover dürfen wir nicht vergessen. Oder einen Range Rover, ist ja einerlei. Die Köter sitzen hinten drin, vielleicht mit einer Tigerkatze. Die gehört Arabella. Sie hat darauf bestanden, sie mitzubringen, obwohl Mami sie lieber zu Hause bei der Köchin gelassen hätte. Sie haart so schrecklich. Sie heißt ...«
    Vivian drehte sich vom Fenster um. »Meine Güte, so hören Sie doch auf!« bat sie nicht böse, aber weidlich angeödet. Immerhin redeten sie seit Wochen über diese Leute.
    Vivian wollte sich mal wieder nach Venedig aufmachen. Wie oft (überlegte Melrose) war sie seit ihrer Verlobung mit diesem italienischen Grafen nun schon dorthin gefahren? Wie oft war die Hochzeit -meist unter irgendeinem von Plant und Trueblood ausgeheckten Vorwand - hinausgezögert und verschoben worden? Das letztemal hatte ihr der Tod einer Giopinnoschen Tante eine kleine Atempause verschafft. Die war nun zu Ende, die Familie hatte den Verlust bemerkenswert gut verkraftet. Melrose hatte Vivian beim Tee in Ardry End auf den Kopf zugesagt, daß den Grafen Franco Giopinno zu heiraten für sie offenbar eine Art Hobby sei, dem sie, wenn sie nichts Besseres zu tun hatte, frönte wie Tennisspielen oder Times-Kreuzworträtselraten. Daraufhin hatte Vivian ihm ein Kressesandwich an den Kopf geworfen.
    »Hm, vielleicht irre ich mich bei der Katze.« Trueblood drehte sich um und bestellte bei Dick noch ein Pint des scheußlichen Biers, das dieser zusammenbraute, um mit Trevor Sly, dem Wirt des Blue Parrot, mitzuhalten.
    »Offen gestanden, bin ich froh, daß sie nur am Wochenende kommen«, sagte Diane Demorney. »Da müssen wir sie wenigstens nicht das ganze Jahr über ertragen.«
    »Also ehrlich«, sagte Vivian, »Sie tun beide so, als gehöre Long Pidd Ihnen. Ja, als gehöre ganz Northants Ihnen.«
    »Mir schon«, sagte Melrose und fügte leise hinzu: »Zum Kuckuck, da kommt Agatha.«
    Mit den Worten: »Also, ich kann Ihnen mit Sicherheit eines über sie erzählen«, trat Lady Agatha Ardry ein, und ihre weite schwarze Pellerine wirbelte um sie herum. »Sie« waren während der letzten Tage ein so heißes Thema gewesen, daß sich eine Spezifikation erübrigte.
    Marshall Trueblood richtete sich auf. »Ah! Sie haben sie gesehen?« Das fuchste ihn. Wie überaus ärgerlich, wenn Agatha die neuen Mieter von Water-meadows als erste gesehen hätte. »Wie viele? Wie sehen sie aus? Ihre Hunde? Katzen? Autos?«
    Agatha brauchte geraume Zeit, sich häuslich niederzulassen und den Kragen ihres bräunlichgelben Kostüms glattzuziehen, in dem sie mit ihrer gedrungenen, fülligen Figur wie ein Heuballen aussah. Sie mußte frisch vom Friseur kommen, ihre funkelnagelneuen mausgrauen Locken waren in Form gelegt und angeklatscht, als hätte der Haarstylist sie mit Silberpolitur eingerieben. Sie bat Dick Scroggs um Bedienung und sagte dann höchst salbungsvoll: »Sie haben ein Recht auf Privatsphäre, Mr. Trueblood. Es gibt Leute, die nicht den halben Tag bei Bier und Klatsch verbringen.«
    Sie haben ein Recht auf Privatsphäre, dachte Melrose, bedeutet schlicht und ergreifend, daß Agatha nichts weiß.
    »Haben Sie sie gesehen?« fragte Diane.
    »Nicht ...
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher