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Blind Date Mit Einem Rockstar

Blind Date Mit Einem Rockstar

Titel: Blind Date Mit Einem Rockstar
Autoren: Teresa Sporrer
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kamen sie die Stufen herunter und setzten dann ihren Weg fort, angeführt von meinem Vater. Weil der Weg sehr lang war, dauerte es, bis sie uns erreichten. Sie verneigten sich vor uns und ein paar der Mädchen taten es ihnen gleich, weil sie es so gewohnt waren und nicht wussten, wie man sich korrekt verhielt. Denn gestern noch standen die Krieger in der Rangfolge über uns. Heute jedoch gehörten wir zu den Königsmädchen und solange das so war, standen wir über den Kriegern – sie hatten sich also vor uns zu verneigen. Aber das alles würden die Jungfern die Königsmädchen in den kommenden Wochen im Tempel noch lehren. Sofern sie auserwählt wurden. Da ich bereits wusste, wie man sich benahm, und schon auf dem Plateau wohnte, brauchte man mir kein Zimmer im Tempel einzuräumen. Ich würde also nicht unter der ständigen Aufsicht der Jungfern stehen, was ich als Segen empfand. Hanna jedoch lebte im Dorf und würde für die Zeit der Wahl in den Tempel ziehen. Man wollte es den Mädchen nicht zumuten, jeden Tag den langen Weg bis hoch zum Plateau zu bestreiten.
    Meine beste Freundin wurde jetzt immer nervöser und richtete ihr Kleid andauernd neu. Erst zog sie es gerade, dann ließ sie es wieder locker fallen und allmählich bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn.
    Die Krieger waren nun fast alle beim Baum angekommen und begutachteten uns unverhohlen. Heute Abend würden sie sicher in der Taverne sitzen und darüber reden, wen sie wählen würden, wenn sie der Oberste wären.
    Ich wünschte mir inständig, die Zeremonie wäre endlich vorbei, denn ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. Ganz anders das Mädchen zu meiner Linken, die hochnäsig zur Menge schaute und ein starres Lächeln auf ihren Lippen hielt. Immer wieder strich sie durch ihr langes Haar und ließ ihre schwarze Mähne im Wind wehen. Sie ging mir gründlich auf die Nerven.
    Dann endlich kamen die alten Jungfern aus dem Tempel zurück, Atira führte sie natürlich an.
    »Ich bin so aufgeregt, Lilia, mir bleibt die Luft weg«, sagte Hanna und ich trat näher an sie ran, um ihr die Hand zu drücken.
    »Schließ die Augen und atme langsam ein und aus.« Sie tat, was ich ihr sagte, und nach ein paar Atemzügen lächelte sie mich wieder entspannter an.
    In diesem Moment kam die Sonne hinter einer dichten Wolke hervor und musste unweigerlich hinsehen. Ich blinzelte. Im selben Moment trat der Oberste ins Freie und ein Raunen ging durch die Menge. Endlich konnten ihn alle erkennen, nur ich nicht! Geblendet wie ich war, sah ich kaum etwas. Doch sein Name, von vielen gerufen, flog wie ein Windzug zu mir und ich atmete erleichtert aus.
    Kinthos.
    Wir kannten uns schon lange, denn auch er lebte mit seiner Familie auf dem Plateau. Sein Vater war einst der Oberste gewesen. Eigentlich war es so offensichtlich, dass man ihn wählen würde, dass ich selbst darauf hätte kommen können.
    Er war nicht viel älter als ich und wir hatten uns immer schon gut verstanden. Auch wenn es ein ungewohnter Gedanke war, ihn mir als Ehemann vorzustellen, war ich plötzlich sicher, dass ich mit ihm an meiner Seite glücklich sein könnte.
    Niemals würde er lügen oder seine Hand erheben. Das Volk jubelte, klatschte und die Zuschauer riefen seinen Namen, während er langsam auf uns zukam, bis ich ihn richtig erkennen konnte. In seinem zarten Gesicht spiegelten sich Scham und Unsicherheit.
    Auch wenn es vielleicht keinem so auffiel wie mir, sah ich, dass die Zeremonie ihm unangenehm war. In diesem Punkt glichen wir einander, denn wir beide wollten weder im Mittelpunkt stehen noch Aufmerksamkeit erregen.
    Sein Blick erhellte sich, als er mein Gesicht unter den Mädchen entdeckte. Er zog kurz den Mundwinkel schief und ich verstand, dass er sich nicht wohlfühlte. Wer sucht sich schon gerne eine Frau aus, wenn Hunderte einem dabei zusehen! Er begann auf der linken Seite und ging langsam an den ersten Mädchen vorbei. Nun musste er die Vorauswahl treffen. Wahrscheinlich kannte er die meisten Mädchen genauso wenig wie ich. Auch wenn wir uns manchmal ins Dorf schlichen, so fühlten wir uns dort beide unwohl. Man beobachtete uns und Bekanntschaften hatten wir in all der Zeit kaum gemacht.
    Wie vielen Mädchen wurde bereits heute die Chance verwehrt, ihn näher kennenzulernen? Je weniger Abstand er zwischen uns brachte, desto schneller hörte ich Hanna tief ein- und ausatmen. Ich drückte ihre Hand und spürte, dass sie zitterte. Kinthos kam direkt auf uns zu. Wie er sich in der
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