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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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später hatte sie das Gefühl, mich lange genug schlafen gelassen zu haben, und kam wieder, um nach mir zu sehen. Als sie die Tür zu unserem Schlafzimmer aufstieß, sah sie mich genauso im Bett liegen wie zuvor. Doch als sie näher hinschaute, bemerkte sie, dass mein Körper nicht mehr so entspannt war wie vorher, sondern steif wie ein Brett. Sie schaltete das Licht an und sah, dass ich heftig zuckte. Mein Unterkiefer stand unnatürlich weit nach vorn, und meine Augen rollten nach innen.
    »Eben, sag etwas!«, schrie Holley. Als ich nicht antwortete, wählte sie neun-eins-eins. Die Rettungssanitäter waren in weniger als zehn Minuten da. Sie luden mich schnell in den Krankenwagen und fuhren mich in die Notaufnahme des Allgemeinen Krankenhauses von Lynchburg.
    Wäre ich bei Bewusstsein gewesen, hätte ich Holley genau erklären können, was ich durchmachte, als ich in jenen schrecklichen Momenten, in denen sie auf den Krankenwagen wartete, auf dem Bett lag: einen ausgeprägten Grand-mal-Anfall 2 , zweifellos hervorgerufen durch irgendeinen extrem schweren Schockzustand in meinem Gehirn. Aber natürlich war ich nicht in der Lage, irgendwelche Erklärungen abzugeben.
    In den nächsten sieben Tagen war ich für Holley und den Rest meiner Familie nur noch als Körper präsent. Ich erinnere mich an nichts, was sich in jener Woche in dieser Welt abspielte. Daher mussten diese Teile der sich abspielenden Geschichte von anderen beigesteuert werden, denn ich war bewusstlos. Mein Verstand, mein Geist – wie immer Sie den wesentlichen, menschlichen Teil von mir auch nennen mögen – hatte sich verabschiedet.
    2 generalisierter epileptischer Krampfanfall, bei dem beide Gehirnhälften betroffen sind, Anm. d. Verlags

2
    Das Krankenhaus
    Die Notaufnahme des Allgemeinen Krankenhauses von Lynchburg ist die am zweitstärksten ausgelastete Anlaufstelle für Notfälle im Bundesstaat Virginia, und üblicherweise herrscht dort an einem Werktag um 9.30 Uhr Hochbetrieb. Dieser Montag bildete keine Ausnahme. Obwohl ich die meisten meiner Arbeitstage in Charlottesville verbrachte, hatte ich auch viele OP-Termine im Krankenhaus von Lynchburg und kannte so gut wie jeden dort.
    Laura Potter, eine Notfallärztin, mit der ich schon seit fast zwei Jahre zusammenarbeitete, bekam einen Anruf aus der Notrufzentrale, in dem ihr die Ankunft eines männlichen Patienten, vierundfünfzig Jahre alt, kaukasischer Abstammung im Status epilepticus angekündigt wurde. Während sie sich auf den Weg zum Eingang der Notaufnahme machte, ging sie in Gedanken die Liste der möglichen Ursachen für den Zustand des eintreffenden Patienten durch. Es war dieselbe Liste, die mir an ihrer Stelle auch durch den Kopf gegangen wäre: Alkoholentzug, eine Überdosis Drogen, Hyponatriämie (abnormal niedriger Natriumspiegel im Blut), Schlaganfall, metastatischer oder primärer Gehirntumor, intraparenchymale Blutung (Blutung innerhalb des Hirngewebes), Gehirnabszess … und Meningitis.
    Als mich die Sanitäter in die Notaufnahme rollten, zuckte ich immer noch heftig, unterbrochen von Phasen, in denen ich stöhnte und mit Armen und Beinen ruderte.
    Aus der Art und Weise, wie ich tobte und mich krümmte, zog Dr. Potter den offensichtlichen Schluss, dass mein Gehirn schwer angegriffen war. Eine Krankenschwester brachte einen Medikamentenwagen, eine andere nahm mir Blut ab, und eine dritte ersetzte den ersten, mittlerweile leeren Infusionsbeutel, mit dem mich die Sanitäter noch bei uns zu Hause versorgt hatten, bevor sie mich in den Krankenwagen luden. Während alle an mir arbeiteten, krümmte ich mich wie ein 1,80 Meter langer Fisch, den man gerade aus dem Wasser gezogen hat. Ich gab einen Schwall wirrer, unsinniger Laute und animalischer Schreie von mir. Genauso beunruhigend wie meine Anfälle war für Laura, dass ich anscheinend eine Asymmetrie in der motorischen Kontrolle meines Körpers aufwies. Das konnte bedeuten, dass mein Gehirn nicht nur angegriffen war, sondern dass bereits eine ernste und möglicherweise irreversible Schädigung des Gehirns im Gang war.
    Ein Patient in so einem Zustand bietet einen Anblick, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Aber Laura hatte in den vielen Jahren ihres Dienstes in der Notaufnahme all das schon gesehen. Allerdings hatte sie noch nie erlebt, dass einer ihrer Ärztekollegen in diesem Zustand in die Notaufnahme eingeliefert wurde, und als sie sich den verdrehten und schreienden Patienten auf der fahrbaren Krankentrage genauer
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