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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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weitere Tester gebnisse aus den benachbarten Laboren warteten, erwogen sie all ihre Diagnosemöglichkeiten und therapeutischen Optionen.
    Minute um Minute, während die Testergebnisse kamen, stöhnte ich weiter und krümmte mich unter den Riemen, die mich auf meiner Bahre hielten. Ein immer rätselhafteres Bild zeichnete sich ab. Die Gram-Färbung (ein chemischer Test, benannt nach einem dänischen Arzt, der diese Methode erfunden hat, die es Ärzten erlaubt, eingedrungene Bakterien entweder als gramnegativ oder grampositiv zu klassifizieren) kam zurück und wies auf gramnegative Stäbchen hin, was höchst ungewöhnlich ist.
    Mittlerweile war auf einem Computertomografie-Scan meines Kopfes zu sehen, dass die meningeale Auskleidung meines Gehirns – meine Hirnhaut – gefährlich geschwollen und entzündet war. Ein Atemschlauch wurde in meine Luft röhre eingesetzt, was es einem Beatmungsgerät ermöglichte, das Atmen für mich zu übernehmen (genau zwölf Atemzüge pro Minute), und eine ganze Batterie von Monitoren wurde rund um mein Bett aufgestellt, um jede Bewegung im Innern meines Körpers und meines nun weitgehend zerstörten Gehirns aufzuzeichnen.
    Bei den wenigen Erwachsenen, die jährlich spontan (also nicht nach einer Gehirnoperation oder einem offenen Schädelhirntrauma) an einer E.-coli- Meningitis erkranken, ist meist irgendein handfester Grund dafür auszumachen, zum Beispiel eine Immunschwäche (oft hervorgerufen durch eine HIV-Infektion beziehungsweise durch AIDS). Aber bei mir gab es nichts, was mich für diese Erkrankung anfällig gemacht hätte. Andere Bakterien könnten Meningitis verursachen, indem sie aus den angrenzenden Nasennebenhöhlen oder dem Mittelohr eindringen, nicht aber E. coli . Der zerebrospinale Raum ist viel zu gut vom Rest des Körpers abgeschottet, als dass so etwas passieren könnte. Außer wenn die Wirbelsäule oder der Schädel punktiert werden (zum Beispiel mit einem kontaminierten Tiefenhirnstimulator oder einem Shunt durch einen Neurochirurgen), haben Bakterien wie E. coli, die normalerweise in den Eingeweiden sitzen, einfach keinen Zugang zu diesem Bereich. Ich hatte schon Hunderte von Shunts und Stimulatoren in die Gehirne von Patienten eingesetzt, und wäre ich in der Lage gewesen, etwas zu dieser Angelegenheit zu sagen, wäre ich einer Meinung mit meinen verblüfften Ärzten gewesen: Ich hatte, um es einfach auszudrücken, eine Krankheit, die ich eigentlich unmöglich haben konnte.
    Weil sie die eindeutigen Beweise, die sich aus den Testergebnissen ergaben, immer noch nicht ganz akzeptieren mochten, telefonierten die beiden Ärzte mit Experten für Infektionskrankheiten an den großen Universitätskliniken. Alle waren sich darüber einig, dass die Ergebnisse nur diese eine mögliche Diagnose zuließen.
    Aber mir aus dem Nichts eine schwere E.-coli- Meningitis zuzuziehen war nicht die einzige merkwürdige medizinische Meisterleistung, die ich an diesem ersten Tag im Krankenhaus vollbrachte. In den letzten Momenten, bevor ich die Notaufnahme verließ, und nach zwei geschlagenen Stunden, in denen ich nur ein gutturales Tiergeheul und ein Stöhnen von mir gegeben hatte, wurde ich still. Dann, wieder aus dem Nichts, schrie ich drei Worte. Sie waren kristallklar, und alle anwesenden Ärzte und Schwestern hörten sie – auch Holley, die ein paar Schritte weiter weg stand, gleich hinter dem Vorhang.
    »Gott, hilf mir!«
    Alle eilten zu meiner Bahre. Aber als sie dort ankamen, war ich schon wieder vollkommen teilnahmslos.
    Ich habe keine Erinnerung an meine Zeit in der Notaufnahme, auch nicht an die drei Worte, die ich geschrien habe. Aber es waren die letzten Worte, die ich in den nächsten sieben Tagen sagen würde.

4
    Eben IV.
    Ich baute immer mehr ab. Die zerebrospinale Flüssigkeit eines gesunden Menschen hat einen Glukosegehalt von etwa 80 Milligramm pro Deziliter. Bei einem Schwerkranken, der in unmittelbarer Gefahr schwebt, an bakterieller Meningitis zu sterben, kann er bei nur 20 Milligramm pro Deziliter liegen. Der Glukosegehalt meines Liquors betrug 1 Milligramm pro Deziliter. Meine Glasgow-Koma-Skala zeigte acht von fünfzehn Punkten, was auf eine schwere Gehirnerkrankung schließen ließ, und der Wert sank im Laufe der nächsten paar Tage noch weiter. Mein in der Notaufnahme erhobener APACHE-II-Score (APACHE = Acute Physiology and Chronic Health Evaluation) ergab 18 von 71 möglichen Punkten, was darauf hinwies, dass die Chancen meines Ablebens während jenes
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