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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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Krankenhausaufenthaltes bei etwa 30 Prozent lagen. Und um ganz genau zu sein: Angesichts der Tatsache, dass bei mir eine akute gramnegative bakterielle Meningitis diagnostiziert worden war, sowie angesichts der rasanten neurologischen Verschlechterung bei ihrem Ausbruch lag meine Überlebenschance bei Einlieferung in die Notaufnahme bestenfalls bei etwa 10 Prozent. Wenn die Antibiotika nicht anschlugen, würde das letale Risiko in den nächsten Tagen stetig ansteigen – bis es die unumkehrbare 100-Prozent-Marke erreicht hatte.
    Die Ärzte pumpten meinen Körper mit drei kräftigen, intravenös verabreichten Ladungen Antibiotika voll, bevor ich in mein neues Zuhause geschoben wurde: ein großes Einzelzimmer, Nummer 10, auf der Intensivstation, eine Etage über der Notaufnahme.
    Als Chirurg war ich oft auf solchen Intensivstationen gewesen. Dorthin werden die kränksten Patienten verlegt, Menschen, die nur zentimeterweit vom Tod entfernt sind. Dort können dann mehrere Ärzte und medizinische Helfer gleichzeitig an ihnen arbeiten. Ein solches Team, das in absolut perfekter Koordination dafür kämpft, einen Patienten trotz aller Widrigkeiten am Leben zu halten, ist ein ehrfurchtgebietender Anblick. Ich hatte in Räumen wie diesen sowohl enormen Stolz als auch brutale Enttäuschung empfunden, je nachdem, ob es uns gelang, den Patienten, um dessen Leben wir kämpften, zu retten, oder ob er uns unter den Fingern wegstarb.
    Dr. Brennan und die anderen Ärzte blieben Holley gegenüber so optimistisch, wie es ihnen unter diesen Umständen möglich war. Doch die Umstände ließen eigentlich überhaupt keinen Optimismus zu. In Wahrheit bestand die ausgeprägte Gefahr, dass ich sehr bald sterben würde. Und selbst wenn ich nicht starb, hatten die Bakterien, die mein Gehirn angriffen, vermutlich schon jetzt genug von meinem Kortex verzehrt, sodass jede anspruchsvollere Gehirnaktivität beeinträchtigt war. Je länger ich im Koma läge, desto wahrscheinlicher war es, dass ich den Rest meines Lebens in einem chronisch vegetativen Zustand, also im Wachkoma verbringen würde.
    Glücklicherweise kam nicht nur die ganze Belegschaft des Lynchburg-Krankenhauses zusammen, um mir zu helfen, sondern auch noch andere Leute wurden aktiv. Michael Sullivan, unser Nachbar und Pfarrer in unserer Kirche, kam etwa eine Stunde nach Holley in der Notaufnahme an. In dem Moment, als Holley aus dem Haus gestürzt war, um dem Krankenwagen zu folgen, hatte ihr Handy geklingelt. Es war ihre alte Freundin Sylvia White. Sylvia hatte die unheimliche Angewohnheit, immer ge nau dann ihre helfende Hand anzubieten, wenn wichtige Dinge passierten. Holley war überzeugt, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besaß. (Ich hatte mich für die sicherere und vernünftigere Erklärung entschieden, dass sie einfach sehr gut im Raten war.) Holley informierte Sylvia kurz darüber, was passiert war, und beide telefo nierten mit meinen nächsten Verwandten: mit Betsy, meiner jüngeren Schwester, die ganz in der Nähe wohnte, mit meiner in Boston wohnenden Schwester Phyllis, mit achtundvierzig die Jüngste von uns, und mit Jean, der Ältesten.
    An jenem Montagmorgen war Jean gerade auf der Fahrt von ihrem Zuhause in Delaware nach Virginia. Zufällig war sie auf dem Weg zu unserer Mutter, die in Winston-Salem lebte und der sie bei irgendetwas helfen wollte. Jeans Handy klingelte. Es war ihr Mann, David.
    »Bist du schon hinter Richmond?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Jean. »Ich bin ein wenig nördlich davon, auf der I-95.«
    »Fahr ab auf die Route 60 West und dann auf die Route 24 runter nach Lynchburg. Holley hat gerade angerufen. Eben ist dort im Krankenhaus in der Notaufnahme. Er hatte heute Morgen einen Anfall und ist nicht mehr ansprechbar.«
    »Oh, mein Gott! Wissen sie warum?«
    »Sie sind sich nicht sicher, aber es könnte Meningitis sein.«
    Jean erwischte die Abfahrt gerade noch rechtzeitig und fuhr durch tief hängende Wolken auf der gewundenen, zweispurigen Asphaltpiste 60 West in Richtung Route 24 und Lynchburg.
    Es war Phyllis, die um 15.00 Uhr an jenem ersten Nachmittag dieses Notfalls Eben IV. in seinem Apartment bei der University of Delaware anrief. Eben war draußen auf seiner Veranda und machte irgendeine naturwissenschaftliche Hausarbeit (mein Vater war bereits Neurochirurg gewesen, und auch Eben interessierte sich nun für diesen Beruf), als sein Telefon klingelte. Phyllis gab ihm einen kurzen Überblick über die Situation und sagte, er solle sich
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