Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
Vom Netzwerk:
keine Sorgen machen – die Ärzte hätten alles unter Kontrolle.
    »Haben sie eine Vorstellung, was es sein könnte?«, fragte Eben.
    »Nun, sie haben etwas von gramnegativen Bakterien und Meningitis gesagt.«
    »Ich habe in den nächsten paar Tagen zwei Prüfungen, ich werde also noch kurz meine Lehrer informieren«, erwiderte Eben.
    Später erzählte er mir, dass er zunächst gezögert habe, ob er glauben solle, dass ich wirklich in so großer Gefahr schwebte, wie Phyllis angedeutet hatte, weil sie und Holley »alles immer unverhältnismäßig aufbauschen«. Außerdem war ich noch nie krank gewesen. Aber als Michael Sullivan ihn eine Stunde später anrief, wurde ihm klar, dass er sich auf den Weg machen musste, und zwar sofort .
    Als Eben Richtung Virginia fuhr, setzte ein eisiger Platzregen ein. Phyllis hatte Boston um sechs Uhr verlassen, und als Eben die I-495-Brücke über den Potomac nach Virginia passierte, flog sie durch die darüber hängenden Wolken. Sie landete in Richmond, mietete sich ein Auto und begab sich ihrerseits auf die Route 60.
    Als er nur noch ein paar Kilometer von Lynchburg entfernt war, telefonierte Eben mit Holley.
    »Wie geht es Bond?«, fragte er.
    »Er schläft«, sagte Holley.
    »Dann fahre ich direkt ins Krankenhaus«, meinte Eben.
    »Willst du nicht erst mal nach Hause kommen?«
    »Nein. Ich will Papa sehen.«
    Eben fuhr um 23.15 Uhr in die Auffahrt zur Notaufnahme. Der Fußweg zum Krankenhaus begann zu vereisen. Als Eben in das helle Licht des Empfangsbereiches trat, sah er nur die Nachtschwester, die dort Dienst tat. Sie führte ihn an mein Bett auf der Intensivstation.
    Zu dieser Zeit waren alle, die vorher da gewesen waren, wieder nach Hause gegangen. Das Einzige, was man in dem großen, gedämpft beleuchteten Raum hörte, war das leise Piepsen und Zischen der Maschinen, die meinen Körper in Gang hielten.
    Eben erstarrte auf der Türschwelle, als er mich sah. In seinen zwanzig Lebensjahren hatte er mich nie mit mehr als einer Erkältung erlebt. Nun sah er trotz der Maschinen, die sich alle Mühe gaben, es anders aussehen zu lassen, etwas, wovon er wusste, dass es im Wesentlichen eine Leiche war. Mein physischer Körper lag zwar vor ihm, aber der Vater, den er gekannt hatte, war nicht mehr da.
    Oder besser gesagt: Er war anderswo.

5
    In der Unterwelt
    Es herrschte Dunkelheit, aber eine sichtbare Dunkelheit – als sei ich in Schlamm getaucht, aber dennoch in der Lage hindurchzuschauen. Oder vielleicht ist der Vergleich mit schmutziger Götterspeise treffender. Transparent, aber in einer trüben, verschwommenen, klaustrophobischen und erstickenden Weise.
    Bewusstsein, aber ein Bewusstsein ohne Erinnerung oder Identität – wie ein Traum, in dem man zwar weiß, was um einen herum vor sich geht, aber in dem man keine rechte Vorstellung davon hat, wer oder was man selbst ist.
    Auch ein Geräusch: ein tiefes, rhythmisches Pochen, fern und doch stark, sodass jeder Schlag durch und durch geht. Wie ein Herzschlag? Ein bisschen, aber dunkler, mechanischer – wie der Klang von Metall auf Metall, als hämmere ein gigantischer, unterirdischer Schmied irgendwo in der Ferne auf seinem Amboss herum – so fest, dass der Schlag durch die Erde vibriert oder durch den Schlamm oder was immer das ist, was dich umgibt.
    Ich hatte keinen Körper – jedenfalls keinen, den ich wahrgenommen hätte. Ich war einfach … da, an diesem Ort der pulsierenden, hämmernden Dunkelheit. Ich hätte die sen Zustand vielleicht »uranfänglich« genannt. Doch zu der Zeit, in der ich mich darin befand, stand mir dieses Wort nicht zur Verfügung. Ja, ich hatte überhaupt keine Worte mehr. Die Worte, die hier stehen, kamen viel später, nämlich als ich, wieder zurück in der Welt, aufschrieb, woran ich mich vage erinnern konnte. Sprache, Gefühle, Logik – alles war weg, als sei ich in einen Zustand des Seins zurückgekehrt, wie er ganz zu Beginn des Lebens bestanden hatte, vielleicht schon in der Entstehungszeit jener primitiven Bakterien, die ohne mein Wissen die Macht über mein Gehirn ergriffen und es lahmgelegt hatten.
    Wie lange habe ich mich in dieser Welt aufgehalten? Ich habe keine Ahnung. Wenn man an einen Ort geht, an dem es kein Zeitgefühl gibt, wie wir es in der gewöhnlichen Welt haben, ist es beinahe unmöglich, exakt zu beschreiben, wie sich das anfühlt. Als es passierte, als ich dort war, fühlte ich mich (was immer »ich« war), als sei ich schon immer dort gewesen und als würde ich immer dort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher