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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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anschaute, sagte sie leise vor sich hin: »Eben.« Dann machte sie die anderen anwesenden Ärzte und Schwestern auf mich aufmerksam, indem sie mit lauterer Stimme sagte: »Das ist Eben Alexander.«
    Das umstehende Krankenhauspersonal, das sie gehört hatte, versammelte sich um meine Trage. Holley, die hinter dem Krankenwagen hergefahren war, kam hinzu, und Laura spulte die obligatorischen Fragen nach den naheliegendsten möglichen Ursachen meines Zustands ab. War ich auf Alkoholentzug? Hatte ich in letzter Zeit irgendwelche harten halluzinogenen Straßendrogen zu mir genommen? Dann wandte sie sich mir zu und versuchte, meine Krampfanfälle zu beenden.
    In den vergangenen Monaten hatte ich mich auf Empfehlung von Eben IV. einem intensiven Konditionstraining unterzogen, denn wir planten eine Vater-Sohn-Besteigung des 5897 Meter hohen Cotopaxi in Ecuador, den er im vergangenen Februar allein bestiegen hatte. Das Training hatte meine körperliche Kraft beträchtlich gesteigert, was die Arbeit der Krankenträger, die mich unten zu halten versuchten, deutlich erschwerte. Fünf Minuten und 15 Milligramm intravenös verabreichtes Diazepam später war ich immer noch im Delirium und versuchte immer noch jeden abzuwehren, aber zu Dr. Potters Erleichterung kämpfte ich nun wenigstens mit beiden Seiten meines Körpers. Holley erzählte Laura von den heftigen Kopfschmerzen, die ich ge habt hatte, bevor die Anfälle einsetzten, was Dr. Potter dazu veranlasste, eine Lumbalpunktion durchzuführen – einen Eingriff, bei dem eine kleine Menge zerebrospinaler Flüssigkeit, auch Liquor oder Nervenwasser genannt, aus dem unteren Teil der Wirbelsäule im Bereich der Lendenwirbel entnommen wird.
    Die zerebrospinale Flüssigkeit ist eine klare, wässrige Substanz, welche die Oberfläche des Rückenmarks umfließt und das Gehirn ummantelt, um Stöße abzufedern. Ein normaler, gesunder menschlicher Körper produziert etwa einen halben Liter zerebrospinale Flüssigkeit pro Tag, und jede Trübung ist ein Indiz dafür, dass eine Infektion oder Blutung stattgefunden hat.
    Eine solche Infektion wird als Meningitis oder Hirnhautentzündung bezeichnet. Dabei schwellen die Hirnhäute an, die Membranen, die das Innere der Wirbelsäule und des Schädels auskleiden und in direktem Kontakt mit der zerebrospinalen Flüssigkeit stehen. In vier von fünf Fällen wird diese Erkrankung durch ein Virus verursacht. Eine virale Meningitis kann einen Patienten sehr krank machen, aber sie verläuft nur in etwa einem Prozent der Fälle tödlich. In einem von fünf Fällen jedoch wird die Meningitis durch Bakterien verursacht. Bakterien, die primitiver sind als Viren, können sehr viel gefährlichere Gegner sein. Fälle von bakterieller Meningitis verlaufen durchweg tödlich, wenn sie nicht entsprechend behandelt werden. Und selbst wenn sie möglichst schnell mit den geeigneten Anti biotika behandelt werden, liegt die Mortalitätsrate zwischen 15 und 40 Prozent.
    Einer der unwahrscheinlichsten Verursacher von bakterieller Meningitis bei Erwachsenen ist ein sehr altes und sehr widerstandsfähiges Bakterium namens Escherichia coli oder einfach E. coli . Niemand weiß ganz genau, wie alt E. coli ist; die Schätzungen schwanken zwischen drei und vier Milliar den Jahren. Dieser Organismus hat keinen Zellkern und ver mehrt sich durch einen primitiven, aber extrem effizienten Prozess, der als asexuelle binäre Spaltung bekannt ist (mit anderen Worten: er teilt sich in zwei). Stellen Sie sich eine Zelle vor, die hauptsächlich aus DNA besteht und Nährstoffe (normalerweise aus anderen Zellen, die sie angreift und absorbiert) direkt durch ihre Zellwand aufnehmen kann. Und stellen Sie sich weiterhin vor, dass diese Zelle gleichzeitig mehrere Stränge DNA kopieren und sich ungefähr alle zwanzig Minuten in zwei Tochterzellen aufspalten kann. In einer Stunde haben Sie acht solche Zellen, in zwölf Stunden 69 Milliarden. In der fünfzehnten Stunde sind es 35 Billionen. Dieses explosive Wachstum verlangsamt sich nur, wenn das Bakterium keine Nahrung mehr bekommt.
    E.-coli- Bakterien sind auch hochgradig promisk. Sie können in einem Prozess namens Bakterienkonjugation Gene mit anderen Bakterienarten austauschen. Das macht es einer E.-coli- Zelle möglich, bei Bedarf ganz schnell neue Eigenschaften anzunehmen (etwa eine Resistenz gegen ein neues Antibiotikum). Mit diesem einfachen Erfolgsrezept hat sich E. coli seit den frühesten Tagen des einzelligen Lebens auf diesem Planeten
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