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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz
Autoren: Jane Feather
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Kopf und erklärte mit stolzer, unnahbarer Würde: »Sie sollten sich bei mir entschuldigen, Lord Carrington.«
    »Ich denke eher, andersherum wird ein Schuh daraus.« Er rieb sich wieder die Wange und starrte sie dabei mit einem durchdringenden, forschenden Blick an, der Judith noch mehr verunsicherte.
    Es schien am vernünftigsten, den engen Grenzen der Schatten und einer höchst beunruhigenden Konfrontation zu entfliehen, die ganz und gar nicht nach ihren Vorstellungen verlief. Judith zuckte leicht die Achseln. »Sie sind kein Gentleman, Mylord.« Sie machte kehrt und wollte zum Haus zurückgehen.
    »O nein, Sie werden nicht einfach so davonlaufen«, sagte der Marquis. »Noch nicht. Unsere Unterhaltung ist noch nicht zu Ende, Miss Davenport.« Er hielt sie am Arm fest, und eine Sekunde lang standen sie unbeweglich da, Judith immer noch dem Haus zugewandt, während der Marquis noch gegen den Baum lehnte. »Das war ein recht gewalttätiger Angriff als Reaktion auf...«
    »Auf eine vollkommene Beleidigung, Sir!« unterbrach sie ihn und hoffte, er hörte ihrer Stimme nicht an, wie sehr sie sich in die Enge getrieben fühlte.
    »Aber eine durchaus berechtigte«, stellte er fest. »Sie haben unumwunden zugegeben, daß Sie und Ihr Bruder... nun, wie sollen wir sagen... erfahrene Spieler mit etwas ungewöhnlichen Methoden sind.«
    »Ich möchte gerne ins Haus zurück.« Sogar in Judiths Ohren klang es eher wie eine pathetische Bitte statt wie eine energische Absichtserklärung.
    »Eine Minute noch. Für eine so begabte Kokette spielen Sie die Rolle der beleidigten Tugendheldin ausgesprochen überzeugend, aber ich beabsichtige, noch etwas mehr von Ihnen zu fühlen als nur das Brennen Ihrer Handfläche in meinem Gesicht.« Er zog sie zu sich heran, wie ein Angler seine Schnur einholt, und sie näherte sich ihm so widerstrebend wie ein Fisch am Haken. »Es erscheint mir nur gerecht, daß Sie den Schmerz lindern, den Sie mir zugefügt haben.«
    Mit seiner freien Hand umfaßte er ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich empor. Seine schwarzen Augen hatten jetzt alle Härte verloren, und Judith konnte Belustigung darin aufblitzen sehen... Belustigung und ein äußerst gefährliches Funkeln, das ihre Nervenenden vibrieren ließ. Ver-zweifelt suchte sie nach etwas, was sowohl seine Belustigung als auch das unheilverkündende Funkeln dämpfen würde.
    »Sie wollen, daß ich Sie zum Trost küsse, Sir? Wie ein Kind, das sich das Knie aufgeschrammt hat?« Judith lächelte nachsichtig und stellte voller Befriedigung fest, daß sie ihn überrascht hatte, und den Gegner zu überraschen war immer ein Vorteil. Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn flüchtig auf die Wange. »So, jetzt wird es nicht mehr weh tun.« Nachdem sie sich aus seinem abrupt nachlassenden Griff befreit hatte, wich sie aus dem Schatten zurück in die relative Helligkeit des Gartens. »Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, Lord Carrington.« Und damit verschwand sie, tänzelte leichtfüßig durch das Mondlicht, ihr Körper so geschmeidig wie eine Haselnußgerte unter der fließenden Seide ihres topasfarbenen Abendkleides.
    Marcus starrte ihr durch die Dunkelheit nach. Wie zum Teufel hatte es dieses verrufene Weibsstück fertiggebracht, die Auseinandersetzung zu gewinnen? Er sollte so einer halben Portion doch wohl überlegen sein! Er war verärgert und gleichzeitig amüsiert; aber mehr als alles andere fühlte er sich von Judith herausgefordert. Wenn sie sich jetzt nicht von Charlie fernhielt, würde er sich einen stärkeren Anreiz einfallen lassen müssen.
    Judith kehrte ins Spielzimmer zurück, allerdings nur, um sich zu verabschieden. Sie täuschte Kopfschmerzen als Entschuldigung für ihren plötzlichen Aufbruch vor. Charlie bat voller Dienstbeflissenheit darum, sie nach Hause begleiten zu dürfen, doch Sebastian sprang augenblicklich auf.
    »Ist nicht nötig, Fenwick. Ich werde meine Schwester nach Hause bringen.« Er gähnte. »Ehrlich gesagt, es tut mir nicht leid, heute selbst etwas früher ins Bett zu kommen. War eine anstrengende Woche.« Er lächelte gewinnend in die Runde.
    »Eine verdammt glückbringende Woche für Sie, Daven-port«, erwiderte einer der Spieler seufzend, während er einen Schuldschein über den Tisch schob.
    »Richtig, ich habe unverschämtes Glück«, sagte Sebastian heiter und steckte den Schuldschein in seine Tasche. »Es liegt in der Familie, nicht wahr, Judith?«
    Ihr Lächeln wirkte etwas abwesend. »So sagt
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