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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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hinzu, ihrer Meinung nach entspräche Dr. Jane – in der richtigen Aufmachung vielleicht – genau ihren Vorstellungen.
    Dr. Jane wurde so bleich, daß sie aussah wie das kleine Mädchen in dem alten Vampirfilm mit Brad Pitt. »Wollen Sie damit etwa sagen, daß ich mich als Prostituierte ausgeben soll?«
    »Als echte Klasse-Frau, denn der Bomber steht nicht auf Nutten.«
    Sie erhob sich aus ihrem Sessel und stapfte nervös im Zimmer auf und ab. Jodie meinte, beinahe zu sehen, wie ihr verschrobenes Hirn ähnlich einem Taschenrechner Plus- und Minusknöpfe drückte, bis schließlich in ihren Augen ein leichter Hoffnungsschimmer aufzuflackern begann und sie matt gegen den Kaminsims sank.
    »Sein medizinisches Attest…« Sie stieß einen tiefen, unglücklichen Seufzer aus. »Einen kurzen Augenblick lang habe ich tatsächlich gedacht, daß es vielleicht möglich wäre; aber ich muß unbedingt wissen, wie es um seine Gesundheit steht. Footballspieler lassen sich doch sicher Hormone spritzen oder so? Und was ist mit Geschlechtskrankheiten und Aids?«
    »Der Bomber nimmt keine Drogen, und er hat auch nie besonders viel mit Frauen rumgemacht. Genau aus dem Grund haben sich die Jungs schließlich dieses Geschenk zu seinem Geburtstag überlegt. Im letzten Winter hat er sich von seiner alten Freundin getrennt und seitdem scheint er mit keiner Frau mehr zusammengewesen zu sein.«
    »Trotzdem müßte ich vorher sein Attest sehen.«
    Jodie überlegte, daß Junior oder Willie bestimmt in der Lage wären, die Sekretärin dazu zu überreden, daß sie ihm die Karteikarte des Bombers für ein paar Minuten auslieh.
    »Dienstag, spätestens Mittwoch habe ich eine Kopie davon.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »In zehn Tagen hat er Geburtstag«, bemerkte Jodie.
    »Die einzige Frage, die sich noch stellt, ist die, ob Sie sich trauen oder nicht.«

2
    Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Jane Darlingtons Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie die Damentoilette des Zebra betrat; in dieser Bar hatte sie sich auf Jodie Pulanskis Anweisung hin mit dem Footballspieler verabredet, der sie noch heute abend in Cal Bonners Appartement fahren würde – als dessen »Geburtstagsgeschenk«. Ohne auf die Mädels zu achten, die fröhlich im Vorraum miteinander plauderten, betrat sie schnurstracks die erste Kabine, legte den Riegel vor und lehnte den Kopf an die kühle Metalltrennwand.
    War es tatsächlich erst zehn Tage her, daß Jodies Auftauchen ihr Leben so vollkommen umgekrempelt hatte? Welcher Teufel veranlaßte sie dazu, dem Plan überhaupt jemals zuzustimmen? Was hatte sie, deren Leben jahrelang in ordentlichen Bahnen verlief, zu solchem Übermut angestiftet? Nun, da es zu spät war, erkannte sie ihren gravierenden Fehler, nämlich, daß sie das zweite Gesetz der Thermodynamik außer acht gelassen hatte: zuviel Ordnung führte unweigerlich zu Unordnung – soviel war völlig klar.
    Vielleicht machte sie augenblicklich eine Art Rückentwicklung durch? Als Kind hatte sie sich ständig in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht. Ihre Mutter war wenige Monate nach ihrer Geburt gestorben, und ein kalter, distanzierter Vater hatte sie aufgezogen, dessen Beachtung ihr nur dann zuteil geworden war, wenn ihr Benehmen zu wünschen übrig ließ. Seine Haltung und die Tatsache, daß die Schule sie gräßlich langweilte, hatten zu einer endlosen Reihe von Streichen geführt, als deren Höhepunkt sie einem ortsansässigen Maler den Auftrag gab, das Haus ihres Grundschulrektors pink anzustreichen.
    Die Erinnerung erfüllte sie noch heute mit einer gewissen Befriedigung. Der Mann war ein sadistischer Kinderhasser gewesen, und er hatte Ärger verdient. Glücklicherweise zwang dieser Vorfall die Schulbehörde zu der Kenntnisnahme, was für ein außergewöhnliches Kind sie war; man fing an, sie schneller durch die Klassen zu jagen, damit ihr keine Zeit mehr für derartigen Unsinn blieb. Sie hatte sich in ihren immer anspruchsvolleren Studien vergraben und gleichzeitig von den anderen Kindern abgeschüttet, die sie als Streber bezeichneten. Auch wenn sie manchmal dachte, daß ihr die kleine Rebellin von einst besser gefiel als die ernste, gelehrte Frau, zu der sie geworden war – so betrachtete sie diese Wehmut lediglich als weiteren Preis für die Schuld, anders geboren worden zu sein.
    Nun jedoch zeigte es sich, daß das aufrührerische Element in ihr noch existierte. Oder vielleicht meinte es auch das Schicksal bloß gut. Obgleich sie
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