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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure
Autoren: Agatha Christie
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Farradays rüber», sagte er.
    Seine Augen zwinkerten ein bisschen, als er Anthony fragte:
    «Nehm’ nicht an, dass Sie mitkommen?»
    Anthony schüttelte den Kopf, und Race ging hinaus. Auf der Schwelle blieb er stehen und sagte zum Abschied über die Schulter:
    «Gute Leistung!»
    «Das», sagte Anthony, als sich die Tür hinter Race geschlossen hatte, «bedeutet allerhöchste britische Anerkennung.»
    «Er dachte, ich sei’s gewesen, nicht wahr?», fragte Iris mit ruhiger Stimme.
    «Trag es ihm nicht nach!», meinte Anthony. «Weißt du, er ist in seinem Leben so vielen schönen Spioninnen begegnet, und alle haben sie geheime Formeln geklaut und Generalmajoren Staatsgeheimnisse entlockt, dass es seine Natur verdorben und seine Urteilskraft getrübt hat. Seiner Meinung nach muss man bei einem Verbrechen immer nach dem schönsten Mädchen suchen!»
    «Wieso wusstest du, dass ich es nicht war, Tony?»
    «Aus Liebe, nehme ich an», sagte Anthony leichthin.
    Dann wandelte sich sein Gesicht, wurde plötzlich ernst. Er nahm eine kleine Glasvase in die Hand, die an Iris’ Seite stand. Ein einzelnes graugrünes Zweiglein mit einer malvenfarbenen Blüte steckte darin.
    «Wieso blüht das um diese Jahreszeit?»
    «Das kommt manchmal vor – nur ein einzelner Zweig –, wenn es ein milder Herbst ist.»
    Anthony nahm das Zweiglein aus der Vase und hielt es an seine Wange. Mit halb geschlossenen Augen sah er volles Kastanienhaar – lachende blaue Augen – und einen leidenschaftlichen, roten Mund…
    In ruhigem Plauderton sagte er:
    «Sie ist nicht mehr in der Nähe, nicht wahr?»
    «Wen meinst du?»
    «Du weißt wen. Rosemary… Ich glaube, Iris, sie wusste, dass du in Gefahr warst.»
    Er berührte den duftenden Zweig mit den Lippen und warf ihn mit sanftem Schwung aus dem Fenster.
    «Leb wohl, Rosemary, und danke schön…»
    «Das ist für die Treue…», sagte Iris leise.
    Und noch leiser:
    «Ich bitte Euch, liebes Herz, gedenkt meiner!»

Über dieses Buch
     
    Sparkling Cyanide beruht auf einer Geschichte der Autorin, die 1939 unter dem Titel «Yellow Iris» in einer Kurzgeschichtensammlung erschienen war. Der Roman wurde in den Monaten Juni bis September 1944 fertiggestellt und erschien 1945 zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitung Daily Express.
    Collins, Agatha Christies englischer Hauptverlag, veröffentlichte das Buch 1945, und im ersten Jahr wurden 30.000 Exemplare verkauft – der bis dahin größte Erfolg für die Schriftstellerin. In deutscher Sprache erschien der Roman im Scherz Verlag erstmals 1949 unter dem Titel «Blausäure».
    Im Gesamtwerk Agatha Christies gilt der Roman als eines ihrer psychologischen Kabinettstücke, erzählt er doch in Rückblenden über die Zeitspanne eines Jahres von einem Mord – aus dem Blickwinkel der einzelnen betroffenen Personen. «So geschickt erzählt die Autorin ihre Geschichte, dass die Lösung neun von zehn Lesern überraschen wird», urteilte der bekannte Kritiker der New York Times, Isaac Anderson. Der Roman wurde 1983 für das amerikanische Fernsehen von Robert Lewis verfilmt.

Anmerkung der Übersetzerin
     
    Das Motto des ersten Buches entstammt einem Gedicht von John Keats, übertragen von Mirko Bonne, das Motto des zweiten ist ein Zitat aus William Shakespeares Hamlet in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel. Das Motto des dritten Buches konnte bislang nicht nachgewiesen werden; für aufklärende Hinweise bedanke ich mich im voraus.
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