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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure
Autoren: Agatha Christie
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Allererster. Sie wusste, dass er es tun würde. Deshalb schrieb sie ihm die Briefe ja. Dann arrangierte sie seinen ganzen ‹Plan› – nachdem sie ihn erst ordentlich bearbeitet hatte. Und so präparierte sie die Bühne – alles hübsch arrangiert – für Selbstmord Nummer zwei – und falls George zu dem Schluss kommen sollte, dass du Rosemary ermordet hättest und aus Reue oder Panik aus dem Leben schiedst – nun, das wäre Ruth vollkommen egal gewesen!»
    «Wenn ich daran denke, dass ich sie mochte – ich mochte sie gern! Ich wollte wirklich, dass sie George heiratete!»
    «Sie wäre ihm vermutlich eine sehr gute Frau gewesen, wenn sie nur nicht Victor über den Weg gelaufen wäre», sagte Anthony. «Und die Moral von der Geschicht’: Jede Mörderin ist mal ein nettes Mädchen gewesen!»
    Iris fröstelte.
    «Und alles wegen Geld!»
    «Du Unschuldslämmchen – diese Dinge geschehen stets um des Geldes willen! Victor hat es bestimmt aus Geldgründen getan. Ruth teils für das Geld, teils für Victor, und teils, glaube ich, weil sie Rosemary hasste. Ja, sie hatte schon einen weiten Weg hinter sich, als sie vorsätzlich versuchte, dich mit einem Auto zu überfahren, und einen noch weiteren, als sie sich von Lucilla im Salon verabschiedete, die Haustür zuknallte und dann in dein Schlafzimmer hinauflief. Wie wirkte sie? Wenigstens ein bisschen erregt?»
    Iris dachte nach.
    «Nein, eigentlich nicht. Sie hat einfach geklopft, ist hereingekommen und hat gesagt, es sei alles geregelt, und sie hoffte, es ginge mir besser. Ich sagte ja, und dass ich nur ein bisschen müde sei. Und dann nahm sie meine große Taschenlampe – sie ist mit Gummi bezogen – in die Hand und sagte, was für eine tolle Taschenlampe das sei – und danach kann ich mich an nichts erinnern.»
    «Kein Wunder, Liebling», sagte Anthony. «Denn sie hat dir mit deiner tollen Taschenlampe einen netten kleinen Schlag aufs Dach verpasst. Dann hat sie dich kunstvoll um den Gasofen drapiert, die Fenster schön fest verschlossen und den Gashahn aufgedreht. Ging raus, verschloss die Tür, schob den Schlüssel drunter durch und den Woll-Läufer vor den Spalt, um jede Luftbewegung auszuschließen, und trippelte sachte die Treppe runter. Kemp und ich konnten gerade noch in das Badezimmer schlüpfen. Ich stürzte hoch zu dir, und Kemp folgte Ruth Lessing an den unbekannten Ort, wo sie dieses Auto geparkt hatte – weißt du, ich hatte am Nachmittag schon das Gefühl, dass etwas faul sein musste – die Art und Weise, wie sie uns einbläuen wollte, dass sie mit Bus und U-Bahn gekommen sei – das war untypisch für Ruth!»
    Iris schauderte von neuem.
    «Es ist schrecklich – zu denken, dass jemand so fest entschlossen war, mich umzubringen. Hat sie mich inzwischen auch gehasst?»
    «Ach, ich glaube nicht. Aber Miss Ruth Lessing ist eine sehr tüchtige junge Frau. Sie war schon in zwei Morde verstrickt, und sie wollte ihren Kopf schließlich nicht umsonst riskiert haben. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Lucilla Drake deinen Entschluss, mich zu heiraten, postwendend weitergeblökt hat, und in dem Fall war also keine Zeit zu verlieren. Sobald du verheiratet wärst, wäre ich dein nächster Angehöriger und nicht Lucilla.»
    «Arme Lucilla. Sie tut mir so Leid.»
    «Ich glaube, uns allen. Sie ist eine arglose, brave Seele.»
    «Ist er wirklich verhaftet?»
    Anthony sah Race an, und der nickte bestätigend:
    «Heute Morgen, als er in New York ankam.»
    «Hatte er vor, Ruth zu heiraten – wenn alles vorbei war?»
    «Ruth ging auf jeden Fall davon aus. Ich denke, sie hätte es auch gedeichselt.»
    «Anthony – ich glaube, ich mag mein Geld nicht besonders.»
    «Gut, Liebling – wir werden etwas Edles damit anfangen. Ich habe genügend Geld, um davon zu leben – und meiner Frau vernünftigen Komfort zu bieten. Wenn du willst, schenken wir es alles weg – an Waisenheime, oder um alte Männer mit kostenlosem Tabak zu versorgen, oder – wie wär’s mit einer Kampagne für besseren Kaffee in Großbritannien?»
    «Einen kleinen Rest werde ich behalten», sagte Iris. «Damit ich frei bin und jederzeit aussteigen und dich verlassen könnte, wenn ich den Wunsch dazu verspüren sollte.»
    «Iris, ich finde nicht, dass das die richtige Haltung ist, um den Bund fürs Leben zu schließen. Und übrigens hast du nicht ein einziges Mal ‹Tony, wie fabelhaft!› gerufen oder ‹Tony, wie klug du bist!›»
    Colonel Race erhob sich lächelnd.
    «Gehe zum Tee mal zu den
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