Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
Vom Netzwerk:
ihr macht wieder Kaffeepause da draußen!«, schnauzte Alfred Heck von seinem Bett aus, das er, glücklicherweise, wie Gesa fand, nicht mehr allein verlassen konnte.
    »Soll ich Ihnen das Essen aufmachen, Herr Heck?«, fragte Gesa so freundlich, wie es ihr möglich war. Sie hob das Tablett, das er samt Essenspackung zu Boden geschleudert hatte, auf, zögerte aber, es wieder in seine Reichweite zu bringen. Das letzte Mal hatte er seine Bettpfanne nach ihr geworfen. Und gerade jetzt schien er in Mordstimmung zu sein.
    »Was denn sonst, Mädchen? Soll ich hier verhungern? Es reicht schon, wenn der blöde Hentschel von Tag zu Tag weniger wird. Mich werdet ihr nicht so schnell los. Der alte Heck, der weiß doch genau, was hier läuft ...«
    Gesa zog vorsichtig den Deckel von der Packung und starrte auf den unappetitlichen Matsch, der sich durch den Sturz aus Geschnetzeltem, Kartoffelpüree und Erbsen und Möhren ergeben hatte. Sie hätte ihm ein neues Essen geholt, wenn das möglich gewesen wäre, doch die Portionen waren genau abgezählt. Sie hatten auf der Station nur dann mal ein Essen übrig, wenn es am gleichen Tag einen unerwarteten »Weggang« gegeben hatte.
    »Was tust du da? Kommt jetzt das Gift darauf? Ich will einen Vorkoster. Los, probier mal einen Bissen, los!«
    Gesa stellte ihm wortlos das Tablett vor die Nase, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
    »Blöde Hexe, aber mit ’nem knackigen Arsch«, hörte sie Heck noch hämisch murmeln, bevor sie die Tür hinter sich zuziehen konnte.
    »Na, tobt er immer noch?«, fragte ihre Kollegin, als sie Gesa mit rotem Kopf aus dem Zimmer hasten sah.
    »Er ist boshaft und anzüglich«, sagte sie laut und erregt, weil sie sich dem Gefahrenbereich entronnen sah. »Ich will nicht mehr zu ihm rein müssen. Ich nehme zehn andere Patienten dafür, aber nicht Heck!«
    »Beruhige dich wieder, Gesa. Da draußen stehen auch zehn andere Frauen, die deinen Job hier nehmen würden. Sei bestimmt, aber freundlich zu ihm, dann läuft es besser. Bei mir klappt das auch immer.«
    Gesa hörte ihr schon nicht mehr zu. Heck war kein normaler Pflegefall. Er war hier, um ihr, nur ihr, das Leben zur Hölle zu machen. Sie hatte schon ein paar Mal überlegt, seinetwegen zu kündigen. Doch dann dachte sie an die Herren von der Sparkasse, die fast jeden Monat wegen ihrer Kredite mit ihr sprechen wollten, und sie sah ein, dass sie nicht kündigen konnte. Nicht, bevor sie nicht einen Job gefunden hatte, bei dem sie ebenso viel verdiente wie hier.
    Ab morgen hatte sie wieder Nachtdienst. Das bedeutete eine willkommene Zulage zu ihrem Lohn. Es bedeutete aber auch, dass sie für mehrere Stunden ganz allein auf der Station sein würde.

3. Kapitel
 
    W as tust du hier eigentlich noch? Du machst dir wohl gar keine Sorgen um unsere Marlene?«, fragte Inge Brinkmann ihren Mann.
    Friedhold Brinkmann stand breitbeinig in einem Beet in der hintersten Ecke seines Gartens und riss Unkraut aus dem feuchten Boden. Ächzend kam er hoch und wischte sich mit seinem Hemdsärmel den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Ich arbeite, das sieht man doch. Das heißt, ich versuche, dieses Beet hier fertig zu bekommen. Aber alle fünf Minuten kommst du bei mir an und willst reden um des Redens willen. Wir können im Moment nichts tun. Wir müssen abwarten. Warten, bis sich Marlene oder Tom bei uns melden.«
    »Du musst nicht zu mir sprechen wie zu einem minderbemittelten Kind, Frieder. Ich mache mir schreckliche Sorgen um unsere Tochter, und ich kann nicht wie du ...«, sie fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, » ... hier draußen herumwühlen und so tun, als ob nichts passiert wäre.«
    Friedhold Brinkmann, Oberstudienrat a. D., sah seine Frau ungeduldig an. An ihren hektischen Bewegungen und der Art, wie sie nach Worten suchte, merkte er, dass ihre Nerven bloßlagen.
    Er nahm die Grabegabel und stocherte damit in der Erde herum. Vor ein paar Stunden hatte ihr Schwiegersohn Tom Liebig sie angerufen und ihnen erzählt, dass ihre Tochter Marlene verschwunden war. Scheinbar wusste niemand, wo sie sich befand oder warum sie nicht wie geplant nach Hause gekommen war. Aber ihre Tochter war eine erwachsene Frau, und es war töricht und sinnlos, sich schon jetzt verrückt zu machen, bevor nicht wenigstens eine Nacht über ihr Verschwinden vergangen war.
    Außerdem erinnerte sich Friedhold Brinkmann an ein paar Vorkommnisse mit seiner Tochter, die nicht gerade für Marlenes Zuverlässigkeit sprachen. Im Gegenteil,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher