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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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diplomatischer Fragesteller war; es kam jedoch auch vor, dass die Frauen misstrauisch waren, vor allem, wenn er ihnen sagte, sie müssten sich keinerlei Gedanken über eine Bezahlung machen.
    »Ich kann Sie aber auch nicht in anderer Form bezahlen«, hatte er schon von mehr als einer Frau gehört.
    »Das erwarte ich auch nicht.«
    Er böte ihnen lediglich einen Ausweg an, sagte er stets. Eine Flucht. Das Ende ihrer Ehe, wenn es das war, wofür sie sich letztlich entschieden. Das Ende der Bedrohung, des Leidens oder der panischen Angst.
    »Aber warum ?«, hatte eine misstrauische Ehefrau ihn gefragt. »Wenn Sie sagen, Sie wollen kein Geld – und ich kann es nicht riskieren, Rechtsbeistand zu beantragen –, warum, um alles in der Welt, wollen Sie mir dann helfen?«
    Er hatte gelächelt. »Nennen Sie es einen Missionars-Komplex.«
    »Missionare wollen Menschen konvertieren.«
    »Ja. Und das Einzige, zu dem ich Sie konvertieren möchte«, hatte Robin Allbeury entgegnet, »ist die Freiheit.«

4.
    Mike Novak, Privatdetektiv und Inhaber einer ums Überleben kämpfenden Detektei mit Sitz in einem heruntergekommenen ehemaligen Lagerhaus in New Smithfield – in einer schmutzigen Sackgasse seitlich der Dock Street, nahe der alten Königlich-Britischen Münzanstalt –, hatte vor fünf Jahren zum ersten Mal mit Robin Allbeury zusammengearbeitet. Allen Keith, zu dieser Zeit Juniorpartner in der Kanzlei Bedford Row, hatte Novak damals engagiert, um die angeblichen Seitensprünge der Frau eines wohlhabenden Klienten zu beweisen. Novak fand heraus, dass es in Wahrheit genau andersherum war, und schrieb einen entsprechenden Bericht. Der Klient wurde wütend und ordnete an, Novak zu feuern und ihm die Bezahlung zu verweigern. Doch zwei Tage später kam der Seniorpartner der Kanzlei, Robin Allbeury, in Novaks Detektei, um sich zu entschuldigen.
    »Mein Honorar wäre mir lieber«, erklärte Novak.
    Der Anwalt mit dem eleganten Haarschnitt und dem teuren Anzug und der jüngere Mann mit dem zerzausten blonden Haar, dem schmalen Mund und den stechend blickenden blauen Augen musterten einander forschend.
    »Ihr Honorar plus einen Bonus«, sagte Allbeury dann lächelnd und schrieb auf der Stelle den Scheck aus. »Und meinen Dank für einen ordentlich erledigten Auftrag.«
    »Ihr Klient würde Ihnen da aber nicht zustimmen«, sagte Novak.
    Als Novak einige Monate später im Mirror las, dass die Scheidung dieses Klienten mit auffallender Fairness gegenüber der Frau über die Bühne gegangen war, fragte er sich, ob sein Bericht – und vielleicht Robin Allbeury selbst – bei dieser Übereinkunft eine Rolle gespielt hatten.
    Am Tag darauf tauchten zwei Schlägertypen vor Novaks Wohnung auf, erklärten, er solle seine Berichte künftig im Sinne derer verfassen, die auch seine Rechnung bezahlten, und verabreichten ihm eine Tracht Prügel, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Als er später bei einem Drink seine Wunden versorgte, beschloss er, den aalglatten, charmanten Robin Allbeury darauf aufmerksam zu machen, mit welcher Sorte Menschen er es zu tun hatte. Novak rief ihn an. Ein paar Stunden später stand der Anwalt vor seiner Tür.
    »Du lieber Himmel!«, sagte Allbeury, entsetzt über den Anblick von Novaks Gesicht.
    »Sie hätten ja nicht zu kommen brauchen.«
    Der andere Mann ignorierte die Unhöflichkeit. »Darf ich hereinkommen?« In der linken Hand hielt er eine Flasche Jameson’s. »Besser als Aspirin.«
    Nach kurzem Zögern ließ Novak ihn herein und holte Gläser.
    »Ich komme gleich zur Sache«, sagte Allbeury und schenkte ihnen beiden ein. »Okay?«
    »Warum nicht?«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort«, sagte Allbeury, »dass meine Kanzlei von morgen an jegliche Verbindung zu besagtem Klienten abbrechen wird. Und ich hoffe, zu gegebener Zeit werden Sie sehen, dass mein Wort etwas wert ist.«
    »Nach seinen Kumpels zu urteilen«, Novak betastete vorsichtig seine Rippen, »dürfte ihm das nicht gefallen.«
    »Pech«, sagte Allbeury.
    »Was ist mit Allen Keith?«
    »Wenn Mr Keith mit meiner Entscheidung ein Problem hat, kann er sich nach einer anderen Kanzlei umsehen.«
    Novak runzelte die Stirn. »Sie meinen es offenbar ernst.«
    »Ich sage niemals etwas, das ich nicht auch so meine«, sagte Allbeury.
    Die Schläger hatten ungewollt dazu beigetragen, den Beginn einer langfristigen Zusammenarbeit Novaks mit Robin Allbeury herbeizuführen; außerdem hatte Mike Novak bei dieser Gelegenheit die Liebe seines Lebens kennen
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