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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen
Autoren: Hilary Norman
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waren …«
    »Ich erinnere mich«, sagte Allbeury bitter.
    »Was kann einer Frau wie ihr widerfahren sein, dass sie zu so etwas fähig ist?«
    »Versuchen Sie, jetzt nicht an Clare zu denken«, sagte er.
    »Wie soll ich das denn machen? Sie ist schuld, dass ich jetzt in dieser Lage bin.« Sie wand sich vor Schmerz, fühlte ihren linken Arm immer mehr anschwellen, und ihre Finger wurden taub. Ein Grund mehr, dass sie über Clare Novak sprechen wollte: Es hielt sie davon ab, an ihre Schmerzen zu denken.
    »Ist es sehr schlimm?«, fragte Allbeury.
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    »Es geht«, sagte sie. »Reden Sie mit mir, Robin.«
    »Worüber?«
    »Über Clare und ihr …«
    Sie verstummte. Ein neuerliches Geräusch kam von oben. Es hörte sich an, als würde etwas reißen.
    »Was war das?«, fragte sie nach einer Schrecksekunde.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Allbeury unbehaglich.
    Der Lift schwankte, und Lizzie stieß einen Schrei aus.
    »Ich habe mich nicht bewegt, Robin! Ich hab mich kein bisschen bewegt!«
    Er war bereits aufgesprungen.
    »Was tun Sie da?«, fragte sie nervös.
    »Ich suche etwas«, sagte er hastig. »Etwas, das ich zu Ihnen runterlassen kann wie einen Rettungsring, der sie hält.«
    »Und wenn das ganze Ding abstürzt?«, sagte Lizzie.
    »Das wird nicht geschehen«, sagte er. »Solange Sie stillhalten.«
    »Ja«, sagte Lizzie. »Bitte, reden Sie weiter mit mir«, rief sie, als Allbeury plötzlich verschwand.
    »Mache ich«, rief Allbeury zurück.
    Im Büro schien sich nichts verändert zu haben, seit er und Novak es nach Helens Sturz verlassen hatten, und jäh fiel ihm ein, dass er ihr versprochen hatte, ins St. Thomas nachzukommen. Das würde jetzt noch ein bisschen warten müssen.
    »Robin, was tun Sie denn?«, fragte Lizzies Stimme aus der Entfernung.
    »Ich suche«, sagte er.
    Er warf einen Blick auf den Computermonitor, den er zerstört hatte, und schüttelte den Kopf. Dann sah er die Kabel auf der Rückseite. Stark, aber nicht lang genug. Aber wenn er sie an die 456
    Druckerkabel knotete und dann an die Telefonkabel und an all die anderen Leitungen im Büro …
    »Halten Sie durch, Lizzie«, rief er. »Ich hab hier etwas, aber es wird ein paar Minuten dauern, bis ich es zusammengebastelt habe. Halten Sie durch.«
    »Sagen Sie das lieber dem Fahrstuhl«, hörte er sie antworten.

    Um Viertel nach acht steckte Keenan im Verkehr nahe der Fenchurch Street fest. Er wusste nicht, was an diesem Abend in der Stadt los war, und möglicherweise hatte er sich von der übereifrigen Helen anstecken lassen, aber auch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass etwas Schlimmes passieren würde, wenn er nicht hier wegkam.
    Gerade begann er sich zu fragen, ob es ein Fehler war, das hier alleine bewältigen zu wollen, und ob er vielleicht doch versuchen sollte, Hilfe vor Ort zu organisieren, als sich –
    Wunder über Wunder – der Stau vor ihm plötzlich auflöste.
    Keenan trat aufs Gaspedal.

    »Ich kann jetzt nicht mitkommen.«
    Novak stand in der Curlew Street und las in den Gesichtern der beiden Sanitäter, die Clare soeben in den Krankenwagen verfrachtet hatten. Er wusste, dass sie ihn für herzlos hielten.
    Clare, deren Gesicht halb von einer Sauerstoffmaske verdeckt war und die jetzt wieder mit offenen Augen dalag, machte keinen weiteren Versuch zu sprechen.
    »Ich komme, sobald ich kann«, sagte er zu ihr.
    Als die Türen des Krankenwagens geschlossen wurden, blickte Clare ihm direkt in die Augen, und Novak hätte am liebsten losgeheult.
    Stattdessen drehte er sich um und rannte.
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    115.
    llbeurys Hände zitterten vor Anspannung und Ermattung, A als er endlich fertig war. Er hatte neben dem
    Fahrstuhlschacht gearbeitet, die ganze Zeit mit Lizzie gesprochen und ihr erzählt, was er tat. Nun ging er ins Büro und suchte etwas, woran er das eine Ende seines Behelfsseils befestigen konnte.
    »Die Aktenschränke sind schwer genug«, rief er Lizzie zu,
    »aber sie stehen zu weit hinten im Zimmer, und wahrscheinlich würden sie umkippen.«
    »Was ist mit der Bürotür?« Lizzie, dankbar für die Ablenkung, hatte ebenfalls versucht, eine Lösung zu finden.
    »Die muss doch einigermaßen stabil sein.«
    Er schaute sie sich an. »Ich bin nicht sicher, was die Angeln betrifft.«
    »Verstehe«, sagte Lizzie.
    »Ich benutze einfach mein eigenes Gewicht«, sagte er, »und verankere mich irgendwie. Es wird schon klappen. Außerdem muss die Feuerwehr jede Sekunde hier sein.«
    Allbeury nahm ein Ende des Kabelseils und knotete es sich um die
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