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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition)
Autoren: Alex Dengler
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wegbleiben, wären sicher seine Worte gewesen.
    Der Friedhof lag idyllisch. Wenn ein solcher Ort überhaupt idyllisch liegen konnte. Auf einem Hügel etwas außerhalb des kleinen Städtchens. Der Pastor fand tröstende Worte für die wenigen Anwesenden. Tom interessierte sich nur wenig dafür. Er dachte während der Rede immer wieder an Donna. Er versuchte damit seine Trauer zu bekämpfen. Doch sie hatte sich immer noch nicht gemeldet. War ihr etwas zugestoßen? Er könnte es nicht verkraften.
    Nach zwanzig Minuten verließen die paar Alten aus dem Städtchen, die um Coopers Grab standen, den Friedhof. Der Pastor hatte sich vor zwei Minuten verabschiedet. Auch der Doc schritt von dannen.   Tom stand alleine vor Coopers ins Grab gesenkten Sarg. Vor einigen Minuten hatte es heftig zu regnen begonnen. Er hatte keinen Schirm mitgenommen. Seine Kleidung wurde immer schwerer durch den Regen. Seine Tränen vermischten sich mit den Regentropfen. Er war klatschnass. Doch ihm machte das nichts aus. Er wollte noch einige Minuten bei seinem Freund bleiben.
    »Cooper, du wirst wenigstens nicht nass«, flüsterte er in Richtung des Sarges. Doch auch der Selbstversuch einer Aufmunterung versiegte mit dem Regen in der Erde.
    Tom betete für Cooper. Minutenlang zitierte er ihn. Einige Passagen aus der Bibel, die er auswendig wusste, schrie er laut in den Regen von Mackville.
    »Du wirst es dort oben gut haben, Coop. Ich passe auf dein Haus auf, das verspreche ich dir.« Das waren Toms letzte Worte, dann verließ auch er den Friedhof.
     
    Sein Holzbriefkasten, verziert mit einem eingeschnitzten lachenden Gesicht, zeigte, dass er gefüllt war. Denn das Lachen war zu sehen, und man konnte es nur gut erkennen, wenn Post darin war.
    Es musste also ein Brief darin liegen. War er von Donna? Tom legte einen Schritt zu. Beinahe hätte er auf dem glatten Holzboden vor seinem Haus das Gleichgewicht verloren. Er stützte sich mit der Hand am Geländer der Veranda ab. Er griff in den Schlitz über dem lachenden Gesicht . Er hielt den Brief in Händen. Es war Donnas Handschrift.
     
    Tom!
     
    Jetzt bin ich noch verwirrter, als ich es schon war. Ich führe einen seelischen Kampf mit mir selbst. Wie ich schon sagte, bin ich wieder mal „Donna auf der Flucht“. In mir ist ein ganz dummes und unbehagliches Gefühl, dass mich in Panik geraten lässt. Leider weiß ich nicht, wie ich mich konkret ausdrücken soll, weil ich diesen Vorgang in mir nicht kenne. Es macht mir Angst und sowohl auch Angst vor dir. Bin mir meiner Gefühle für Dich nicht im Klaren. Weiß nicht, ob ich verliebt bin oder nicht. Ich will es irgendwie und will es doch wieder nicht. Bin eben so verdammt widersprüchlich. Will, dass Du mich in Ruhe lässt – will Dich nicht missen müssen. Was ist nur los mit mir?
    Sicherlich verwirre und verletze ich Dich jetzt damit. Will Dich nicht verletzten – will aber auch ehrlich sein. Will Dich spüren – will Dich wegstoßen. Will Dir nahe sein – will dich hassen. Der Dämon und der Engel in mir sind dieses Mal kein Team. Was schreibe ich da nur? Ich bin nur Gift für Deine Seele. Also rette Dich lieber. Deine „Liebenswürdigkeit“ kann ich nicht annehmen. Der Teufel ist nicht fair, aber sehr raffiniert und überzeugend. Er ist das Gegenüber, das Du Dir wünschst. Sei vorsichtig!
    Ich meine es WIRKLICH nur gut mit Dir, deshalb sollten wir uns NIE wieder sehen.
     
    Es tut mir unendlich leid!
     
    Donna
     
    Du wirst mich jetzt sicher hassen, aber das ist besser als wenn Du mich liebst. Es tut mir so leid. Es tut mir selbst so weh. Finde ich einen Engel, dann schicke ich ihn zu Dir. Es tut mir so leid!
     
    Tom hatte den Brief sofort geöffnet und ihn im Haus, mit dem Rücken an der Haustür angelehnt, gelesen.
    Der Brief war auf einem taschenbuchgroßen karierten Zettel geschrieben. Donnas Hand musste gezittert haben, als sie diesen Brief schrieb. Unruhig musste sie gewesen sein. Hastig musste sie ihn geschrieben haben. Eine fremde Macht musste sie angetrieben haben. Was war es nur? Wieso schrieb sie ihm solch einen Brief ?
    Tom setzte sich aufs Sofa. Er legte den Brief auf den Tisch vor sich und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Warum tut sie das«, flüsterte er vor sich hin.
    Er ließ sich seitlich aufs Sofa fallen und vergrub das Gesicht nun in den Kissen. Es dauerte einige Minuten, bis er wieder normal atmen konnte. Was hatte sie nur dazu getrieben?
    Er streifte schnell seine durchweichten Schuhe ab und hob seine
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