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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition)
Autoren: Alex Dengler
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liebte Diadora, ein Leben lang. Er hielt seinen Schwur, den er einmal gegeben hatte, ein Leben lang. Ein Leben lang tat er alles für die Liebe und Diadora.
    Tom sah den alten dunkelgrünen Honda von Dr. Ryan McGinley vor Coopers Haus stehen. Er hatte den Doc gestern in dem Restaurant, in dem er mit dem Indianer sprach, getroffen. Er grüßte ihn. Kurze Verwunderung kam bei ihm auf, woher der ihn denn kannte. Aber wer in Hardwick ein Auto besaß tankte bei Louis Gustavsson, und der zackige Haudegen einer vergangenen Generation war kein Schweiger.
    Die Autoreifen des Honda hatten tiefen Spuren im Waldboden hinterlassen. Der Doc musste mit schneller Geschwindigkeit angekommen sein. Was war mit Coop?, dachte Tom schlagartig.  
    Nun lief er so schnell er konnte. Er rutschte zweimal auf dem nassen Waldboden weg, bevor er endlich in Tritt kam. Die zuvor so schöne Farbe der Bäume verblasste, bei dem Gedanken daran was mit Cooper passiert sein konnte.
    Tom erreichte die erste der drei Stufen, die auf die kleine Veranda vor dem Haus führten, nach einem hastigen Spurt. Er war außer Atem. Sein Herz schlug schnell. Er schwitzte.  
    »Cooper!«, rief er. Er bekam keine Antwort, und rief dann den Namen des Arztes. Wieder nichts. Er wiederholte seinen Ruf nach Cooper und Dr. McGinley . Endlich bekam er eine Antwort.
    »Kommen Sie herein, Tom«, vernahm er eine gedämpfte Stimme aus dem Inneren des Hauses.
    Tom rannte die Stufen hinauf. Auf dem Federweiß der Veranda zeichneten sich die Abrücke von Schuhsohlen ab. Die Reinheit war befleckt worden.  
    »Was … was ... ist … passiert?« Tom stand unter Schock. Er atmete schnell.
    »Es steht sehr schlecht um Mr. Cheetwood.«
    »Bitte, Tom, komm her«, flüsterte Cooper.
    Toms Augen wurden glasig. Trauer, nicht Freude sprach diesmal aus ihnen.
    Cooper lag in seinem Schlafzimmer auf dem Bett. Zaghaft hatte der Doktor die Bettdecke über seinen schwachen Körper gelegt. Coopers Gesicht war weißer als Schnee. Aus seinen Augen war der Wille des Lebens gewichen. Seine Hände zitterten. Ein erschütterndes Bild eines großen Mannes.
    »Ja«, sagte Tom mit zittriger Stimme.
    »Junge, du ...« Cooper hustete.
    Tom sah verzweifelt Dr. McGinley an. Sein leerer Blick verhieß nichts Gutes.
    »Du ... sollst das Haus hier bekommen. Der Doc soll Zeuge sein.«
    McGinley nickte schnell.
    »Die letzten Monate meines Lebens warst du für mich da. Hast mir ...« Er hustet wieder. Seine Augen schlossen sich.
    Tom legte seine Hand auf Coopers Brust. Seine Hände zitterten immer stärker.
    »Bringe diesem Ort bitte immer die Würde entgegen, die ich dir ...« Wieder hustete er. »Nur du kennst die Magie dieses Hauses.«
    Cooper schloss die Augen.
    »Cooper!«, schrie Tom ihn an. Er packte ihn an den schmalen Schultern. Zuerst rüttelte er ihn zaghaft, als er nicht reagierte bedeutend stärker. »Cooper, du kannst hier nicht einfach weggehen. Das Haus braucht DICH!«
    Dr. McGinley legte die Hand auf Toms Schulter. Tom dreht sich schnell um. Er sah, dass McGinley den Kopf schüttelte.
    »Neiiiiiiiiin!«
    Tom kniete sich neben Coopers Bett. Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    Cooper war in ein anderes, friedliches Reich gewechselt. In Diadoras Reich.

Kapitel 26
     
     
    Die sich im finsteren Gewand präsentierenden Wolken passten sich der Stimmung an. Die letzten Tage waren dunkel und verhangen gewesen. Toms Erschütterung über Coopers plötzlichen Tod ließ ihn kaum mehr ruhig schlafen. Jede Nacht wurde zum dunklen Tag. Alpträume ließen ihn schweißgebadet erwachen, wenn er denn mal eingeschlafen war.
    Für ihn war Cooper zugleich Freund und Ersatzvater. Auch wenn er ihn nur einige Monate erleben und kennen durfte, so war es doch eine Begegnung, die er nie wieder vergessen wird. Wenn er Coopers Geschichten hörte, fühlte er sich danach als besserer Mensch. Er würde versuchen, viele Dinge für sein weiteres Leben von Cooper zu übernehmen. Leider wird er von Cooper nie wieder eine Antwort bekommen. Nur er konnte ihm noch Zeichen und Deutungen in den Himmel senden.
    Drei Tage waren vergangen. Nun stand die Beerdigung an.
    Tom war einer der wenigen aus Mackville, die zu Cooper Cheetwoods Beerdigung kamen. Die Einwohner verachteten den abseits lebenden Mann auch noch im Tode. In Tom kam innerlich Wut hoch. Doch auch Cooper hätte nicht gewollt, dass die Leute nur aus Mitleid auf seine Beerdigung kamen. Sein Stolz wäre sogar jetzt noch gekränkt worden. Dann sollen sie lieber
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