Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition)
Autoren: Alex Dengler
Vom Netzwerk:
war er vor ihrer Wohnungstür. Das Schild von Donna Parrish an der Eingangstür war mit einem grünen Stift durchgestrichen worden, so dass Tom die Klingel darunter drückte. Eine weibliche, kränkliche Stimme fragte, was er wolle. Zu Donna Parrish, sagte Tom. Die Dame setzte an zu sagen, ich glaube ... brach aber dann ab und ließ ihn herein.
    Als Tom an Donnas Wohnungstür klopfte, hörte er die Sirenen eines Krankenwagens am Haus vorbeirauschen.
    Es tat sich nichts. Er klopfte ein zweites Mal.
    »Da kommen Sie zu spät, Mister.«
    Tom erkannte die Stimme. Es war die Dame, die ihn hereingelassen hatte.
    Er drehte sich um. »Was soll das heißen, ich komme zu spät?«
    »Die Frau ist gestern am frühen Morgen mit ihrer Tochter abgereist. Ausgezogen ist wohl der bessere Ausdruck dafür.«
    Tom stand der Schrecken über diese Nachricht ins Gesicht geschrieben.
    »Abgereist? Ausgezogen? Weshalb? Wohin?« Tom hatte viele Fragen die niemand würde beantworten können, oder doch?
     
    Tom war auf dem Weg zu Donnas Bruder. Die freundliche Nachbarin hatte ihm die Adresse gegeben. Er würde anfallende Probleme regeln, hatte die Dame ihm erzählt. Wenn, dann musste er wissen, wohin Donna so überstürzt abgereist ist.
    Tom fuhr nach Brookline raus um Donnas Bruder Michael aufzusuchen. Donna hatte ihn kurz bei ihrem Gespräch im Moffit’s beschrieben.
    Tom fand ihn. Michael wusste, wer er war. Donna hatte Michael ein wenig von Tom erzählt. Michael war klein, hatte eine ausgeprägte Gesichtsform mit einer kleinen Nase und einem leichten Ansatz zu roten Haaren.
    Das Gespräch war dann sehr kurz.
    »Kannst du mir sagen, wo Donna ist?«, fragte Tom.
    »Sie hat es mir nicht gesagt, Tom. Sie sagte mir nur, ich solle alles regeln, wenn das Copley Plaza noch eine Frage hätte oder eine Rechnung zu bezahlen sei. Beide gaben mir einen Kuss, das war am Dienstagabend. Frag‘ nicht, warum, sagte sie mir zum Abschied. Das war’s, Tom.«
    Tom schüttelte nur den Kopf. Er konnte das alles nicht glauben. Sie war ohne jemandem etwas zu sagen irgendwohin abgereist. Tom bedankte sich bei Michael. Er gab Tom noch die Adressen ihrer besten Freundin Michelle und die des Copley Plaza. Er würde es auch dort noch versuchen.
     
    Tom saß auf einer Bank im Copley Square Park. Es war bereits fünf Uhr durch. Keiner wusste etwas. Michelle sprach nicht viele Worte. Sie verachtete Tom.
    »Nur wegen dir ist sie verschwunden«, schrie Michelle ihn an.
    Bei ihr würde er keinen Erfolg haben. Tom verstand nicht, was sie damit meinte. Donna konnte doch nicht nur wegen ihm ihr schwer aufgebautes Leben in Boston abbrechen. Sie sollte vor ihm geflohen sein? Tom schüttelte den Kopf. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag.
    Auch im Copley Plaza wusste keiner die neue Adresse von Donna Parrish. Eine Bedienung, die sie gut kennen musste, sagte nur, wenn Donna untertauchen will, dann findet sie keiner mehr.
    Tom sah zwei Vögel in einer Baumkrone unweit von seiner Bank sitzen. Es sah so aus, als ob sie Liebesgeflüster austauschten. Tom begann zu weinen. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen.

Kapitel 28
     
     
    Mindestens vier Bars waren es gewesen, in denen er Geld gelassen hatte, und so die Nacht an sich vorbeiziehen ließ. Er wusste es nicht mehr so genau, wie viele es waren. Es half alles nichts. Mit Whiskey konnte er den Schmerz nur kurz betäuben, aber nicht besiegen.  
    Um vier Uhr morgens entschloss er sich, wieder nach Mackville zurück zu fahren. Boston hinter sich zu lassen und einfach nur noch zu schlafen. Vielleicht konnte er jetzt endlich schlafen. Was konnte nun noch geschehen? Er konnte gerade noch fahren. Eine Streife hätte ihn aber nicht aufhalten dürfen. Dann wäre er im Gefängnis gelandet. Trunkenheit am Steuer.
    Nach einem Stopp um sieben an einer Tankstelle, wo er einen grässlichen Kaffee trank und einen fetten Hot Dog aß, fuhr er weiter. Um kurz nach neun stellte er den Motor seiner Viper ab. Er parkte direkt vor seinem Haus. Den Weg von Mackville herauf jetzt zu Fuß bestreiten, das konnte er jetzt nicht. Er wäre unterwegs zusammengebrochen.
    Das Gras war trocken. Die Sonne schien nicht mehr so kräftig. Der Indian Summer verabschiedete sich endgültig. Der Winter würde bald mit großen Schritten in Vermont Einzug halten. Alles Schöne ist vergänglich. So vergänglich wie die Liebe.
    Tom ging mit behutsamen Schritten auf seine weiß gestrichene Veranda zu. Sein Briefkasten lächelte ihn an.
    Tom rieb sich die Augen und sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher