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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition)
Autoren: Alex Dengler
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kein Sparmodell, doch er war nicht nach Vermont gekommen, um mit dem Auto sinnlos herumzufahren. Er wollte die Natur erleben, zu Fuß.
    Tom verdrängte die Gedanken, warum sich Donna nicht bei ihm meldete. Ihr Leben bestand natürlich nicht nur aus ihm. Was würde ihn, bis er endlich ihre Stimme wieder vernehmen durfte, über Wasser halten? Die Bilder! Donna, wie sie wie ein scheues Reh auf seinem Sofa saß.
     
    Tom fuhr mit seiner Viper los. Die Sonne versteckte sich immer mehr hinter dunklen Wolken. Während der Nacht hatte ein stürmisches Gewitter getobt. Laut Radionachrichten sollen sogar einzelne Bäume entwurzelt worden sein.
    Es gab keine Gründe, warum Donna ihn nicht anrufen sollte. Er sah auf den Beifahrersitz. Dort lagen die Fotos, die er von Donna gemacht hatte. Er hat sie sich heute, bevor er zu Louis Gustavsson gefahren war, auf die Schnelle ausgedruckt. Nur die zwei Bilder mit Donnas träumerischem Antlitz. Ihr Lachen schallte aus dieser Momentaufnahme heraus, so als ob es ein Video gewesen wäre. Tom hörte es immer wieder, wenn er kurz auf den Beifahrersitz sah. Sie hatte die Beine zur Brust gezogen. Ihre künstlerischen blond-braunen Rastalocken fielen auf beiden Seiten gleichmäßig von ihr ab. Und in der Mitte, da lachten einem ihre Sommersprossen entgegen. Donna hatte etwas weniger Make-up aufgetragen. So entstand ein Bild voll grandioser Einzigartigkeit.
     
    Tom schrieb wie aus einem Guss. Er hatte kurz vor seiner Heimfahrt aus Hardwick einen weisen Mann mit Indianerblut zum Mittagessen eingeladen. Dieser erzählte ihm viele interessante Dinge seiner noch lebenden Verwandten und Vorfahren. Viele Informationen konnte er bereits in seinem zweiten Kapitel verarbeiten. Zwei Bücher über die indianische Medizin und das Leben einer indianischen Großfamilie in drei Generationen von 1900 – 1995 komplettierten sein Recherchematerial für den ersten Teil seines Romans. Nach jedem Absatz sah er in Donnas Augen. Das Bild, auf dem sie ein Gesicht wie ein Engel zeigte, hatte er sich an den Rand des Notebooks angeklebt. Sie war ihm nahe. Tom sprudelten die Ideen für seinen Roman nur so heraus. Die vielen Schmetterlinge im Bauch spornten ihn an. Er war glücklicher als er es wahrhaben wollte.

Kapitel 25
     
     
    Tom musste raus in die Natur. Heute war kein Tag um zu schreiben und zu recherchieren. Er brauchte heute die Freiheit. Er hoffte jede Minute auf Donnas Anruf, doch es passierte nichts.
    Es waren nun schon siebenundsechzig Stunden vergangen, seitdem er ihr einen Klaps auf den Po gegeben hatte. Sie war in den Ford eingestiegen und hatte nicht gewunken. Der Fond des Wagens war zu dunkel, vielleicht hatte sie ihm doch noch mal ein Zeichen des Abschieds gegeben. Er glaubte es aber nicht. Was war nur mit den Rosen geschehen? Wenn sie sie bekommen hatte, dann hätte sie sich doch auch melden müssen. War ihr etwas zugestoßen? Hatte sie mit ihrer Tochter vielleicht einen Autounfall?
    Oh Gott, nein, schreckte Tom auf und sah in die Wipfel eines Ahornbaumes. Er stand inmitten von Bäumen. Die Nacht war nicht so stürmisch wie die vorherige gewesen. Doch ein Regenschauer hatte die Wälder rund um Hardwick wieder kräftig getränkt. Der Waldboden war tiefer als sonst.
    Shawn hatte diese Woche keine Zeit, um mit ihm weiter über die Liebe und ihre Folgen zu sprechen, da er in der Farm seines Vaters unentbehrlich war. Am Wochenende wieder, vertröstete er ihn. Er sagte auch noch, sie wird schon anrufen. Shawns Aufmunterung half Tom. Er würde sie nicht anrufen. Das wäre falsch. Er hatte Blumen sprechen lassen. Blumen der Liebe. Das sagt mehr, als jedes Wort – zumindest in diesem Moment.
    Was würde Cooper wohl sagen, wenn er ihm die Geschichte seiner fünfundzwanzig schönsten Liebesstunden erzählte? Ein alter Mann mit einem solch erlebnisreichen Leben konnte ihm doch sicherlich Ratschläge mit auf dem Weg geben. Tom fühlte sich bei diesen Gedanken wie ein Teenager. Doch Donna war so ungewöhnlich, und seine Erlebnisse mit ihr auch, dass er einfach ausführlicher mit Cooper darüber sprechen wollte.
     
    Tom konnte Cooper Cheetwoods Haus auf dem Hügel bereits erkennen. Einige Minuten musste er noch durch den schweren Boden stapfen. Auch Coopers letzte Worte, ihre Augen , musste er ausführlicher hinterfragen.
    Cooper liebte die Ruhe, so wie er. Sicher würde er auch bei diesen kälteren Temperaturen, in einen Mantel gehüllt, auf seiner Veranda sitzen und im See Diadoras Antlitz erkennen. Cooper
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