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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer
Autoren: Kevin Brooks
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du hin?«, fragte Campbell.
    |491| »Bleib einfach hier und warte, bis der Krankenwagen kommt. Wenn du ihn kommen hörst, geh raus, damit sie sehen, wo du bist. Ich beeil mich, so gut ich kann.« Oben am Ende der Treppe schob ich das Regalteil aus Eisen zurück und jagte nach draußen ins Licht.

    Nach der kühlen unterirdischen Luft des Kellers warf mich die plötzliche Hitze der Nachmittagssonne fast um. Ich war müde, klar. Niedergeschlagen und erschöpft. Und als ich über den Betonplatz huschte und Zweige und alte Zeitungsreste zusammensammelte, spürte ich, wie mir der Schweiß den nackten Rücken hinablief und mich innerlich austrocknete.
    Ich ging hinüber zu dem Haufen alter Autoreifen, stopfte die Zeitungen und trockenen Zweige unten in eine Lücke, zog Erics Feuerzeug aus der Tasche und zündete die Sachen an. Im Innern des Haufens steckte noch mehr Abfall – Papierreste, Plastiktüten, alte Schokoriegelverpackungen – und alles war so trocken, dass der Reifenhaufen innerhalb von Sekunden wie verrückt brannte. Ich wartete ein bisschen, sah zu, wie die Flammen zuschlugen und der Rauch dick und schwarz wurde, dann drehte ich mich um und rannte los.

    Zurück durch die Lücke im Zaun, zurück die Böschung hinunter, zurück den überwucherten Trampelpfad entlang... er kam mir jetzt gar nicht mehr vertraut vor. Er erinnerte mich an nichts, er brachte keine Gefühle zurück, er führte mich nicht zurück in eine Zeit, als alles wunderbar und aufregend war...
    Er war nur ein Trampelpfad.
    Derselbe, der er immer war.
    |492| Ungefähr auf halbem Weg die Böschung hinab blieb ich stehen, um mich zu orientieren. Nachdem ich mich kurz umgeschaut hatte, merkte ich, dass es einfacher war, durch das Unterholz abzukürzen, als den ganzen Weg bis zum Fuß der Böschung zu gehen und dann wieder durch das Brombeergestrüpp zu der alten Eiche hinaufzuklettern. Ich konnte die Eiche sehen. Ich fasste sie genau ins Auge, verließ den Trampelpfad und kämpfte mich quer durchs Unterholz.
    Es war ziemlich dicht und außerdem ziemlich dornig, aber ich biss die Zähne zusammen und pflügte weiter mitten hindurch. Ich roch jetzt den Rauch der brennenden Reifen, und als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich, wie Wolken aus dichtem schwarzem Rauch in den Himmel stiegen. Hoffentlich sahen ihn auch andere. Aber selbst wenn nicht, würde der Rauch doch wenigstens dem Krankenwagen zeigen, wo er hinmusste.
    Ich kam direkt unter der Eiche aus dem Unterholz, und während ich ein, zwei Sekunden hechelnd und keuchend dastand, wusste ich nicht mehr, was ich eigentlich wollte. Wo war mein Hemd? Warum tat mein Mund so weh? Wieso starrte ich eine Eiche an?
    »Ach ja...«, hörte ich mich sagen.
    Und dann kletterte ich zu dem Baum, kroch in den kleinen Graben, griff in den hohlen Stamm und versuchte mich zu erinnern, wo ich Erics Handy versteckt hatte. Wo war es? Ich fühlte nur Erde, totes Laub, Zweige, noch mehr Erde...
    Kunststoff.
    Ich packte das Handy, zog es heraus und lehnte mich gegen den Stamm. Noch immer schwer atmend, klappte ich das Handy auf und stellte es an. Und dann wartete ich einfach. Starrte schweißtriefend auf das Display... wartete... |493| starrte... hoffte auf ein Signal. Das Handy piepste. Hauptmenü. Ich wischte einen Schweißtropfen von dem Display und starrte auf die Empfangsanzeige. Drei Balken. Ich hämmerte die Nummer in die Tastatur und hob das Handy ans Ohr.
    Fast im selben Moment war Dad am Apparat. »Hallo?«
    »Dad, ich bin’s.«
    »Pete! Verdammt, wo
steckst
du? Bist du okay? Himmel noch mal, was –?«
    »Hör zu, Dad«, sagte ich schnell. »Mit mir ist so weit alles in Ordnung –«
    »Wo
steckst
du?«
    »Dad,
bitte «
, sagte ich scharf. »Hör mir einfach zu, okay? Kann sein, dass die Verbindung gleich weg ist. Hörst du?«
    Ich hörte, wie er Luft holte. »Ja... ja, ich höre.«
    »Ich weiß, was mit Stella passiert ist, Dad. Ich weiß, wer es getan hat. Es waren Pauly und Eric zusammen mit einem Typen, der Wes Campbell heißt.«
    »Sag das noch mal. Du bist schlecht zu verstehen. Eric und wer?«
    »Egal, ich erklär’s dir später. Eric braucht einen Krankenwagen, Dad. Er hat eine Stichwunde am Oberschenkel und es blutet echt übel. Er ist im Keller von einem der alten Fabrikgebäude. Schick einen Krankenwagen hin und sag denen, sie sollen nach einem Feuer Ausschau halten. Dort steht dann jemand vor dem Gebäude.«
    »Bist du bei Eric?«
    »Nein, Wes Campbell ist bei ihm, aber ich bin nicht
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