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Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Titel: Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Autoren: Jenna Black
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verzichtete auf weitere bürokratische Beschönigungen und klang aufrichtig zerknirscht. »Tut mir sehr leid, Ms Kingsley. Aber ich musste dafür sorgen, dass die Zivilisten aus dem Zimmer verschwinden.«
    Sicher – und ihnen dabei auf dem Fuß nach draußen folgen.
    Ich erwiderte nichts. Vielleicht, weil ich im Grunde der Meinung war, dass er das einzig Richtige getan hatte. Nur ein Vollidiot würde sich auf einen Zweikampf mit einem Dämon einlassen. Jenkins war kein einfacher Fußsoldat, sondern ein mit Bedacht handelnder Entscheidungsträger. Wahrscheinlich hatte er nur deswegen den Raum verlassen, weil er vorhatte, mit einer kleinen Armee bewaffneter Wachleute zurückzukehren.
    »Wir haben Vater Ben gebeten, ins Kellergeschoss zu kommen und sich Ihre Aura anzusehen«, fuhr Jenkins fort. »Wenn Sie tatsächlich nicht besessen sind, dann entschuldige ich mich jetzt schon für die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen bereitet haben, Ms Kingsley.«
    Ich seufzte. Das war so ziemlich das Schlimmste, was mir hätte passieren können: in einem Hinrichtungsstaat unter den Verdacht zu geraten, ich sei von einem Dämon besessen, und dann auch noch von einem Priester untersucht zu werden, der vielleicht außerstande war, meine Aura richtig zu erkennen. Zumal Priester in der Regel dem Glauben anhingen, Dämonen seien direkt der Hölle entsprungen und nur zu dem einen Zweck auf der Welt, die Menschheit ins Verderben zu stürzen. Ich mochte ja selbst nicht besonders viel für Dämonen übrig haben, aber für den Inbegriff alles Bösen hielt ich sie deswegen noch lange nicht.
    »Sagen Sie Vater Ben, er soll sich die Mühe sparen«, sagte ich. »Rufen Sie stattdessen Valerie March an und bitten Sie sie, herzukommen und mich zu untersuchen.«
    Val und ich kannten uns von der Highschool, und sie war meine beste Freundin. Auch sie arbeitete als Exorzistin, hatte den Beruf aber aus ganz anderen Gründen gewählt als ich. Val war mit dem ehrenhaften Ziel angetreten, das allgemeine Image der Dämonen zu verbessern, indem sie die schwarzen Schafe unter ihnen aussiebte und zur Strecke brachte. Ich selbst sah meinen Job eher als gute Entschuldigung an, hin und wieder einem Dämon kräftig in den Hintern zu treten.
    Trotzdem war Val eine verdammt gute Exorzistin, und sie gehörte zu den wenigen Vertretern meines Standes, denen ich ohne weiteres mein Leben anvertrauen würde. Leider wohnte sie in Philadelphia, was bedeutete, dass sie es nicht vor morgen hierher schaffen würde. Aber lieber noch einen weiteren Tag in diesem hübschen Raum gefangen sein, als Bekanntschaft mit dem Brennofen zu machen.
    »Vater Ben könnte in weniger als einer Stunde hier sein«, sagte Jenkins. »Wohnt diese Valerie March irgendwo in der Nähe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie ist eine ausgebildete Exorzistin.«
    »Ich versichere Ihnen, dass Vater Ben …«
    »Rufen Sie sie an, Jenkins. Ich sage Ihnen die Nummer.«
    Der Lautsprecher gab so lange keinen Ton von sich, dass ich schon fürchtete, Jenkins könnte meine Bitte einfach ignorieren. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits, wie irgendein abergläubischer Pfaffe mir den Stempel der Verdammnis aufdrückte, die Wachleute mich so lange mit ihren Tasern, diesen hübschen Elektroschockpistolen, bearbeiteten, bis ich nur noch ein still vor mich hin zuckendes Wrack war – und mich dann auf einen nigelnagelneuen Hinrichtungstisch schnallten. Fehlte nur noch der Apfel im Mund, und das Spanferkel wäre fertig für den Grill. Wenn die Leute dort draußen davon ausgingen, dass Lisa Walkers Dämon auf mich übergesprungen war, dann gingen sie ebenfalls davon aus, dass Morgan Kingsley, die erfolgreichste Exorzistin aller Zeiten, es nicht fertiggebracht hatte, diesen Dämon zu bändigen. Was es ziemlich sinnlos machte, überhaupt erst einen anderen Exorzisten gegen ihn antreten zu lassen. Lieber gleich auf Nummer sicher und rein mit ihr in den Ofen.
    Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ich rieb mir fröstelnd die Oberarme.
    »Also in Ordnung, Ms Kingsley, dann geben Sie mir die Nummer.«
    Erleichtert nannte ich sie ihm. Jetzt hieß es nur noch warten.
    Wer Valerie March und mich nebeneinander sieht, würde nie auf die Idee kommen, wir könnten miteinander befreundet sein. Wir sind mehr oder weniger das genaue Gegenteil voneinander. Ich bin groß, habe einen kräftigen Knochenbau – was nicht bedeutet, dass ich dick bin – und außerdem auffällige rote Haare, die ich fast so kurz
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