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Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Titel: Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Autoren: Jenna Black
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Moment wusste ich, dass die Diagnose stimmte: Dieses kleine Mädchen war von einem Dämon besessen. Von einem Dämon, der keine Skrupel hatte, den Körper eines Kindes zu benutzen wie einen Wegwerfartikel. Sobald er einen besseren Wirt fand, würde er aus Lisas Körper herausschlüpfen – und sich einen Dreck darum scheren, dass er sie vielleicht um den Verstand gebracht hatte oder sogar ums Leben.
    Ich lächelte zynisch. »Großer Fehler«, flüsterte ich und betete, dass Lisas Eltern mich nicht hören konnten. »Du hättest besser den Mund gehalten.«
    Lisas kindlicher Schmollmund öffnete sich verblüfft. Ich schloss meine Augen und fiel umgehend in Trance. Die Wut machte es einfacher. Aus der Ferne hörte ich die Kleinmädchenstimme jammern und mich und Lisas Mutter um Hilfe anflehen. Aber ich war zu weit weg, um mehr als einzelne Wortfetzen zu verstehen.
    Wenn ich in Trance bin, sehe ich die Welt mit anderen Augen – mit Augen, die einer anderen Dimension angehören. Alles wirkt anders. Einfacher. Ich kann keine Gegenstände mehr wahrnehmen, sondern nur noch Lebewesen, und diese als verschwommene, in einer der vier Grundfarben leuchtende Umrisse. Menschen nehmen unter diesem »Blick aus dem Jenseits«, wie ich ihn manchmal nenne, eine blaue Färbung an. Jenkins zum Beispiel leuchtete in dunklem, gleichmäßigem Blau, wie ein Mensch, der ruhig und ausgeglichen ist. Sollte ihm diese Situation irgendwie an die Nieren gehen, konnte ich es nicht erkennen. Lisas Eltern hingegen waren vollkommen mit den Nerven fertig. Ihre Auren schimmerten in jedem Blauton, den man sich nur vorstellen konnte.
    Die Aura auf dem Tisch unter meinen Händen jedoch schimmerte blutrot. Es war die Aura eines Dämons – und sie war so übermächtig und intensiv, dass darunter nicht der geringste Blauton mehr auszumachen war. Die Aura wand sich verzweifelt hin und her, und ich begriff, dass der dazugehörige Körper versuchte, sich aus seinen Fesseln zu befreien. Der Dämon hatte den Ernst der Lage erkannt und unternahm einen Fluchtversuch. Ich betete, dass die Wachen nicht zu zimperlich gewesen waren, als sie der kleinen Lisa die Fesseln anlegten. Manche Dämonen verfügen über so übermenschliche Kräfte, dass sie Stahl verbiegen können. Aber das wussten hoffentlich selbst unerfahrene Wachleute.
    Ich hörte das Geräusch ächzenden Metalls. Panik stieg in mir auf. Der Bursche war ganz schön stark. Und verzweifelt. Hinter mir schrie jemand erschrocken auf. Der gelbe Farbton der Angst mischte sich in das Blau der Menschen um mich herum und ließ sie beinah grün erscheinen.
    Ebenso wie jeder Exorzist eine eigene Zeremonie hat, um sich in Trance zu versetzen, besitzt auch jeder ein eigenes Vorstellungsbild, das ihm dabei hilft, einen Dämon aus dem Körper eines Menschen auszutreiben. Mein Vorstellungsbild ist Wind.
    Ich stellte mir vor, wie ein Windstoß von der Stärke eines Wirbelsturms die rote Aura unter meinen Händen erfasst. Für jeden dahergelaufenen Durchschnittsdämon wäre das vollkommen ausreichend gewesen. Aber dieser Bastard war zäh. Die Aura schwankte nicht einmal, und von weither hallte verächtliches Gelächter.
    Wieder nahm ich erschrockene Schreie um mich herum wahr, und wieder ächzten die Stahlfesseln unter den Ausbruchsversuchen des Dämons. Das Herz schlug mir bis zum Hals, und so starke Angst stieg in mir auf, dass ich mich nur noch mit Mühe konzentrieren konnte.
    Bei keinem der drei Dämonen, die sich meinen Austreibungsversuchen erfolgreich widersetzt hatten, hatte auch nur ansatzweise die Gefahr bestanden, dass sich der Dämon von seinen Fesseln befreit – wofür ich ehrlich dankbar war. Ich mochte die Geißel und Plage der Dämonen dieser Welt sein – aber auch ich war keineswegs scharf darauf, im selben Raum mit einem freilaufenden Dämon gefangen zu sein, der dringend einen neuen Wirt sucht.
    Die Angst, die von Jenkins und den Walkers ausging, zerrte an meinen Nerven, stärker noch als meine eigene Angst. Die drei schaukelten sich gegenseitig in ihrer Panik hoch. Ich betete, dass Jenkins keine Dummheit beging – wie zum Beispiel die Tür nach draußen zu öffnen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Kaum hatte ich den Gedanken formuliert, da tat er genau das. Meine Konzentration riss wie ein überdehntes Gummiband, und ich wachte gerade rechtzeitig aus meiner Trance auf, um sehen zu können, wie Jenkins die Walkers aus dem Zimmer schob und dann selbst durch die Tür verschwand.
    Wenigstens war er
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