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Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss

Titel: Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Autoren: Jenna Black
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dem Schluss, das Mädchen sei besessen.
    Ich persönlich hätte Zweifel an diesem Urteil gehabt. Dämonen bevorzugen für gewöhnlich robuste Erwachsene als Wirtskörper und nisten sich nicht in zart gebaute elfjährige Mädchen ein. Und gleichgültig, welche Autorität sie in dieser Hinsicht beanspruchen, für gewöhnlich besitzen Priester nicht die notwendigen Qualifikationen, um bei einem Menschen den Zustand der Besessenheit festzustellen. Ein paar von ihnen sind natürlich sensitiv begabt und haben die Fähigkeit, die Aura eines Menschen zu erkennen. Aber anders als bei einem Exorzisten gehört diese Fähigkeit nicht zu ihren beruflichen Voraussetzungen.
    Wenn ich also nicht von der Besessenheit des Mädchens überzeugt war, warum hatte ich mir dann die Mühe gemacht, bis hierher ins hinterste Kansas zu fahren, um einen Exorzismus durchzuführen? Ganz einfach: Weil das Gericht es so angeordnet hatte und die Eltern sich mit der Prozedur einverstanden erklärt hatten – und weil man das arme Mädchen grillen würde, wenn es nicht gelingen sollte, es mit Hilfe eines Exorzisten von seinem Dämon zu befreien. Die Eltern hatten nach dem Besten der Branche verlangt und konnten sich mein Honorar leisten. Also kurvte ich jetzt durch dieses winterliche Kaff und fror mir den Hintern ab.
    Ich musste zwei Kontrollstellen passieren, bevor ich überhaupt in die Nähe des Sicherungscenters gelangte. Wäre ich etwas seriöser gekleidet gewesen, hätte man mich wahrscheinlicher schneller durchgewunken. Aber hätte ich bei der Arbeit Kostüme und Hosenanzüge tragen wollen, wäre ich Anwältin geworden. Meine Arbeitskleidung bestand aus knallengen Hüftjeans, einem nicht weniger eng sitzenden Pulli und einem Paar supercooler Schaftstiefel mit schmal zulaufenden Spitzen.
    Der Direktor der Topeka-Sicherungseinheit hieß Frank Jenkins, ein kleiner rundlicher Typ, der auf den ersten Blick eigentlich ganz nett wirkte. Er trat durch eine stahlverstärkte Tür zu mir heraus und lächelte freundlich – bis er mich genauer in Augenschein genommen hatte. Dann wich das Lächeln einem finsteren, missbilligenden Blick.
    Ich setzte mein freundlichstes Lächeln auf und streckte die Hand aus. »Morgan Kingsley«, sagte ich betont munter und aufgeräumt. »Sie müssen Mr Jenkins sein.«
    Er schüttelte meine Hand und nickte wenig erfreut.
    »Sie sind wohl auf dem schnellsten Wege hierher und haben es nicht mehr ins Hotel geschafft«, sagte er, ohne dass sein Blick sich aufhellte.
    Das stimmte – allerdings hätte ich mir auch nichts anderes angezogen, wenn ich bereits im Hotel gewesen wäre. »Ich hielt es für das Beste, wenn wir die Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen«, sagte ich. Auch das entsprach der Wahrheit. Kaum vorstellbar, was die Eltern des Mädchens gerade durchmachten. Ganz abgesehen von der Kleinen selbst: gefangen in einem Körper, der ihr nicht mehr gehorchte, eine hilflose Mitreisende auf der Amoktour eines wild gewordenen Dämons.
    Man nahm an, dass der Körper des New Yorker Gangsters von einem illegalen Dämon besessen gewesen war, der drei Menschen ermordet hatte und sich auf der Flucht vor der Polizei befand. Als er mit Lisa zusammenstieß, glaubte er einen perfekten Weg gefunden zu haben, um seinen Verfolgern zu entkommen. Er wollte den Körper des kleinen Mädchens als unverdächtiges Transportmittel benutzen, um unbemerkt über die New Yorker Stadtgrenze zu gelangen, und sich dann später einen neuen, für seine Zwecke besser geeigneten Körper suchen. Die Polizei hatte es schließlich doch noch geschafft, den flüchtenden Gangster zu fassen. Aber da war sein Gehirn schon nur noch Brei gewesen.
    »Also, dann wollen wir’s mal angehen«, sagte Jenkins, immer noch mit demselben finsteren Blick wie eben. Mit meinen 1,75 Meter war ich fast einen Kopf größer als er. Und ich bekam langsam das Gefühl, dass ihm das nicht sonderlich gefiel. Eigentlich schien ihm überhaupt nichts an mir zu passen. Wahrscheinlich roch ich für seinen Geschmack einen Tick zu sehr nach Großstadt.
    Ohne ein weiteres Wort führte er mich durch die Stahltür und mitten ins Herz des Sicherungscenters.
    Warum war ein kleines Kaff wie Topeka, wo in den vorhergehenden fünf Jahren nicht mehr als zwei illegale Dämonen aufgetaucht waren, mit einem eigenen Sicherungscenter ausgestattet? Die Antwort war einfach: Weil die Menschen in Kansas nicht viel für Dämonen übrig hatten – egal, ob es sich dabei um legale oder illegale handelte.
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