Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 12 - Vampirträume

Black Dagger 12 - Vampirträume

Titel: Black Dagger 12 - Vampirträume
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
kratzigem, unempfindlich dunkelbraunem Teppich ausgelegten Fußboden; und viele, viele Neonröhren an der niedrigen Decke. Auf den meisten der etwa dreißig, in einem großen Kreis aufgestellten Stühle saß jemand, und als Jonathon auf einen leeren Platz in der Mitte zusteuerte, nickte Phury ihm zu und setzte sich so nah an die Tür, wie es nur eben ging.
    »Es ist neun Uhr«, begann eine Frau mit kurzem schwarzem Haar. Dann stand sie auf und las von einem Zettel ab: »Was hier im Raum gesagt wird, bleibt auch hier im Raum. Wenn jemand spricht, gibt es keine Privatunterhaltungen oder Dazwischenreden …«
    Den Rest hörte er nicht mehr, weil er zu beschäftigt damit war, die anderen Anwesenden abzuchecken. Niemand sonst trug so edle Klamotten wie er, und sie waren alle Menschen. Jeder Einzelne. Das Alter reichte von Anfang zwanzig bis Ende vierzig, vielleicht, weil diese Uhrzeit praktisch für Leute war, die tagsüber arbeiteten oder studierten.
    Er versuchte, von den Gesichtern abzulesen, wie sie alle hier gelandet waren, in diesem nach Kokosnuss riechenden, kahlen Keller, auf den schwarzen Plastikstühlen.
    Er gehörte nicht hierher. Das waren nicht seine Leute, und nicht nur, weil keiner von ihnen Fänge hatte und kein Sonnenlicht vertrug.
    Trotzdem blieb er, weil er nicht wusste, wohin er sonst gehen sollte, und er fragte sich, ob das vielleicht noch für ein paar andere galt.

    »Heute Abend wird Jonathon zu uns sprechen«, sagte die Frau.
    Jonathon stand auf. Er knautschte immer noch das Tuch in den Händen, das er inzwischen zu einer festen Papierzigarre gerollt hatte.
    »Hallo, ich heiße Jonathon.« Von allen Seiten ertönten gemurmelte Hallos. »Und ich bin drogensüchtig. Ich … ich habe ungefähr zehn Jahre lang Kokain genommen und praktisch alles verloren. Ich war zweimal im Gefängnis. Ich bin bankrott. Ich habe mein Haus verloren. Meine Frau … sie, äh, hat sich scheiden lassen und ist mit meiner Tochter in einen anderen Staat gezogen. Unmittelbar danach habe ich meine Stelle als Physiklehrer verloren, weil ich nur von einem Rausch zum nächsten getorkelt bin.
    Seit vergangenem August bin ich clean. Aber … ich denke immer noch an die Droge. Momentan wohne ich in einem Übergangswohnheim, weil ich einen Entzug hinter mir und einen neuen Job habe. Ich hab vor zwei Wochen angefangen. Ich unterrichte jetzt in einem Gefängnis. Dem, in dem ich selbst gesessen habe. Mathe, ich unterrichte Mathe.«Jonathon räusperte sich. »Ja, also … heute vor genau einem Jahr … vor genau einem Jahr war ich in einer dunklen Seitenstraße in der Innenstadt. Ich habe Stoff von einem Dealer gekauft, und wir wurden erwischt. Nicht von den Bullen. Sondern von dem Kerl, in dessen Revier wir unterwegs waren. Ich wurde angeschossen, in die Seite und in den Oberschenkel. Ich …«
    Wieder räusperte er sich. »Als ich blutend am Boden lag, spürte ich, wie meine Arme bewegt wurden. Der Typ mit der Pistole nahm mir meine Brieftasche und meine Jacke und meine Uhr ab, dann schlug er mir mit dem Knauf der Waffe auf den Kopf. Eigentlich … eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein.« Man hörte diverse gemurmelte Zustimmungsgeräusche.
»Zu diesen Treffen bin ich anfangs nur gegangen, weil ich nicht wusste, wohin ich sonst gehen sollte. Jetzt komme ich freiwillig, weil ich lieber da sein will, wo ich heute Abend bin, als high zu sein. Manchmal, manchmal allerdings ist das ein sehr schmaler Grat. Deshalb plane ich nicht weiter voraus als bis nächsten Dienstag, neun Uhr. Wenn ich wieder hierherkomme. Also, ähm, und da bin ich.«
    Jonathon setzte sich wieder hin.
    Phury wartete darauf, dass es Fragen und Kommentare hageln würde. Stattdessen stand der Nächste auf. »Hallo, mein Name ist Ellis …«
    Und das war alles. Einer nach dem anderen berichtete von seiner Sucht.
    Um neun Uhr dreiundfünfzig – der Wanduhr nach –stand die schwarzhaarige Frau auf. »Und jetzt das Gelassenheitsgebet. «
    Phury stand mit den anderen zusammen auf und erschrak, als jemand nach seiner Hand tastete.
    Doch seine Handfläche war nicht mehr feucht.
    Er wusste nicht, ob er es langfristig schaffen würde. Der Zauberer hatte ihn viele Jahre begleitet und kannte ihn wie ein Bruder den anderen kennt. Das Einzige, was er wusste, war, dass er nächsten Dienstag um neun Uhr wieder hier sein würde.
    Er ging mit den anderen, und als er in die Nachtluft trat, krümmte er sich beinahe vor Verlangen nach einem Joint zusammen.
    Während alle anderen sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher