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Black Dagger 02 - Blutopfer

Black Dagger 02 - Blutopfer

Titel: Black Dagger 02 - Blutopfer
Autoren: J.R. Ward
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Er schob die Türe auf.
    Mit geschlossenen Augen atmete er tief ein. Eine Leiche, die seit vier oder fünf Tagen hier lag, würde inzwischen stinken, selbst in einem klimatisierten Raum wie diesem.
    Aber da war nichts.
    »Butch?«, rief er.

    Dann schloss er die Tür hinter sich. Die Couch war von den Sportteilen des Caldwell Courier Journal und der New York Post von vergangener Woche übersät. Leere Bierdosen lagen auf dem Tisch. In der Küche stapelte sich das Geschirr in der Spüle.
    Dann ging José ins Schlafzimmer. Aber er fand nur ein Bett mit zerknautschten Laken und jede Menge ungewaschener Klamotten auf dem Fußboden.
    Vor der Badezimmertür blieb er stehen. Sie war geschlossen.
    Sein Kopf dröhnte.
    Beinahe rechnete er damit, eine Leiche am Duschkopf hängend zu finden.
    Aber auch hier entdeckte er nichts.
    Detective Butch O’Neal war offenbar spurlos verschwunden.

30
    Darius sah sich um. Der friedliche Dunst des Schleiers hatte sich aufgelöst und einen Garten aus weißem Marmor freigegeben. Von einem Brunnen in der Mitte plätscherte fröhlich Wasser herab, fing das diffuse Licht auf und spiegelte es wider. Singvögel zwitscherten süße Melodien, als hießen sie ihn willkommen und verkündeten gleichzeitig seine Ankunft.
    Es gibt diesen Ort also tatsächlich, dachte er.
    »Sei gegrüßt, Darius, Sohn des Marklon.«
    Ohne sich umzudrehen, fiel er auf die Knie und senkte den Kopf. »Jungfrau der Schrift. Ihr ehrt mich mit Eurer Audienz.«
    Sie lachte leise. Als sie vor ihn hintrat, geriet der Saum ihres schwarzen Umhangs in sein Blickfeld. Das Leuchten, das unter der Seide hervordrang, war so gleißend wie Sonnenlicht.
    »Darius, wie könnte ich dir das verweigern? Es ist die erste Zusammenkunft, um die du mich je ersucht hast.« Er
spürte etwas über seine Schulter streichen und das Haar auf seinem Hinterkopf kitzelte. »Und jetzt erhebe dich. Ich möchte dein Gesicht sehen.«
    Er stand auf und überragte die schmale Gestalt nun bei weitem. Die Hände hatte er immer noch fest vor sich verschränkt.
    »Der Schleier entspricht also nicht deinen Vorstellungen, Princeps?«, fragte sie. »Und du möchtest von mir zurückgeschickt werden?«
    »In aller Bescheidenheit möchte ich diese Bitte vorbringen, wenn du es mir gestattest. Ich habe die erforderliche Zeit verstreichen lassen. Ich möchte gern meine Tochter sehen. Nur einmal.«
    Die Jungfrau der Schrift lachte wieder. »Ich muss schon sagen, du präsentierst dich besser als dein König. Mit Worten gehst du gewandter um als er.«
    Eine Pause entstand.
    Er nutzte die Zeit, um an die Mitglieder seiner Bruderschaft zu denken.
    Wie sehr er Wrath vermisste. Wie sehr er sie alle vermisste.
    Doch am meisten sehnte er sich nach Beth.
    »Sie hat sich einen Gefährten genommen«, teilte die Jungfrau der Schrift ihm unvermittelt mit. »Deine Tochter hat sich mit einem würdigen Mann vereinigt.«
    Er schloss die Augen in dem Wissen, dass ihm keine Fragen zustanden. Dennoch konnte er seine Neugier kaum zügeln. Er hoffte inständig, dass seine Elizabeth mit ihrem Partner glücklich würde.
    Die Jungfrau der Schrift schien entzückt über sein Schweigen. »Keine Frage kommt dir über die Lippen. Was für eine Selbstbeherrschung du besitzt! Und wegen deiner vollendeten Umgangsformen werde ich dir mitteilen, was du so sehnlich zu erfahren wünschst: Es ist Wrath, und
er wird den Thron besteigen. Deine Tochter ist seine Königin. «
    Darius ließ den Kopf sinken, um seine Gefühle zu verbergen. Er wollte nicht, dass sie seine Tränen sah. Vielleicht würde sie ihn sonst für schwach halten.
    »Ach, Princeps«, sagte die Jungfrau der Schrift leise. »Solche Freude und solche Trauer in deiner Brust. Sag, reicht die Gesellschaft deiner Söhne im Schleier nicht aus, um dein Herz zu nähren?«
    »Es ist, als hätte ich meine Tochter zurückgelassen.«
    »Sie ist nicht länger allein.«
    »Das ist gut.«
    Schweigen. »Und dennoch wünschst du sie zu sehen?«
    Er nickte.
    Die Jungfrau der Schrift wanderte zu den Vögeln, die jubilierend und selig auf einem weißen Baum mit weißen Blüten saßen.
    »Was ist es, was du dir wünschst, Princeps? Einen flüchtigen Besuch in ihren Träumen?«
    »Wenn du es mir gestattest.« Er behielt die Wortwahl bei, weil sie die Ehrerbietung verdiente. Und weil er hoffte, sie dadurch überzeugen zu können.
    Das schwarze Gewand raschelte, und eine leuchtende Hand kam zum Vorschein. Einer der Vögel, eine Kohlmeise, hüpfte auf ihren Finger.
    »Du
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