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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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Finanztransaktionen dank ihres Insiderwissens mehr verstehen als jeder andere und damit bei Ermittlungen gegen international tätige Wirtschaftskriminelle die idealen Partner für die BKA-Beamten wären. Falls sie wegen besserer Verdienstmöglichkeiten wieder wechseln in ihre ursprüngliche Branche, könnten sie fallweise eingesetzt werden als BKA—Beamte »honoris causa«, deren Hinweise ihren ehemaligen Kollegen in Wiesbaden die Arbeit erleichtern.
    Ebenso wichtig sind Berufsberater innerhalb des Amtes. Ein Referatsleiter muss nicht nur die Arbeit seiner Untergebenen koordinieren, wie irgendein Abteilungsleiter in irgendeiner Firma das tut, er muss nicht nur Anstöße für Ermittlungen geben, sondern auch bei der jährlichen Leistungsbeurteilung den Mitarbeitern
die Wahrheit ins Gesicht sagen darüber, ob sie im Rückblick eher gut oder öfter schlecht waren, und in der von der Amtsleitung vorgeschriebenen Befähigkeitsbeurteilung schriftlich begründen, worin eine Kommissarin oder ein Kommissar besonders stark ist und auf welchen Gebieten eher nicht.
    Die Beurteilungen von Fähigkeiten und die Beurteilungen von erbrachten Leistungen stehen grundsätzlich auf unterschiedlichen Blättern. Falls ein Kripobeamter mit seinen Fähigkeiten falsch eingesetzt ist, erbringt er zwar keine Leistung, aber das sagt noch lange nichts aus über seine schlummernden oder bisher nicht richtig eingesetzten Talente. Kaum versetzt von Referat X in Referat Y, wo diese Fähigkeiten besser genutzt werden, wird seine Leistung erblühen. Ein Polizist kann außergewöhnlich befähigt und gleichzeitig extrem leistungsschwach sein oder umgekehrt. Wer im operativen Einsatz nicht als besonders begabt auffällt, ist eventuell ideal für die Organisation solcher Einsätze vom Schreibtisch aus, und wer sich an dem bisher langweilte, könnte stattdessen draußen bei einer Observierung oder beim Personenschutz seine Qualitäten entfalten. Aber das ist keine besonders überraschende Erkenntnis, das gilt für alle anderen Berufe auch.
    Beim Vorgespräch über eine zweigeteilte Beurteilung, erklärt mir ein BKA-Beamter, müsse der Vorgesetzte also darauf hinweisen, dass dies keine Bewertung einer Person ist, sondern ein Abgleich der Fähigkeiten und der Leistung, gemessen am Anforderungsprofil für bestimmte Aufgaben. Nötig ist dafür ein besonderes Fingerspitzengefühl, das man von einem BKA-Abteilungsleiter eigentlich nicht erwartet und das denen deshalb so schwer zu vermitteln ist. Zu den notwendigen Befähigungen des urteilenden Vorgesetzten gehört auch, zur Selbsthinterfragung fähig zu sein. Mache ich in meinem Job das zu mir Passende, das für mich Richtige, oder erledige ich nur meine Pflichten? Selbstkritik gehöre, sagt mir ein Referatsleiter, grundsätzlich nicht zu den hervorstechenden Fähigkeiten der Polizei. Davon hatte ich auch schon gehört. Aber auch hier gilt wieder: Sie ist unter Journalisten ebenfalls nicht so verbreitet.

    Nach diesem Grundkurs im Grundsätzlichen, nach diesem ersten Schritt zum besseren Verständnis der Firma an sich steht vor meinen weiteren Ermittlungen vor Ort zunächst die Frage nach der Struktur des BKA. Wie sieht die aus? Wer macht hier was? Was verbirgt sich hinter bestimmten Abkürzungen? Bezeichnungen wie INPOL oder POLIS oder IDKO oder KT oder KI oder AFIS sind für die Beamten und Angestellten wohl ja nicht nur ihre interne Kommunikation erleichternde Kürzel oder bürokratischer Umgangssprache geschuldet, sondern auch Teil des Systems, das Aushäusige übersetzend ordnen müssen, um überhaupt einen Zugang zu finden. Sie sind im übertragenen Sinne der erste Wall in der Festungsanlage.
    AFIS zum Beispiel lässt sich nach einer Entschlüsselung, bei der mir mein Begleiter hilfreich zur Seite springt, leicht erklären, denn AFIS ist schlicht die Abkürzung für »Automatisiertes Fingerabdruck-Identifizierungssystem«, und was damit gemeint sein kann, versteht jeder geübte Tatort -Zuschauer. Per Fingerabdruck lässt sich bekanntlich feststellen, ob ein Verdächtiger am Tatort war, und falls er seinen Abdruck auch noch auf der benutzten Waffe hinterlassen hat, wird er ein Fall für den Staatsanwalt. Andererseits können Verdächtige, nachdem ihre Abdrücke digital in Wiesbaden bei AFIS eingescannt wurden, in Minutenschnelle als unschuldig entlastet werden.
    Die Methode nennt man Daktyloskopie, und die Experten, die Vergleiche auf einer AFIS-Station anstellen, sind Daktyloskopen. Hundertvierzig von
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