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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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Referaten. Jedes einzelne von denen zu schildern ist eher eine Aufgabe für Seminar- oder Diplomarbeiten, damit man an Polizeihochschulen gute Noten bekommt – Stichwort »Befähigkeitsnachweis!« –, worauf ich jedoch keinen Wert lege. Aber einzelne aus den Gruppen SO 1 bis SO 5 besser kennenzulernen erleichtert die Orientierung in der Festung
und wird mir bei meinen weiteren Ermittlungen helfen. SO 1 zum Beispiel. Da geht es um Waffenhandel, Sprengstoff, Mord, dort wird auch nach Vermissten oder der Identität von Toten geforscht, die mit der Bitte um Amtshilfe von den einzelnen Landeskriminalämtern nach Wiesbaden gemeldet werden.
    Extrem schwierig und meist erfolglos ist die Suche nach vergrabenen Leichen in unwegsamen Waldgebieten. Mit Wärmekameras kommt man da nicht weiter. Deshalb haben sogar absurd anmutende Vorschläge eine Chance. Im Vogelpark von Walsrode fand im Sommer 2010 ein so verrückt klingendes Experiment im Auftrag des Landeskriminalamtes Niedersachsen statt. Aasvögel von der Spezies Truthahngeier besitzen die besondere Eigenschaft, selbst aus tausend Meter Höhe zu riechen, was auf und unter der Erde verscharrt ist, und sei es auch nur eine tote Maus. Warum weiß der Geier, wo die Leiche liegt? Weil er nur dank dieser Eigenschaft überleben kann. Für ihre Suche nach Nahrung sind die zwei Kilo leichten fliegenden Leichenspürhunde auf ihren Geruchssinn angewiesen. In Niedersachsen wurde das Pilotprojekt mit einem von Tiertrainern abgerichteten Geier gestartet. Man taufte ihn auf den Namen Sherlock und stattet ihn bei seinen ersten Testflügen mit einem GPS-Sender aus. Ein tierisches Aas, eingewickelt in einen Stoffrest, in den Monate zuvor eine menschliche Leiche verpackt worden war, wurde tief im Boden vergraben. Sherlock setzte zielsicher an zum Sturzflug.
    Statt eines lebendigen fliegenden Zielfahnders, was auf Dauer zu aufwendig werden dürfte, ließen sich bei Suchaktionen auch Drohnen einsetzen, wie sie beim ISAF-Einsatz in Afghanistan oder im Irak verwendet werden, um Terroristen aufzuspüren. Dagegen gibt es nicht nur politische Vorbehalte, sondern nach wie vor auch Berührungsängste zwischen Polizei und Militär. Was wegen der Erfahrungen aus der deutschen Geschichte nicht nur verständlich ist, sondern selbstverständlich. SO 2 kümmert sich um Rauschgiftkriminalität, sortiert nach Art der Drogen und deren Herkunft. SO 3 hat Wirtschaftsdelikte wie Korruption, Geldwäsche, Betrug im Portfolio. Wortkarg wird mein ständiger Begleiter
während der Ermittlungen, als es beispielsweise um die Referate SO 53 und SO 54 geht. In denen sind verdeckte Ermittler und Vertrauenspersonen, landläufig V-Männer genannt, angesiedelt. Würde er mir über deren Arbeit Konkretes erzählen, könnten sie ihre Bemühungen einstellen. Das leuchtet mir ein.
    Zur ZD, Zentrale Kriminalpolizeiliche Dienste, gehören neben den klassischen Daktyloskopen die Experten für den genetischen Fingerabdruck. Sie haben Zugriff auf die DNA-Analyse-Datei; in deren Bestand befinden sich, Tendenz steigend, rund siebenhunderfünfzigtauend Datensätze, gemeinsam angelegt im Verbund von Landeskriminalämtern und Bundeskriminalamt. Alle gesammelten Dateien sind kodiert. Neu eintreffende Spuren, etwa zehntausend pro Monat, werden ähnlich wie bei den klassischen Fingerabdruckblättern mit vorhandenen verglichen und, sobald es eine Übereinstimmung gibt, erneut kodiert. Alles Weitere ist dann die Aufgabe von Vollzugsbeamten in den Landeskriminalämtern, die allein können die Kodierung einem bestimmten Namen zuordnen, im besten Fall dem eines Täters. Die Aufklärungsquote ist hoch, denn jeder dritte Vergleich ergibt einen Treffer.
    Der Chef des Kriminaldauerdienstes, KDD, gleichfalls zu den Zentralen Kriminalpolizeilichen Diensten zählend, wird mir später nicht nur erklären, was er und seine Leute tun, sondern vor allem, was sie ganz bestimmt nie tun. Alle wären längst suspendiert worden, wenn sie sich in der Wirklichkeit so aufführten wie manche ihrer Kollegen im Fernsehen. Offiziell erfahre ich nichts über Training und Methoden der Zielfahnder, weil das ein Firmengeheimnis ist, dafür aber vieles über Fachreferate für Spreng-und Branddelikte, Manches über das in der Firmenniederlassung Meckenheim ansässige Mobile Einsatzkommando MEK oder die Identifizierungskommission, die IDKO, Hintergründiges über die never ending story der Suche nach den letzten noch auf freiem Fuß befindlichen Mitgliedern der Rote Armee
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