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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen
Autoren: Michael Juergs
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zeitaufwendigen Gespräche, unabdingbare Basis für ein Buch über die kriminellen Gefechtslagen der Nation und darüber, wie sich das Bundeskriminalamt in der Gegenwart und in der Zukunft auf die einstellt, habe angesichts der gewaltigen laufenden Aufgaben, ersichtlich aus Lageberichten zur Kriminalität, leider niemand Zeit. Beileibe nicht, weil man etwas zu verbergen habe – na gut, zugegeben, doch einiges, aber selbst dies aus dem einzigen Grund, sich keine Blöße zu geben, die dem Gegner helfen könne –, sondern weil die Beamten ungestört ihre Pflicht erfüllen müssten. Die BKA-Manpower von 5103 Beschäftigten, wobei »Manpower« in Anbetracht einer Frauenquote von 37,2 Prozent die falsche Bezeichnung ist, werde für Wesentlicheres gebraucht als dafür, mir die modernen Methoden der Verbrechensbekämpfung vorzuführen und zu erklären. Je weniger die von der anderen Seite über die Methoden des Bundeskriminalamtes wüssten, desto besser sei es für das Gemeinwohl.
    Woraus ich schließe, dass die vom Bundeskriminalamt offiziell beschriebenen Techniken für den Einsatz gegen Kriminelle nicht unbedingt die sein müssen, die aktuell im Einsatz sind. Oder dass die gedruckten Erfolgsberichte als taktische Waffe gegen die Zielgruppe eingesetzt werden, um sie zu entmutigen. Ein Beispiel
aus der Praxis könnte allerdings die Verunsicherungstheorie stützen: Auf der Suche nach Cannabisplantagen unter unauffällig wirkenden deutschen Dächern wurden Hubschrauber mit Wärmebildkameras eingesetzt, die normalerweise nur bei der Suche nach Vermissten oder Entführten zum Einsatz kommen. Denn für die Aufzucht der begehrten Hänflinge, die bis zur Ernte Tag und Nacht bestrahlt werden müssen von starken Lampen, ist Wärme unverzichtbar.
    Das wussten natürlich auch Rauschgiftfahnder. Sobald die Bundespolizisten oben einen Wärmeausschlag registrierten, gaben sie den ermittelten Standort nach unten an die Kollegen der Landeskriminalämter durch, und die fuhren dann sowohl Ernte als auch Erntehelfer in die polizeilichen Scheunen ein. Als sich diese Taktik bei den Pflanzern herumsprach, reagierten viele ökologisch korrekt und investierten Teile ihres Gewinns in energiesparende Maßnahmen, damit ihre Produktionsstätten von oben betrachtet wieder wie beliebige Bauernhöfe mit Stallungen wirkten. Logisch also, dass sich die Polizei daraufhin ebenfalls was Neues einfallen ließ, und logisch, dass die bisherige Taktik erst dann nicht mehr als top secret behandelt wurde, als die Gegner sie durchschaut hatten.
    Die stetige Suche nach dem besten Handwerkszeug ist nicht nur beim Kampf gegen Rauschgift erstes Gebot. Offiziell umschrieben dergestalt, dass angesichts neuer Formen der Kriminalität sowie »neuer Täter- und Tatstrukturen«, basierend auf den neuen Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft, die »kriminalpolizeiliche Zentralstelle Bundeskriminalamt flexibel auf die sich ändernde Kriminalitätslage« reagieren müsse. Mit ähnlicher Logik, aber mit einem anderen Ziel, könnte ich die naiv verwegene These aufstellen, dass umgekehrt gerade in Kenntnis der Fähigkeiten des BKA Kriminelle darauf eher verzichten würden, dessen Methoden am eigenen Leib näher kennenzulernen. Schön wär’s. Widerspricht aber allen Erfahrungen und der Wirklichkeit sowieso: Wer Angst und Schrecken verbreiten will, schreckt nicht vor einem Verbrechen zurück, nur weil er Angst hat vor den Folgen.

    Jörg Ziercke, 2004 zum Präsidenten des Bundeskriminalamtes ernannt, bedauerte zutiefst, mein Anliegen abschlägig bescheiden zu müssen – »… trotz des von Ihnen gewählten interessanten Ansatzes ist es uns leider insbesondere aus Kapazitätsgründen nicht möglich, externe Buchprojekte dieses Umfangs zu unterstützen« – , zeichnete seinen Brief mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Verständnis. Die interessanten Aktivitäten der Firma, etwa konkrete Fälle von verdeckten Ermittlungen, von innovativen Methoden der Zielfahnder oder von ausgefuchsten Programmen zur Bekämpfung der Internetkriminalität, sind das, was anderswo Firmengeheimnisse heißt. Und die wären wertlos, sobald die Konkurrenz sie kennen würde. Wie zum Trost wurde ich auf die Homepage des Bundeskriminalamtes verwiesen. Was da steht, dürfe jeder wissen. Eben.
    Das Misstrauen, gewachsen über viele Jahre, nicht immer unbegründet, gegen die Spezies Journalist sitzt tief. Jede Anfrage, die über das hinausgeht, was das Bundeskriminalamt freiwillig verlauten lässt,
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