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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0
Autoren: Unbekannter Autor
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meinem eisigen Schlummer erweckt zu haben!«
    Der Himmel war nicht länger ein konturloses Grauweiß, und die See hatte ihr unveränderliches Grünschwarz verloren.
    Nach einem Marsch, dessen Dauer Clive Folliot kaum abschätzen konnte, hatten sie den Rand der Eisscholle erreicht. So schwach er auch war, von Hunger gepeinigt und den Elementen ausgeliefert, spürte er doch, daß der Marsch nur eine Sache von Stunden und nicht mehr als zwei oder drei Kilometern lang gewesen sein konnte. Aber unter dem arktischen Himmel kam es ihm so vor, als wäre er über ein unendliches Eisland gegangen und hätte eine Ewigkeit von Stunden gezählt. Er konnte die Kilometer nicht zusammenrechnen, die sie zurückgelegt hatten, und selbst seine Schätzung der verstrichenen Zeit basierte auf den Perioden von Aktivität und Ruhe, Erwachen und Schlaf. Er war sich nicht sicher, welches Meer sie erreicht hatten, nahm jedoch an, daß es sich um den Arktischen Ozean handelte. Sie würden den nördlichen Zipfel des großen europäischen Festlands oder Nordamerikas erreichen, oder aber sie würden in den Atlantik treiben, weit weg von jedem Kontinent und hinein ins Verderben.
    Die Sonne schwankte über dem Horizont hin und her, hob sich niemals hinauf zum Zenit, und sank niemals hinab hinter den Rand des fernen Eisfelds. Sie spendete ein beständiges Zwielicht, mal ein wenig leuchtender, mal kaum wahrnehmbar schwächer. Sie lieferte jedoch niemals volles Tageslicht oder die volle Dunkelheit nach Einbruch der Nacht.
    Als sie sich dem Rand des Eises näherten, hörte Clive das sanfte Schwappen von Wasser gegen das Eis. Aus Mangel an Nahrung hatte sich ihm der Magen zusammengezogen. Klares Wasser stand in reichlichem Maß zur Verfügung -Chang Guafe war imstande, das Eis zu schmelzen und somit Trinkwasser für sie drei bereitzustellen. Aber es gab keine Nahrung.
    Clive wußte weder, welche Nahrung der metallgepanzerte Cyborg benötigte, der über das Eis hinwegeilte und klickte, noch wußte er's von dem schwergekleideten Ungeheuer, das ohne Ermüdungserscheinungen neben dem Menschen und dem Cyborg einhertrottete. Er wußte nur, daß er selbst im Lauf des Tages immer schwächer wurde. Wie lange er nur mit klarem Wasser überleben könnte, war die Frage.
    Aber als sie den Rand der Eisscholle erreicht hatten und sahen, wie sich die grünschwarze See unendlich weit bis zum Horizont erstreckte, fühlte Clive eine Mischung aus Freude und Furcht, die nicht einmal von den langen Tagen im Dungeon übertroffen wurde. Tauschte er nur den einen Tod gegen den anderen aus? Würde es ein Wettstreit zwischen Verhungern und Ertrinken werden, statt eines Todes auf der Eisscholle?
    Er durfte sich nicht erlauben, länger darüber nachzudenken. Handeln, Bewegen -das brauchte er! Ob zum Guten oder zum Schlechten: Er würde sich dem Schicksal kämpfend bis zum letzten Atemzug stellen. Aufgeben war keine annehmbare Wahl.
    Es gelang ihnen, auf die von Clive vorgeschlagene Weise das Boot zu erbauen. Das Ungeheuer stand verdrossen da und hörte zu, wie Clive und Chang Guafe ihre Pläne besprachen. Chang Guafe war der ideale Mechaniker, der nicht nur die Fähigkeiten für diese Aufga-be besaß, sondern auch einen kompletten Werkzeugsatz, der entweder im Körper eingebaut war oder davon hergestellt wurde.
    Clive hatte nicht offiziell Marinetechnik studiert, er hatte jedoch als Junge ein kleines Segelschiff gesteuert und war als Mann sowohl auf Segel- als auch auf Dampfschiffen gefahren, und die beiden waren gemeinsam in der Lage, eine Eismuschel zu entwerfen, die die drei Gefährten tragen und der nördlichen See standhalten würde.
    Clive kratzte seine Pläne in die glatte Oberfläche des Eises, und Chang Guafe schnitt den rohen Korpus des Bootes aus, dann schmolz und beschnitt er das Eis, bis das Boot vollendet war. Chang Guafe war sogar imstande, aus einer dünnen Eisschicht ein Segel sowie Paddel herzustellen, für den Fall, daß ihnen das Segel wegschmolz. Er brachte im Heck des Bootes ein Ruder an und erklärte es damit für fertig.
    Clive taufte das Boot auf den Namen Victoria zu Ehren der Monarchin, der er noch immer zu dienen hoffte. Sie kletterten hinein und schoben ihre Eismuschel hinaus aufs Wasser.
    Selbst jetzt kam Chang Guafes erstaunlicher Werkzeugladen ins Spiel. Auf Clives Drängen hin stellte der Cyborg einen groben Kompaß her. »Ich kann die magnetischen Linien dieses Planeten spüren«, protestierte Chang Guafe. »Ein derartiges Spielzeug ist überhaupt
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