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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0
Autoren: Unbekannter Autor
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wurde nachdenklicher, die Haltung weniger bedrohlich. »Frankenstein.« Die Stimme wurde leiser. Der Tonfall klang fast heiter. »Henry Frankenstein war mein Schöpfer.«
    »Und dein eigener Name?«
    »Er gab mir keinen Namen. Aber ich nehme an, daß er mein Vater war und so wie du, Folliot... Du sagst, das sei dein Name?«
    Clive bestätigte es.
    »Wie du deinen Namen von deinem Vater erhieltest, so bin ich berechtigt, den Namen meines Vaters von ihm zu erhalten. Der moderne Prometheus? Nein, Mann, diesen Namen weise ich zurück. Statt dessen werde ich den Namen meines Erbauers, meines Vaters und meines Feindes annehmen. Ich werde durch die Generationen deiner Art unter diesem Namen bekannt sein. Mein Name wird mit Furcht und Schaudern ausgesprochen werden. Sein Name und der meine, ein und derselbe, sollen durch die Korridore der Zeit hallen, bis sie ein Gleichnis werden für Schrecken und Zerstörung.«
    Er richtete sich zu voller Höhe auf, und der schwarzhaarige Kopf berührte fast das Eisdach der Höhle.
    »Ich gebe mir selbst den Namen. - Frankenstein.«
    Als wären diese Worte ein Befehl gewesen, den er selbst ausgesprochen und selbst erhalten hatte, schritt das Ungeheuer vorwärts. Einen Augenblick lang fürchtete Clive, von den massigen Stiefeln des mächtigen Wesens zertreten zu werden, aber das Ungeheuer ging an ihm vorbei, am Cyborg Chang Guafe vorbei. Es duckte sich im Eingang, um nicht gegen das Eis zu stoßen, und stapfte aus der Höhle hinaus.
    Clive und Chang Guafe sahen einander an.
    »Was denkst du, Wesen Clive?«
    »Ich weiß es nicht, Chang Guafe. Er haßt mich. Vielleicht solltest du ihn begleiten. Aber eines weiß ich genau. Am Ende von Witwe Shelleys Roman wird das Ungeheuer sich selbst überlassen, auf einer Eisscholle treibend. Dieses Wesen haben wir befreit. Wir wissen also, wo wir uns befinden: auf der Erde! Erkennst du das nicht, Chang Guafe? Ich betrat das Dungeon von der Oberfläche der Erde aus, und ich kehrte zur Oberfläche der Erde zurück! Wie nahe bin ich jetzt daran, meinen Bruder Neville zu finden? Das war mein ursprüngliches Ziel, und ich fand ihn im Dungeon, ja, nur um ihn wieder zu verlieren. Was ist dies für ein verrücktes Universum, mit seinen Klonen und Kopien und Trugbildern, seinen Doppelgängern und Betrügern? Wie kann man sich hier der Wahrheit sicher sein?« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Und dennoch, falls dies tatsächlich die Erde ist, werde ich Neville vielleicht noch einmal finden, für immer und ewig. Nach der ganzen Mühsal spüre ich, daß ich das ursprünglich angestrebte Ziel schließlich doch erreichen werde.«
    Er dachte einen Augenblick lang nach. »Aber du, Chang Guafe -du bist nicht von dieser Erde, und deine Mission war nie die gleiche wie meine. Vielleicht willst du einen anderen Weg wählen.«
    »Ich werde dich nicht im Stich lassen, Wesen Clive.«
    »Dank dir, mein Freund! Dank dir!« Clive spürte, wie ihm die Tränen in die Augen traten. Er wischte sie ab, ehe sie gefrieren konnten. »Aber wird das Ungeheuer mich respektieren?«»
    »Es erkennt in mir ein Wesen wieder, das der Menschheit ebenso fremd ist wie es selbst. Es respektiert mich anscheinend. Ich kann es sicher davon überzeugen, dich gleichfalls zu respektieren.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Welche Alternative haben wir denn? Willst du hierbleiben, bis du vor Hunger oder Kälte umkommst? Wenn du den Tod wünschst, Wesen Clive -den können dir das Ungeheuer oder ich rascher als das Eis bereiten. Du kannst dir das Leiden und die Verzweiflung eines langsamen Sterbens ersparen.« Chang Guafe hielt inne und fragte: »Willst du das?«
    Clive zögerte nur kurz, ehe er den Kopf schüttelte. »Nein, Chang Guafe. Ich habe nicht alles das durchgemacht, wir haben nicht alles das erduldet, um an diesem Punkt aufzugeben. Ein freiwilliger Tod -von deinen Händen oder denen des Ungeheuers, oder in der langsamen, kalten Umarmung des Eises -wäre verabscheuungswürdig und feige. Ich muß mein Bestes geben, ob es mir auch Triumph oder Niederlage einbringt, Leben oder Tod. Ich bin Engländer und Offizier der Horse Guards Ihrer Majestät. So lange ich leben und weiterkämpfen kann, werde ich's tun!«
    Chang Guafes Kopf ging auf und nieder -das Äquivalent eines zustimmenden Nickens. »Dann los, Wesen Clive! Wir werden gemeinsam unser Bestes geben!«
    Chang Guafe eilte zur Öffnung und trat hinaus auf das Eis außerhalb der Höhle. Da die Öffnung der Höhle zu schmal war, als daß sie beide
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