Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersueße Sehnsucht

Bittersueße Sehnsucht

Titel: Bittersueße Sehnsucht
Autoren: Tanja Rauch
Vom Netzwerk:
gelockt. 
    Ich erblickte Anna, die sich gerade mit unserem Vorgesetzten unterhielt. Sie wandte mir in diesem Augenblick den Kopf zu und winkte. Ich lächelte und lief auf sie zu. Plötzlich versperrte ein Silbertablett meinen Weg. Eine Kellnerin fragte, ob ich ein Glas Sekt wollte. Ich nickte und nahm mir eins, ehe ich meinen Weg zu Anna fortsetze. „Hey Mila!“ Anna begrüßte mich, als hätten wir uns tagelang nicht gesehen und drückte mir links und rechts einen Schmatzer auf die Backe. „Hi“, erwiderte ich ihre stürmische Begrüßung. „Die Party ist ja schon im vollen Gange“, stellte ich fest und Anna nickte. Alle unterhielten sich angeregt und schlürften dazu Sekt. Das schien bei einigen zusätzlich die Zunge zu lockern. „Ja, ich bin aber auch gerade erst gekommen“, erwiderte sie und hakte sich bei mir ein. „Komm, wir holen uns was vom Buffet.“ 
    Drei Stunden später war mein Magen so voll, dass ich nicht mal mehr einen Löffel von der Mousse au Chocolat probieren mochte. Auch mein Sektglas schien an diesem Abend nie richtig leer geworden zu sein. Ich fühlte mich beschwingt und gut gelaunt. Auch Anna hatte einen sitzen, denn sie kicherte unentwegt. Langsam verließen die ersten Gäste die Feier. Hauptsächlich die ältere Generation, die meisten von ihnen Ehefrauen, oder Familienväter. Unser Vorgesetzter, Torben Hendriks schwirrte immer noch schwatzend und lachend durch die überschaubar werdende Menge aus Gästen, bis er schließlich bei uns landete. „Na die Damen, ich hoffe Sie hatten einen schönen Abend?“, fragte er mit ironischem Unterton, denn eigentlich duzte er uns. Anna und ich nickten einstimmig.
„Wir werden dann wohl auch so langsam losmachen“, erklärte Anna. Sie hatte mich überredet, nach der Weihnachtsfeier noch in die
Nachtgalerie
mitzugehen.
„Ja ja, die jungen Leute, immer zieht es sie noch in einen Club um weiter zu feiern.“ Er zwinkerte uns zu, doch ich glaubte, einen neidvollen Unterton aus seiner Stimme zu hören. Herr Hendriks war neununddreißig und verheiratet, vielleicht war das ein Anflug einer leichten Midlife Crisis. „Einen müsst ihr aber noch mit mir trinken, so zur Feier des Tages quasi. Schließlich hat Anna im Herbst ihre Ausbildung mit Auszeichnung beendet.“
    Anna und ich blickten uns kurz ungläubig an. Mit unserem Chef noch schnell einen trinken? Wir befanden uns zwar auf einer Weihnachtsfeier – aber trotzdem, es fühlte sich befremdlich an. „Ach nun kommt schon, ist doch ein besonderer Tag heute!“, witzelte er weiter und lehnte sich etwas zu uns rüber. Ich konnte seinen alkoholgetränkten Atem fast an meiner Wange spüren. „Ach was soll’s!“, hörte ich da Annas Stimme neben mir, „Einen Schnaps und dann düsen wir los – komm.“ Sie zog mich mit sich, ehe ich protestieren konnte.
„Na also!“ Herr Hendriks lächelte zufrieden und führt uns an die Bar. „Was möchten die Damen?“
„Tequlia“, bestellte Anna.
„Ähm…ja ich auch“, stimmte ich zögernd zu. Die Bardame nickte freundlich und goss zwei Kurze ein. Herr Hendriks bestellte sich einen Jägermeister und als auch er sein Glas in den Händen hielt, prostete er uns zu. Ich leckte den Zimt von meinem Orangenschnitz und kippte den braunen Tequlia hinterher, ehe ich in die Orangescheibe biss. 
    Anna unterhielt sich angeregt mit Herrn Hendriks und fast kam es mir so vor, als würde sie ihn ein bisschen anhimmeln. Das musste wohl am Alkohol liegen, erklärte ich mir die absurde Situation und bekam kurz darauf noch einen Schnaps in die Hand gedrückt. Anna strahlte mich auffordernd an, bevor ich etwas sagen konnte und auch unser Chef hielt bereits sein zweites Glas in der Hand. „Aber…“, setzte ich an, „ich dachte, wir wollten los?“ Verdutzt sah ich Anna an.
„Ja ja, gleich gehen wir“, erwiderte sie schnell, bevor sie sich lächelnd wieder Herrn Hendriks zuwandte. Ich runzelte ärgerlich die Brauen. Was sollte das denn jetzt werden? Ich lehnte mich gelangweilt gegen die Bar, als ich bemerkte, dass Anna und Herr Hendriks so sehr in ihr Gespräch vertieft waren, dass sie mich gar nicht mehr wahr nahmen.
Na toll, und jetzt?!,
schoss es mir durch den Kopf. 
    Ich wollte noch nicht nach Hause, aber alleine in die
Nachtgalerie
? Nein, dazu hatte ich auch keine Lust. Um zu David zu kommen, hätte ich einmal quer durch München fahren müssen. Dafür war es mir jetzt zu spät. Automatisch nahm ich den Tequlia, den mir die Frau hinterm Tresen hingestellt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher