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Bittersueße Sehnsucht

Bittersueße Sehnsucht

Titel: Bittersueße Sehnsucht
Autoren: Tanja Rauch
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könnte ich auf meine Ausbildung positiv zurückblicken. Ich hatte mich für eine Lehre als Hotelfachfrau entschieden und nicht, wie mein Vater es gerne gesehen hätte, ein Studium begonnen. Zwar waren meine Noten immer gut, aber die Lernerei machte mir einfach keinen Spaß.
Mein Arbeitsplatz war abwechslungsreich und ich durfte mit vielen netten Kollegen zusammenarbeiten. Hätte ich geahnt, dass sich innerhalb eines Abends alles ändern sollte, wäre ich wahrscheinlich zu Hause geblieben. 
    Aber als ich in ein Handtuch gewickelt im Bad stand und mir die Haare fönte, freute ich mich auf die Weihnachtsfeier, die heute stattfand. Es war der 12. Dezember und draußen hatte sich eine dünne Schneedecke über die Stadt gelegt. Paps hatte versprochen, an den Feiertagen mit mir nach Berlin zu fahren, um Oma zu besuchen. Seit wir in München wohnten, sah ich sie leider nicht mehr allzu oft. Ich drehte das Badradio auf und trällerte
„Rockin´ around the christmas tree“
mit. 
    Meine Haare waren trocken und meine Wimpern getuscht, als ich in Unterwäsche vor meinen großen Schrank trat und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich entschied mich für ein schlichtes, schwarzes Kleid mit nicht zu aufreizendem Ausschnitt, das mir bis zu den Knien reichte. Schnell noch eine schwarze Strumpfhose drunter gezogen und in die Stiefel geschlüpft – fertig. Aus praktischen Gründen beschloss ich, die Pumps mitzunehmen und erst auf der Feier anzuziehen.
Ich warf einen letzten Blick in die Spiegel und war zufrieden, mit dem Anblick, der sich mir dort bot. Mein rotblondes Haar fiel mir glatt über die Schultern und das Kleid saß perfekt. Ich schaltete das Licht aus und huschte die Treppe hinunter. Schnell noch das Schminktäschen in der Handtasche verstaut und ich war starklar. Papa schreib ich einen Zettel:
Wird sicher später heute, warte nicht auf mich!
Kuss, Mila
 
    Ich trat hinaus in den eisigen Abend und beeilte mich, zur U-Bahn zu kommen. Zwar hätte ich auch mit dem Auto fahren können, aber ich war in Feierlaune. Vor mir lagen drei Wochen Weihnachtsurlaub und ich wollte nicht komplett darauf verzichten, mit den anderen anzustoßen. Also ging ich lieber auf Nummer sicher. Die U-Bahn Station lag zum Glück gleich um die Ecke und so war ich innerhalb von drei Minuten am Bahnsteig, als die Bahn gerade einfuhr. Ich trat ein und wohlige Wärme empfing mich. Ich ließ mich auf einem der Sitze in der Nähe der Tür nieder, denn ich musste nur drei Haltestellen fahren. Mein Handy piepte und ich kramte es aus der Tasche.
    Hey Süße, viel Spaß auf der Party! Hätte dich heute zwar lieber bei mir gehabt…deine Küsse geschmeckt und deinen Körper gespürt…aber vielleicht sehen wir uns ja morgen? Kuss D.
 
    Ich rollte verzückt mit den Augen und mein Herz machte einen kleinen Sprung. David verstand es, mich mit solchen SMS nervös zu machen. Ich musste unwillkürlich an seinen mehr als ansehnlichen Körper denken. Die starken Oberarme, sein trainierter Bauch und der knackige Po…. Ein warmes Kribbeln machte sich in meinem Schoß breit und ließ die Schmetterlinge in meinem Magen heftig tänzeln. Mit einem Lächeln auf den Lippen steckte ich mein Handy zurück in die Tasche und trat an die Tür. An der nächsten Haltestelle musste ich aussteigen.
    Es hatte wieder angefangen leicht zu schneien und ich beeilte mich, das angemietete Gebäude zu erreichen, in dem die Feier stattfinden sollte. Ich drückte die Tür auf und sofort umfing mich angenehme Wärme. Ich schälte mich aus meinem Mantel und tauschte die Winterstiefel gegen schwarze Pumps. Meine Tasche, den Mantel und die Stiefel gab ich an der Garderobe ab, ehe ich mich auf die Suche nach Anna machte.
Anna arbeitete wie ich an der Rezeption und war in den letzten Jahren zu einer guten Freundin geworden. Noch vor vier Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, jemals eine Person meinen Freund oder meine Freundin zu nennen. Doch ich hatte mich sehr verändert in den letzten Jahren. Begonnen hatte das mit einem extremen Haarfarbenwechsel von rot-schwarz zu rot-blond.
Eines sei an dieser Stelle erwähnt: Es ist nicht ratsam, zu versuchen, sich in Eigenregie die Haare von extrem dunkel auf blond zu färben. Zwei lange Wochen hatte der Frisör nämlich benötigt, um aus Pumuklfarben ein gesellschaftstaugliches Rotblond zu machen. Anscheinend hatte die extreme Veränderung von Haarfarbe und Umfeld auch so etwas wie Selbstbewusstsein aus den unergründlichen Tiefen meiner Seele
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