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Bittersueße Sehnsucht

Bittersueße Sehnsucht

Titel: Bittersueße Sehnsucht
Autoren: Tanja Rauch
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zu schlafen. Ich tastete im Halbdunkel nach der weißen Plüschdecke, entledigte mich noch schnell meiner zwickenden Strumpfhose und kuschelte mich unter die weiche Decke. Mir fielen gerade wieder die Augen zu, als ich hörte, wie sich die Tür zu Annas Schlafzimmer leise öffnete. Eine große Gestalt schlich langsam in meine Richtung. War das Anna? Im fahlen Lichtschein erkannte ich, dass die Gestalt nicht meine Freundin war, sondern ein Mann – Torben Hendriks!
Oh mein Gott!,
schoss es mir durch den Kopf, als mir bewusst wurde, dass er gerade tatsächlich aus Annas Schlafzimmer kam. 
    Ich verharrte still und hatte mir instinktiv die Decke bis an das Kinn gezogen. Mein Chef näherte sich langsam und plötzlich spürte ich eine Hand auf der Decke unter der ich lag. Was sollte das denn werden?!
Vorsichtig tastete sich die Hand an den Rand der Decke und hob sie etwas an. Ich wagte es kaum zu atmen, bekam keinen Ton heraus und hatte das Gefühl, ich befand mich gerade in einem unwirklichen Albtraum. Plötzlich spürte ich warme Finger auf meiner Schulter, die sich langsam in Richtung meiner Brüste tasteten. Schließlich kreiste die Hand kurz um meine rechte Brust, fuhr an meinem Bauch entlang und verharrte einen Moment auf meinem Schamhügel. Ich hörte ihn erregt atmen und biss mir auf die Lippen, um nicht aufzuschreien. Mein Verstand überschlug sich!
Spring auf! Tu doch irgendwas!
 
    Doch ich stellte mich weiter schlafend, trotz der Panik, die in mir aufstieg. Ich wollte einfach nicht glauben, was da gerade passierte. Die suchende Hand fuhr mir unter das Kleid und machte sich gerade am Bund meines Höschens zu schaffen, als ich Annas leise Stimme aus dem Schlafzimmer hörte. „Torben?“
Ruckartig zog sich die Hand zurück, die Gestalt meines Vorgesetzten sprang auf und lief mit hastigen Schritten zurück ins Schlafzimmer. „Wo warst du?“, hörte ich Anna verschlafen fragen.
„Nur auf der Toilette“, brummte die tiefe Stimme von Herrn Hendriks, als er sich wieder zu Anna ins Bett legte. 
    Ich hatte die Augen weit aufgerissen und starrte an die Decke, mein Atem ging schnell und stoßweiße und ich musste mir die Hand auf den Mund pressen, um nicht laut los zu schluchzen! Doch irgendwie schaffte ich es zu warten, bis wieder einvernehmliches Schnarchen aus dem Schlafzimmer drang. Sofort sprang ich auf, zog mir so schnell es ging, die Strumpfhose an und schnappte mir meinen Mantel, der noch über dem Sessel hing. Die Pumps stopfte ich in die Handtasche, stieg in die Stiefel und zog eilig den Reißverschluss zu. Ohne zu überlegen, riss ich die Haustüre auf und eilte ins Treppenhaus. Ich polterte die Stufen hinunter und wollte nur eins – so schnell und so weit wie möglich weg! 
    Weit weg von Anna, die mich da mit reingezogen hatte! Noch weiter weg von meinem Chef – diesem miesen Schwein! Erst jetzt kamen mir die Tränen. Warm kullerten sie meine Wangen hinunter, während ich total aufgelöst durch die schneidende Kälte lief. Ich wollte nur noch nach Hause! Zum Glück bekam ich durch meinen Tränenschleier gerade noch mit, wie ein paar Meter vor mir ein Taxi zum stehen kam. Eine junge Frau stieg aus und schlug die Tür zu. Ich hetzte los.
Gerade als der Wagen wieder ins Rollen kam, riss ich am kalten Türgriff und der Fahrer schaute mich entsetzt an, als er mich erblickte. „Warten sie!“ keuchte ich und ließ mich auf die Rückbank fallen. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Irritiert und besorgt sah mich der Taxifahrer an.
    Ich nickte nur schnell und nannte ihm bebend meine Adresse. Er merkte, dass ich nicht mit ihm sprechen wollte, drehte sich nach vorn und startete den Wagen. Ich versuchte die ganze Fahrt über, nicht los zu heulen und war unendlich erleichtert, als wir die Stadtvilla meines Vaters erreichten. Ich drückte dem Fahrer einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand und verließ fluchtartig sein Auto. Ohne mich umzudrehen eilte ich durch das schmiedeeiserne Tor und fummelte zitternd meinen Haustürschlüssel heraus. Heute hoffte ich ausnahmsweise einmal, dass mein Vater nicht zu Hause war.
Ich schloss die Haustür hinter mir und lauschte kurz. Alles war ruhig und die Villa lag im Halbdunkel der Straßenlaterne, die von draußen durch das Fenster im Flur schien. Ich ließ meine Tasche und den Mantel achtlos auf den Boden fallen. 
    Ein lautes Schluchzen schlüpfte aus meinen Mund, ich konnte es nicht mehr unterdrücken! Ich rannte hoch ins Bad und hielt meine Handflächen unter kaltes Wasser.
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