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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess
Autoren: Ki-Ela Stories
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sich über mich lustig machen. „Willst du dich hier freibuddeln – oder die Mauer zum Einsturz bringen?“, jetzt lachen beide laut auf, was mich schier in den Wahnsinn treibt.
    „Wann kann ich hier raus?“, frage ich stattdessen. Mir ist schon klar, dass diese Frage nicht gerade die Hellste ist, aber was soll ich tun?
    „Oh, du willst uns schon verlassen?“, fragt der Mann nach. Ich kann sehen, dass er graublaue Augen hat. „Gefällt es dir nicht bei uns?“
    Ich versuche, möglichst entschlossen zu wirken, doch ich weiß selbst, dass man mir meine Angst ansehen kann.
    „Was wollen Sie von mir?“, presse ich mühsam hervor. „Was soll das alles hier?“
    Der Kerl reißt plötzlich an einer dunklen Locke meiner langen Haare. Ich schreie auf, sehe, dass er mir eine komplette Strähne ausgerissen hat.
    „ So schöne Locken… Deine Eltern vermissen dich bestimmt schon. Schicken wir ihnen das hier doch als Souvenir“, erklärt er nur, dann geht er wieder zurück zu dem anderen.
    „ Sie mieses Schwein! “, höre ich mich schreien, ich bin selbst entsetzt darüber. Ich kann nicht mehr, meine Nerven gehen mit mir durch. „Lassen Sie mich sofort frei!“
    „Natürlich“, jetzt lacht der andere Typ wieder laut, dann kommt er auf mich zu. Er holt aus, auch er ist ungeheuer schnell. Sein Faustschlag trifft mich auf die Schläfe, er hat riesige Hände, kurz wird mir schwarz vor den Augen, aber ich zwinge mich, bei Bewusstsein zu bleiben.
    „Hör mir mal gut zu, du kleine Schlampe. Hier gelten unsere Regeln. Hier bist du nicht die reiche Prinzessin. Dein kleiner Arsch gehört uns. Es sei denn, dein Papi rückt ein schönes Sümmchen raus“, zischt er mir zu.
    „Ich verlange, dass Sie mich besser behandeln! Ich… ich… möchte einen Raum, in dem ich mich waschen kann. Und eine Toilette!“, brülle ich zurück. Ich weiß ja selbst, dass das dämlich ist und total lächerlich klingt.
    ‚Oh, Stella – das hat sie jetzt bestimmt beeindruckt !’
    „Du verlangst?“
    Wieder dieses Lachen, das mich wahnsinnig macht. Aber immerhin vergesse ich den Schmerz, solange ich wütend bin.
    „Tut mir leid, der Wellness-Bereich ist noch nicht fertig gestellt“, sagt er höhnisch. „Und jetzt hör mir mal zu, Mäuschen“, redet der Typ weiter. Er packt mich an den Schultern und drückt mich an die Wand. „Du hast hier nichts zu verlangen. Du tust und lässt, was wir sagen. Und wenn du ganz lieb bist, lassen wir dich vielleicht sogar am leben.“
    Mein Herz droht mir aus dem Leib zu springen , aber ich versuche, seinem Blick standzuhalten. Seine Augen sind hellbraun. Ich kenne ihn, seine Stimme, die Bewegungen, seine Augen – jetzt fällt es mir ein.
    „Sie sind doch der widerliche Kevin, oder? Der Typ aus der Bar, der den Cocktail spendiert hat“, ich speie ihm die Worte entgegen, im gleichen Moment kommt mir der Geistesblitz, dass das vielleicht jetzt mal nicht so clever war. Aber mein Zorn ist zu groß, um noch rational zu denken.
    „Und wenn es so wäre?“
    Ich kann erahnen, dass er wieder grinst.
    „Meine Freundin hatte schon immer einen schlechten Geschmack was Männer angeht“, ich frage mich gerade selbst, woher ich überhaupt den Mut nehme, so frech zu sein.
    Ich kann den Schlag kommen sehen, aber ich kann ihm nicht ausweichen. Diesmal trifft er mich an der Augenbraue, ich spüre, wie sie aufplatzt. Der Schmerz in meinem Kopf ist nicht mehr auszuhalten, doch ich beiße auf die Zähne.
    Etwas Warmes läuft mir übers Gesicht, ich befürchte, dass das mein Blut ist.
    „Das reicht“, sagte der Kleinere knapp und der Kerl lässt von mir ab.
    Erst jetzt registriere ich, dass der Kleine einen Rucksack dabei hat. Er kramt etwas Brot heraus und schmeißt es mir hin.
    „Guten Appetit, Prinzesschen“, lacht er und gibt dem anderen per Kopfnicken zu verstehen zu gehen.

    Ich stehe immer noch an der Wand gelehnt, meine Augen sind auf die beiden Personen gerichtet, die jetzt die Halle verlassen. Erst als ich höre, wie die Türe abgeschlossen wird, sacke ich auf den Boden.
    Mein Gesicht pocht an der einen Seite unangenehm, doch das ist nicht das Schlimmste. Ich fühle mich gedemütigt, hilflos, komplett ausgeliefert und ich habe Angst. Große Angst.
    So langsam sickert in mein Bewusstsein, wie der Stand der Dinge ist. Sie werden meinen Eltern also die Haarsträhne schicken. Ich weiß ganz genau, dass für Mama und Papa eine Welt zusammenbrechen wird – oder es vielleicht sogar schon ist. Wie viele wissen
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