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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess
Autoren: Ki-Ela Stories
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auf. Warum kann ich nicht einfach weiterschlafen?
    „Was ist los?“, die Stimme meines Mannes mischt sich unter das Gebrüll.
    „Wir haben schon alles versucht, sogar mit der Tröte!“, beschwert sich jemand anderes. Ganz eindeutig, das ist Lucia.
    „Will nit auftehn“, meckert das andere Stimmchen wieder.
    „Na, dann müssen wir alle zusammen eben die Mama wecken“, an seiner Stimme kann ich schon hören, dass Nicolas grinst.
    Ich werde mich ergeben müssen, ich habe keine Chance.
    „Okay, ist ja gut“, ich rappele mich müde auf. „Was ist hier los? Warum kann ich nicht mal ausschlafen?“
    Vier Augenpaare sind auf mich gerichtet.
    „Es ist schon sieben Uhr“, sagt Lucia vorwurfsvoll und schaut mich aus ihren dunklen Augen strafend an.
    „Tenau!“, bekräftigt Mateo und steckt sich seinen Schnuller wieder in den Mund. Dann kommen die beiden zu mir ins Bett gekrabbelt und kuscheln sich an mich.
    An Schlaf ist jetzt eh nicht mehr zu denken, und liebevoll streichele ich meinen Kindern über ihre dunklen Locken.
    Lucia hat ihre dunkle Augenfarbe behalten, während mein kleiner zweieinhalbjähriger Sohn grüne Augen hat.
    „Ach – und ich muss mich jetzt alleine um das Frühstück kümmern, oder was?“, mault Nicolas.
    „Tenau!“
    „Du kannst das doch am besten Paps“, blinzelt Lucia ihn an. Sie hat ihren Papa voll im Griff und mit ihren fünf Jahren schon alle Tricks raus, wie sie ihn rumkriegt. Besonders gut gelingt es ihr, wenn sie von deutsch ins spanische wechselt und ihn dann umschmeichelt.
    „Von wegen!“, schimpft Nicolas und krabbelt jetzt auch mit der kleinen Isabella zu uns ins Bett. Vorsichtig drückt er mir unsere Jüngste in den Arm, dann setzt er sich auf meine Beine. „Wenn du jetzt nicht aufstehst, werde ich zu anderen Mitteln greifen…“, sagt er mit Blitzen in den Augen.
    „Oh ja, wir kitzeln Mama aus“, freut sich Lucia und will schon die kleine Isabella in Sicherheit bringen.
    „Ich gebe ja auf“, stöhne ich betont leidend. „Bereitet schon mal alles vor“, weise ich meine Kinder an und die beiden stürmen voraus nach unten in die Küche.
    Nicolas nutzt die Gunst der Stunde und legt sich neben mich. „Sollen wir die Tür abschließen?“, raunt er mir ins Ohr und streichelt sanft über meinen Bauch.
    „Du weißt ganz genau, dass die beiden in einer Minute eh wieder oben sind“, grinse ich ihn an.
    Nicolas seufzt auf. „Ja, du hast ja recht“, dann küsst er mich zärtlich. „Ich geh schon mal voraus, dann kannst du Isa noch stillen“, murmelt er an meinen Lippen.

    Verliebt schaue ich ihm nach und lege die Kleine an meine Brust. Isabella trinkt mit kräftigen Zügen, sie ist ein liebes Baby, genauso pflegeleicht wie Lucia es im Babyalter war. Dafür dreht Lucia jetzt voll auf und hat ein ungeheures Temperament entwickelt. Marta hat letztes Jahr gesagt, sie käme wohl nach ihr.
    ‚Marta’ , meine Gedanken schweifen zu ihr hin. Vor fünf Monaten ist sie gestorben, ganz friedlich im Schlaf.
    Zur Beerdigung waren wir mit der ganzen Familie dort, auch meine Eltern , Christine, Jonas und Maria waren dabei und ich war untröstlich.

    Isabella hickst auf einmal und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Sie lächelt mich süß an und mein Herz geht auf, wenn ich das zahnlose Gesichtchen meiner Tochter blicke.
    Bald werden wir zu sechst sein – ich kann es kaum glauben. Baby Nummer Vier hat sich bereits auf den Weg gemacht und das Kind war überhaupt nicht geplant.
    ‚Ein Stillunfall’ , so hat es Nicolas genannt und mich schuldbewusst angeguckt.
    Aber so verzweifelt ich auch zuerst war, ich weiß, dass ich mit meiner Familie das große Los gezogen habe.
    Ich habe gesunde Kinder, Matteo ist auf ganz normalem Wege auf die Welt gekommen, bei Isabella wurde das Ganze schwieriger und es musste ein Kaiserschnitt gemacht werden. Baby Nummer vier wird deswegen wohl auch auf diese Weise geboren werden.
    Und ich habe einen tollen, aufregenden Mann, der immer noch meine Gefühlswelt mit nur einem Blick auf den Kopf stellen kann.
    Nicolas vergöttert die Kinder – manchmal zwar ein bisschen zuviel, aber das kann ich ihm irgendwie nie abgewöhnen. Er ist ein toller Vater und die drei hängen mit inniger Liebe an ihm.
    Und er vergöttert mich – aber das beruht auf Gegenseitigkeit.
    Und bei allem, was passiert ist – unser Leben ist perfekt so wie es ist. Oder vielleicht ist es gerade deswegen so?

    „Mama, wenn du nicht kommst, dann schicke ich Pepe und Lilly hoch“,
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