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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess
Autoren: Ki-Ela Stories
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fordert er einen seiner Kumpels auf. Ich betrachte argwöhnisch, wie der Angesprochene ihm eine Reisetasche rüberreicht, und der ‚nette’ Entführer darin herumkramt.
    Mir fallen seine Hände auf, die er jetzt in Klinik-Handschuhe steckt. Ich achte immer auf Hände, eine Macke von mir. Seine sind sehr schön und feingliedrig. Er hat lange schlanke Finger, eine Wohltat, wenn man diese mit den Pranken des Einen und den Wurstfingern des Anderen vergleicht.
    „Ich habe nichts zum Betäuben da. Meinen Sie, Sie schaffen das auch so?“, fragt er mich.
    Ich schaue von seinen Händen auf und nicke tapfer. „Das geht schon“, höre ich mich antworten.
    ‚Glatte Lüge’ , meckere ich mit mir selbst. Ich schreie normalerweise schon nach einer Spritze, wenn ein Zahnarzt nur an mir vorbeiläuft, aber ich will mir hier natürlich keine Blöße geben. Schon gar nicht, wenn die anderen Pfeifen zusehen.
    „Gut, bitte schließen Sie die Augen“, sagt die sanfte Stimme wieder.
    Ich überlege kurz, wie wohl das Gesicht hinter der Sturmmaske aussieht, ich erwische noch einen Blick in seine Augen, sie wirken sehr dunkel. Mehr kann ich bei dem Licht nicht erkennen.
    Er sprüht mir etwas auf die betreffende Stelle, ich schreie leise auf, es brennt wie die Hölle.
    „Geht es wirklich?“, höre ich ihn fragen.
    „Ja“, presse ich mühsam hervor.
    ‚Nichts geht’ , motzt alles in mir. ‚Es tut schweineweh!’
    „Nicht erschrecken“, spricht er weiter. Ich spüre, wie die erste Klammer gesetzt wird und wäre am liebsten quer durch die Halle und dann unter die Decke gehüpft – wenn ich gekonnt hätte.
    ‚Gut, dass du angekettet bist!’
    Etwas Warmes läuft mir wieder übers Gesicht, die Wunde über meinem Auge pocht höllisch. Am liebsten würde ich jetzt weinen, aber das verbietet sich natürlich von selbst.
    Er setzt die nächste Klammer, wieder spüre ich die warme Flüssigkeit, mein Blut.
    Mein ‚Arzt’ tupft mir das Gesicht ab und sagt etwas zu Jemande m, aber ich verstehe die Worte nicht mehr, ich spüre nur noch, wie ich zur Seite kippe.

    Ich blinzele etwas, sofort spüre ich dieses widerliche Pochen. Irgendwie scheint mein ganzes Gesicht nur aus Schmerzen zu bestehen.
    Am liebsten würde ich losjammern und heulen, aber ich bemerke noch rechtzeitig, wo ich bin.
    „Trinken Sie das“, fordert mich der schwarz gekleidete Mann mit der tollen Stimme auf und hält mir ein Glas mit einer trüben Flüssigkeit hin.
    „Was ist das?“, murmele ich träge.
    „Etwas gegen die Schmerzen“, werde ich belehrt.
    Ich will mich aufsetzen, der kleine Dicke zieht mir etwas unter den Beinen weg und mein persönlicher Sanitäter lehnt mich gegen die Mauer.
    Ich schaue skeptisch in die Flüssigkeit, es scheint eine aufgelöste Tablette zu sein. Soll ich trinken? Oder lieber nicht? Und wenn es Drogen sind?
    ‚Dann jubele auf – etwas Besseres kann dir doch gar nicht passieren’ , antworte ich mir ironisch. ‚Du bist vielleicht eine Tussi, kippst direkt bei ein bisschen Blut um.’
    „Es ist kein Gift“, höre ich ihn spöttisch sagen.
    Ich überlege immer noch, aber das unangenehme Pochen gewinnt und ich nehme das Glas mit zitternden Händen entgegen. Ich muss aufpassen, dass ich nichts verschütte, aber ich kriege kaum Kontrolle darüber.
    „Vorsicht“, der Mann legte seine Hände um meine und hilft mir, das Glas an den Mund zu führen.
    Seine Hände sind so angenehm warm, stelle ich bewundernd fest, während meine Finger kleine Eiszapfen sind.
    Mit langsamen Schlucken trinke ich das Glas leer, es schmeckt tatsächlich wie eine aufgelöste Tablette.
    „Geht es wieder?“, erkundigt er sich.
    „Ging mir nie besser“, meine Antwort fällt sehr brummig aus, aber für höflichen Smalltalk ist wohl auch nicht die passende Gelegenheit.
    „Gut“, lacht er leise und steht auf. Er packt die Tasche wieder zusammen und geht zu den anderen zurück.
    Wortlos verlassen sie die Halle und ich frage mich gerade, ob das alles wirklich kein einziger böser Albtraum ist.
    Ich schaue mich um ob sich etwas verändert hat, kann ja sein, dass wie durch ein Wunder ein Badezimmer neben mir aus dem Boden gestampft wurde, ich würde mich auch mit einem Dixie-Klo zufrieden geben, aber nichts dergleichen.
    Nur ein Tablett fällt in mein Auge, darauf liegen ein Apfel, ein halber Liter Milch (sogar mit Strohhalm) und Croissants sowie zwei belegte Brötchen.
    Mein Magen grummelt etwas, aber ich beschließe das Essen zu ignorieren. Solange man mich
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