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Bitterfotze

Bitterfotze

Titel: Bitterfotze
Autoren: Maria Sveland
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gebrannt und mit rosa Nägeln. Aber wenn Gunilla nicht zuhört, dann redet Vater schlecht über Domus, denn die Konsumgenossenschaft ist etwas Saublödes, findet er. Er wählt die Moderaten, und er und meine Mutter kaufen nur bei Ica.
    Ich mag es nicht, wenn er mit so einer verächtlichen Stimme über Gunilla und Domus spricht, ich mag Gunilla nämlich. Aber mein Vater redet über viele Nachbarn mit dieser Stimme. Er grillt Rinderfilet und macht die Sauce béarnaise selber und sagt, dass »die wohl meinen, sie wären was Besseres«.
    Gunilla lebt mit einem Mann zusammen, der Tommy heißt, und manchmal grillen sie mit meinen Eltern. Tommy und Vater trinken Drinks aus den gleichen Kristallgläsern wie JR in Dallas, und wir Kinder bekommen Chips und Fanta. Am nächsten Morgen schläft Vater dann schwer, und es nützt wie immer nichts, dass wir in seinem Bett herumhüpfen, er bewegt sich fast nicht. Meine Mutter packt Saft und Kekse in einen Korb und radelt mit uns in den Stadtpark. Wenn wir nach Hause kommen, schläft mein Vater immer noch. Mutter wird böse, denn das Frühstück steht noch auf dem Tisch, der Käse schwitzt schon. Sie geht nach oben und weckt Vater, ich höre ihn schreien: »Verfluchtes Miststück! Hau ab!« , ich nehme Kajsa mit nach draußen und zeige ihr den toten Vogel, den ich unter dem Apfelbaum an der Mülltonne gefunden habe.
    Mutter hat raue Hände, sie sind rot und aufgesprungen von Ekzemen, wenn sie sich kratzt, gehen trockene Hautfetzen ab.
    Manchmal, wenn sie mir abends beim Schlafengehen über die Wange streicht, kratzt es und tut fast weh. Aber ich möchte, dass sie mich weiterstreichelt, ich liebe die Hände meiner Mutter, sie geben mir das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit.
    Wenn sie spült, zieht sie gelbe Gummihandschuhe an, denn vom Spülwasser brennen und bluten ihre Hände. Aber die Plastikhandschuhe sind auch nicht gut, vom Plastik schwitzen die Hände und dann brennen sie noch mehr, manchmal weint sie, weil es so wehtut. Ich hole die spezielle Ekzemsalbe aus der Apotheke, Mutter lächelt und versucht, nicht mehr zu weinen.
    »Danke, Liebes!«, sagt sie, ich setze mich neben sie und schaue zu, wie sie ihre wunden Hände eincremt.
    Morgens, wenn wir in die Kita sollen, gibt es immer Stress. Meine Mutter fängt um sieben im Krankenhaus an und weckt mich und Kajsa um sechs, damit wir es schaffen. Sie hat uns von ihrem gemeinen Chef erzählt, er steht mit der Uhr in der Hand am Eingang der Station, auf der sie arbeitet. Der Chef schweigt immer, er sagt nie etwas, wenn Mutter kommt, er schaut sie nur an und dann auf seine Uhr.
    »Wenn er nur etwas sagen würde«, sagt Mutter, »aber er schweigt einfach. Versteht ihr?«, fragt sie, während sie uns anzieht.
    Ich verstehe nicht ganz, warum es so schrecklich ist, dass er schweigt, aber ich sehe, dass es Mutter stresst zu wissen, dass er mit der Uhr dasteht und wartet, denn sie zieht uns mit harten, unsanften Bewegungen an.
    Manchmal gibt es Streit. Meine Schwester legt großen Wert darauf, dass ihr weißer Plastikhaarreif genau an der richtigen Stelle sitzt und dass die Pulloverärmel genau gleich lang sind. Wenn meine Mutter nur ein wenig nachlässig ist, rastet Kajsa aus und schreit wie am Spieß. Ich sehe, wie auf der Stirn meiner Mutter der Schweiß ausbricht, wenn sie an Kajsas Ärmeln zieht, damit sie gleich lang sind. Und dann müssen die Haare glatt gekämmt werden, damit sie an genau der richtigen Stelle unter dem weißen Plastikhaarreif liegen.
    Ich stehe daneben, schaue zu und ärgere Kajsa, weil sie so blöd ist, bis Mutter mich anschreit, dass ich aufhören soll, und Kajsa mir die Zunge herausstreckt, und dann sind wir fertig für die Kita. Meine Mutter hebt uns aufs Fahrrad, Kajsa nach vorne und mich nach hinten.
    In der Kita wartet das Frühstück, nur Kajsa und ich, Nelly und Emil frühstücken in der Kita, die anderen Kinder werden später gebracht.
    Meine Lieblingserzieherin heißt Cattis, sie und meine Mutter reden immer mit so einer Erwachsenenstimme miteinander. Es ist ein warmer, vertraulicher und ein wenig geheimnisvoller Tonfall. Ich versuche zu verstehen, was sie sagen, aber sie sprechen zu leise. Ich schleiche mich vorsichtig näher, bis ich direkt hinter Mutter stehe.
    »Nimm dir ruhig Zeit, du brauchst dich nicht abzuhetzen«, sagt Cattis zu ihr, »du kannst einkaufen gehen, bevor du Kajsa und Sara abholst, dann hast du mehr Ruhe. Es geht ihnen gut hier, das weißt du doch!«
    Ich sehe, wie Mutter eine Träne
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