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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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heiser: »Doch. Aber ich bin Polizist.«
    Die Uhr zeigte zwanzig Minuten nach elf. Ben begann, nervös zu werden.
    Tom drehte zum x-ten Mal eine Platte um. »Die Leiche stinkt«, sagte er, als er zurückkam. Gleich darauf nickte er ein.
    Zehn vor zwölf. Verdammt, wo blieb Traube?

Freitag
     
     
    75.
     
    Um Mitternacht löschten sie das Licht und schalteten den Plattenspieler aus. Zeit für Machnitzky, zu Bett zu gehen. Ben verabschiedete sich von Tom.
    Der Regen war schwächer geworden. Nur vereinzelte Autogeräusche drangen von der Straße nach oben. Tom glaubte, Engel wegfahren zu hören.
    Tom war verwirrt, weil nichts so war, wie es schien. Er hatte im Hotel eine Frau gesehen, die ihre Haare abnahm und in Wirklichkeit ein Mann war. Deshalb hatte er jetzt mit Max Traube gerechnet, aber gleich würde Nora Fabian kommen. Und er hatte gedacht, Benedikt Engel würde die Schauspielerin in Schutz nehmen, stattdessen hatte er einen Plan ausgeheckt, mit dem sie auch die Schauspielerin schnappen konnten. Und er, Thomas Swoboda sollte plötzlich eine Hauptrolle spielen.
    Er fühlte sich unwohl. Im fahlen Mondlicht sah er Machnitzky an der Heizung sitzen und ihn durch halb geöffnete Augen anstarren. Er lauerte darauf, dass die Leiche sich bewegen würde, um ihn ins Totenreich mitzunehmen. Eine irrationale Angst, das wusste Tom, doch er konnte sie nicht verdrängen. Er zog die Wohnzimmertür zu. Jetzt war Machnitzky weg, dafür war es stockdunkel.
    So hatte er sich seinen Einsatz für das K1 nicht vorgestellt.
    Erst nach etwa zehn Minuten kam Engel zurück.
    »Hast du jemanden gesehen?«, fragte Tom.
    »Nein. Aber ich hoffe, sie hat gesehen, dass ich rauskam.«
    »Wie bist du wieder reingekommen?«
    »Über den Hinterhof. Ich bin einmal um den Block gefahren und habe in der Parallelstraße geparkt. Ich habe einen Kaugummi im Auto gefunden. Magst du?« Tom lehnte ab.
     
    Während Ben kaute, bemerkte er, dass Tom wieder einschlief. Der kleine Swoboda machte es sich einfach.
    Für eine Weile war das leise Schnarchen des Kollegen das Einzige, was Ben hörte.
    Er verlor das Zeitgefühl. Irgendwann war der Kaugummi zäh und geschmacklos geworden, aber er hielt wach.
    Als Ben Schritte vernahm, tippte er wieder auf einen Hausbewohner, denn es hatte niemand geklingelt. Ben saß wie versteinert. Es war, als wollte er nicht wahrhaben, dass jemand in Machnitzkys Wohnung eindringen könnte. Als wollte er verdrängen, dass er hier war, die Identität eines Mörders aufzuklären. Ben hatte Angst vor der Wahrheit.
    Erst, als bereits die letzten Stufen vor Machnitzkys Tür knarrten, stieß er Swoboda an. Der Kollege fuhr hoch.
    Sie griffen nach ihren Waffen und lauschten. Unmittelbar vor der Tür blieben die Schritte stehen.
    Einige Sekunden war es totenstill. Dann kratzte es im Schloss. Es schnappte auf.
    Die beiden Polizisten hielten die Luft an.
    Die Tür schwang auf, und die Schritte tappten leise in die Diele. Sie konnten die Gestalt nur erahnen. Der Eindringling stieß auch die Wohnzimmertür auf.
    Aus den Dachfenstern fiel schwacher Lichtschein auf eine schlanke Gestalt und auf die Klinge des Messers, das sie in der Hand hielt.
    Ben erwischte den Lichtschalter, Tom streckte die P6 nach vorn. Die Gestalt fuhr zusammen und drehte sich um.
    Sie sahen in zwei große, dunkle Augen.
     
     
    76.
     
    »Hände hoch und an die Wand«, sagte Tom.
    Max Traube ließ das Messer fallen und sah den Polizisten fassungslos an.
    »Los, mach schon. Umdrehen und Pfoten an die Tapete!«
    »Hören Sie nicht?«, sagte Ben. »Es ist aus. Und das ist kein Film.«
    Traube drehte sich um und ließ sich abtasten.
    »Diesmal hat der Komiker gar keine Perücke dabei«, bemerkte Tom. »Er hat sich sicher gefühlt.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, protestierte der Schauspieler.
    »Dabei sind Sie ganz umsonst gekommen.« Ben knipste auch das Wohnzimmerlicht an. Machnitzkys Hände und Kinn waren inzwischen komplett blau verfärbt. Kleine Fliegen kreisten um seinen Kopf.
    »Den hätten Sie gar nicht mehr umbringen können. Toter als tot geht nicht.«
    »Wieso umbringen?« Seine Augen wanderten unruhig hin und her. »Nora sagte, ich sollte ihn nur zur Rede stellen. Er hätte sie damals auch missbraucht.«
    Ben lachte. »Und wozu das Messer?«
    »Nora sagte, er sei gefährlich. Sie hat es mir gegeben.«
    »Und Hänsel und Gretel heißt das andere Märchen«, sagte Tom. Ein cooler Spruch, dachte er. Gut, dass er ihn sich gemerkt hatte.
    »Verdammt, sie hat
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