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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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nicht ein, dass sie verdächtig ist, dann kann es auf einmal kein anderer gewesen sein. Du bist hoffnungslos auf sie fixiert! Du bist blind. Vor Liebe. Vor enttäuschter Liebe.«
    Ben grinste noch immer. »Apropos Liebe – hast du schon mit Jeannette gesprochen?«
    »Hör mir bloß auf mit dieser Schlampe! Sie ist Rauschgiftdealerin, stimmt's?«
    »Nein, sie war Braunings V-Frau.«
    »Umso schlimmer! Von der bin ich gründlich geheilt!«
    Wieder tauchte ein Blitz die Diele in flackerndes Licht. Nach kaum einer Sekunde krachte der Donner. Das Gewitter musste jetzt über ihnen sein.
    Tom war sauer und wollte seine Wut an Ben auslassen. »Du hast die Schauspielerin mit deiner Tröster-Masche nicht rumkriegen können, stimmt's?«
    »Hör auf, Thomas!«
    Tom bohrte weiter. »Das ist wie mit dem Fuchs und den Trauben, die zu hoch hängen. Sie sind bitter, sagt der Fuchs. Die Filmdiva ist ein paar Nummern zu groß für dich, und du kannst es nicht verkraften. Der große Tröster ist ein schlechter Verlierer. Halt dich lieber an deine gequälten Eheweiber!«
    Das war zu viel. Ben hieb Tom die Faust in den Magen. Sein Kollege krümmte sich und rang um Luft.
    »Jetzt sind wir quitt«, sagte Ben.
    »Du bist gewalttätig«, stieß Tom hervor, als er wieder Luft bekam. »Labil und unberechenbar. Das hast du von deinem Vater geerbt. Dich sollte man aus dem Verkehr ziehen!«
    Ben packte Tom am Kragen. »Hey, woher weißt du das alles eigentlich?«
    »Du hast die Gewalt im Blut!«, keuchte Tom.
    »So etwas vererbt sich nicht. Du bist das beste Beispiel dafür!«, erwiderte Ben und ließ den anderen los.
    Der kleine Swoboda starrte ihn an.
    Ben setzte nach: »Du wirst niemals so gut sein wie dein großer Bruder! Du eiferst ihm vergeblich nach! Und die Freundschaft deines Vaters mit dem Kripochef wird dir auf Dauer auch nichts nützen, Kleiner!«
    Tom hob seine Fäuste. Lauernd starrten sie sich gegenseitig in die Augen.
    In diesem Moment hörten sie ein Geräusch im Treppenhaus.
    Schritte. Ein Rumpeln. Es kam näher.
    Beide hielten die Luft an und lauschten. Ein Stockwerk tiefer wurde eine Tür geöffnet. Wahrscheinlich Nachbarn. Schließlich war es wieder still.
    »Fehlalarm.«
    »Wir sind jetzt wirklich quitt«, sagte Tom.
    »Ruhe jetzt!«, raunte Ben. »Sonst warnen wir den Mörder.«
    » Den Mörder?«
    »Du sagst doch selbst, man soll nicht so verbohrt sein.«
    »Es muss jemand sein, der von Noras Vergangenheit weiß«, flüsterte Tom.
    »Jaja.«
    »Vielleicht hat sie einen Killer engagiert. Oder ihre Mutter hat die Morde in Auftrag gegeben.«
    »Oderoderoder.«
    Tom war eingeschnappt.
    »Beruhig dich wieder. Du hast ja recht, Tom.« Leise erzählte Ben dem Kollegen, wie Traube versuchte, Nora unter Druck zu setzen. Er sah, wie Toms Augen immer größer wurden.
    »Wahnsinn«, sagte Tom.
    »Du hast es erfasst.« Ben streckte die Hand aus. »Frieden?«, fragte er.
    Tom schlug ein. »Frieden. Und vielen Dank.«
    »Wofür?«
    »Dass du mich gewarnt hast. Eure Razzia wäre für mich ziemlich peinlich gewesen.«
    Mehr als ziemlich, dachte Ben. Er verschwieg ihm, dass es Braunings Idee gewesen war, Tom auf die Koksparty einzuladen und ihn ans Messer zu liefern.
    »War doch klar. Ich lass doch einen Kollegen nicht ins Unglück rennen. Nicht einmal dich, Tommiboy.«
    »Ich glaube, du bist ein feinerer Kerl, als ich dachte, Großer.«
     
    Eine Weile saßen sie stumm und studierten den Stierkampf. Sie lauschten den Geräuschen und der Musik von Machnitzkys alten Platten.
    Ben sah auf die Uhr: kurz vor elf.
    »Und wenn es doch Nora ist?«, fragte Tom plötzlich.
    »Was?«
    »Wenn mich im Hotel meine Augen getäuscht haben und wenn alles, was die Fabian dir über Traube erzählt hat, Lügenmärchen sind?«
    »Dann wird Traube nicht kommen.«
    »Und wie lange sollen wir uns hier den Arsch absitzen? In der Wohnung einer Leiche?«
    »Ich habe Nora gesagt, dass ich bis Mitternacht warte.«
    »Also noch eine Stunde.«
    »Nein. Wenn es sein muss, bis morgen Abend.«
    »Wieso?«
    »Ich habe Nora nicht gesagt, dass Machnitzky tot ist. Wenn Traube nicht der Mörder ist, dann wird Nora kommen, um den vierten Mann umzubringen. Und zwar nach Mitternacht, weil sie glaubt, Machnitzky sei dann allein.«
    Tom sah Ben in die Augen. »Also entscheidet es sich um Mitternacht.«
    »Ja.«
    »Wenn es vorher klingelt, ist es der Komiker. Danach ...«
    »... ist es Nora.«
    »Du hast dich abgesichert.«
    Ben schwieg.
    »Du traust ihr nicht.«
    Bens Stimme klang
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