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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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und Leo sind tot. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Ich könnte die Schande nicht ertragen. Es gibt nur einen Ausweg.
    Wahrscheinlich ist der Mörder jetzt auch hinter mir her. Ich nehme ihm/ihr die Arbeit ab.
    Bitte behaltet mich in Erinnerung. Nicht wegen meiner Fehler, sondern als der Vater, der euch immer über alles liebte.
    Vergebt mir!
    Euer Vater
     
    Die Skatrunde hatte sich im Jenseits versammelt. Wieder war Ben zu spät gekommen.
    Er fühlte die Temperatur an Machnitzkys Wange. Er war noch warm.
    Vielleicht eine Stunde zu spät, schätzte Ben. Dann fiel ihm ein, dass die Leiche in dieser heißen Wohnung gar nicht kalt werden konnte. Der Mann konnte schon länger tot sein. Ben ergriff die Hand und bewegte den Arm Machnitzkys. Er spürte leichten Widerstand. Der Beginn der Totenstarre.
    Als Machnitzky seinen Hahn für immer abgedreht hatte, hatte Ben im Notorious gesessen und sich Urlaubsfotos angesehen.
    Er entdeckte das Telefon.
    Nora hatte seinen Anruf erwartet.
    »Pass auf, Liebes, ich habe Neuigkeiten. Du erinnerst dich wahrscheinlich daran, dass es noch einen vierten Mann gab, dass sie dich damals zu viert missbrauchten. Ich habe ihn.«
    »Wo?«
    »Hier in der Stadt. Ich bin in seiner Wohnung.«
    »Ach.«
    »Das ist deine Chance«, sagte Ben, doch Nora begriff nicht sofort.
    Ben erklärte seinen Plan: »Traube hat die anderen drei umgebracht, also wird er auch den vierten töten wollen. Du musst ihn nur dezent darauf aufmerksam machen. Ich warte bei Machnitzky auf Traube. Sobald er kommt, habe ich ihn in flagranti. Dann helfen ihm keine Lügen mehr und kein noch so guter Anwalt. Und du kommst sauber aus der ganzen Sache raus.« Ben nannte die Adresse. »Es ist jetzt kurz vor acht. Ich bleibe bis Mitternacht bei Machnitzky. Bis dahin wird er sicher aufkreuzen. Dann ist der Albtraum für dich endgültig vorbei.«
    »Nur bis Mitternacht? Was ist, wenn er nicht kommt?«
    »Dann sieht es nicht gut für dich aus. Aber keine Angst. Vondermühle war drei Stunden nach seiner Ankunft in der Stadt tot. Dann werden vier Stunden für Machnitzky genügen.«
    Nora war begeistert. »Benedikt, ich wusste, dass du mir helfen würdest. Wenn alles vorbei ist, fahren wir in Urlaub. Wir beide, versprichst du mir das?«
    »Gern.«
    »Ich bin ja so glücklich, dass ich dich getroffen habe. Sehen wir uns heute noch?«
    »Sobald ich Traube festgenommen habe.«
    »Ich schicke ihn dir. Aber pass auf dich auf. Er ist gefährlich. Er wird bewaffnet sein.«
    Als Nächstes wählte Ben Rias Privatnummer. Bereits nach dem zweiten Klingeln war sie dran.
    »Benni? Gratuliere zu deinem Drogenfund! Ihr habt für mächtig Wirbel gesorgt! In der Festung gab es heute Nachmittag kein anderes Thema. Es heißt, ihr sollt sogar eine Belobigung bekommen. Die Hauptkommissarstelle ist dir jetzt sicher. Gratuliere!«
    »Was macht die Kommission Fabian?«
    »Steht so gut wie vor dem Abschluss. Brauning wird morgen als Erstes den Haftbefehl für die Fabian besorgen.«
    »Falls es dich interessiert, da gibt es noch einen Vergewaltiger! Es waren vier in der Skatrunde!«
    »Skatrunde?«
    »Ich bin gerade beim Vierten, der die Fotos gemacht hat. Er ist ebenfalls tot. Selbstmord.«
    »Noch 'ne Leiche?«
    »Ja. Und ich glaube nicht, dass es Nora war.«
    »Nicht schon wieder, Benni.«
    »Ich werde dir noch heute den Täter liefern.«
    »Soll ich dir Verstärkung schicken?«, fragte Ria.
    »Nein, bloß nicht! Bis die eintreffen, beobachtet er vielleicht schon das Haus. Ich muss versuchen, allein klarzukommen.«
    »Mir ist nicht wohl dabei«, sagte Ria.
    Im Treppenhaus waren Geräusche. Eine Tür wurde zugeschlagen, Schritte polterten.
    »Benni, bist du noch dran?«
    Die Schritte wurden leiser. Sie entfernten sich nach unten. Falscher Alarm.
    »Hat sie dir den Kopf verdreht?«
    »Nein. Höchstens die Augen geöffnet.«
    »Pass auf dich auf, Benni!«
     
     
    74.
     
    Allein mit der Leiche.
    Um die Stille zu vertreiben, setzte Ben die Platte in Gang. Klassische Musik sagte ihm nicht viel, aber er kannte die Sage, die sich um das Requiem rankte: Der Tod habe es in Auftrag gegeben, und Mozart habe es für seine eigene Trauerfeier geschrieben.
    Während draußen der Regen für Abkühlung gesorgt hatte, strahlten Dach und Wände die konservierte Hitze des Tages unvermindert nach innen ab. Ben glaubte, Leichengeruch zu spüren. Er öffnete die Fenster, doch die Schwüle zog nicht ab.
    Ben stellte einen Sessel in den Flur. Hier
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