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Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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eine Art, die ihn wie einen Fremden aussehen ließ. Linda erkannte ihn kaum wieder. Ihre Zuneigung zu ihm erkaltete. Hohläugig schüttelte sie den Kopf.
    »Offenbar deutlich besser als dich«, schluchzte sie, machte auf dem Absatz kehrt und rannte davon.
    Rory rief ihr nach, doch sie rannte immer weiter, auch den steilen Weg zum Quinn Castle hinauf. Ihre Lungen schmerzten schon bald genauso wie ihr Kopf und ihr Herz. Alles brannte und wollte zerplatzen, alles schrie nach einer Pause und nach Vergebung der Sünde, für die sie offenbar gerade so grausam bestraft wurde.
    Oben angekommen, ließ sie sich mit dem heftigsten Herzklopfen ihres Lebens in den tropischen Hotelgärten auf eine Bank sinken.
    Sie wollte sich beruhigen.
    Sie wollte, dass ihr Kopf sich nicht mehr anfühlte, als explodierte er gleich. Wollte die Klöße, die in ihrem Hals festsaßen, herunterschlucken. Wollte auf gar keinen Fall weinen, weil sie sich dann nur noch mehr über sich selbst ärgern würde.
    Auf dem Weg hierher hatte ihr Handy immer wieder geklingelt. Es war Rory, aber sie war nicht drangegangen.
    Jetzt zog sie das Telefon aus der Tasche.
    Dreizehn Anrufe.
    Ausgerechnet dreizehn.
    Dann hatte er es aufgegeben.
    Aber er hatte eine Nachricht hinterlassen.
    »Linda, das hier ist einfach absurd, bitte komm zurück und rede mit mir! Gut, wir kennen uns noch nicht besonders lange, aber du kennst mich in- und auswendig! Glaubst du wirklich, ich wäre zu so etwas imstande? Mein Vater könnte jemandem so etwas antun? Glaubst du allen Ernstes, wir würden Sydney eine Mutter vorenthalten, die ihn liebt, ihn bei sich haben und sich um ihn kümmern will?«
    Dann hatte er aufgelegt.
    Kein Wort des Abschieds, nur ein unüberhörbarer, ungläubiger Seufzer.
    Auch Linda seufzte. Sie versuchte, sich zu sammeln. Dann hörte sie hinter sich eine Stimme:
    »Mailbox?«
    »Rory«, sagte Linda nur.
    »Und, hat er es abgestritten?«
    Er hatte es nicht abgestritten.
    Obwohl sie sich so sehr gewünscht hatte, dass er es tun würde.
    »Das mit dem Geld nicht, nein. Aber was die Beweggründe angeht ... Sag mal, Eli, bist du dir sicher, dass das alles nicht vielleicht ein riesiges, schreckliches Missverständnis ist? Habt ihr nicht vielleicht irgendwie aneinander vorbeigeredet?«
    Wortlos sah Consuela ihre Cousine eine ganze Weile an.
    Dann setzte sie sich neben sie auf die Bank und fing wieder an, mit dem Armband zu spielen.
    So saßen die beiden nebeneinander in der untergehenden Frühlingssonne, über sich kreischende Möwen, unter sich die rauschende See, hinter sich Stimmen und Gelächter aus dem Hotel.
    »Geh noch mal zu ihm und sprich mit ihm«, sagte Consuela schließlich und fügte seufzend hinzu: »Hör dir an, was er zu sagen hat. Vielleicht habe ich ja einen Fehler gemacht.«
    »Meinst du wirklich?«
    Lindas goldene Augen drückten bange Hoffnung aus.
    Consuela seufzte noch einmal und nickte.
    »Kann doch sein. Mein Englisch ist nicht so gut wie deins, vielleicht habe ich etwas missverstanden. Geh zu ihm, vielleicht siehst du dann klarer. Und dann komm zurück zu mir.«
    Linda nickte heftig.
    Sie war vollkommen zerrissen und brauchte keine weitere Aufforderung.
    Consuela sah ihr nach, wie sie den steilen Weg hinuntereilte.
    Betrachtete das Armband.
    Sah wieder zu ihrer Cousine.
    Dann wieder auf das glitzernde Armband.
    Dann zog sie ihr Handy hervor und schrieb eine SMS.

– 33 –
    Erleichtert hörte Rory, wie die Tür des Trevail geöffnet wurde und sich gleich darauf weibliche Schritte über den Holzfußboden näherten.
    Sie war zurückgekommen.
    Sie war bereit, jetzt vernünftig mit ihm zu reden.
    Sich die Wahrheit anzuhören, statt Consuelas Lügen.
    Doch die Frau, die sanft lächelnd auf ihn zukam, war nicht Linda.
    Rory sank erneut das Herz.
    Was wollte sie denn hier?
    Sie hatte hier nichts verloren!
    Fest davon überzeugt, dass sie wiederkommen würde, hatte er alles für Linda vorbereitet: Die Kerzen angezündet, ruhige Musik aufgelegt ... 
    Er war sicher, sie würden sich in aller Ruhe zusammensetzen, sie würde ihn alles erklären lassen, ihn verstehen, womöglich sogar in Schutz nehmen, und dann würden sie ... würde er ... Er tastete nach dem Ring in seiner Tasche. Nein, so hatte er sich den Abend nicht vorgestellt.
    »Annabelle. Was kann ich für dich tun?« Wie immer, wenn er mit ihr sprach, war er sehr auf Höflichkeit bedacht, aber es fiel ihm schwer, seine Anspannung und seinen Ärger über ihr Aufkreuzen zu verbergen. Sie konnte er
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