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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition)
Autoren: Gilda Laske
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uns alles angesehen. Dann haben wir einen Winter lang überlegt und auch mit unseren Söhnen diskutiert. Schließlich haben wir uns dazu durchgerungen und ja gesagt. Und dann haben wir losgelegt.“
    „ Ja und es ist wunderschön geworden. Aber wir fragen uns, warum ihr ausschließlich Familien aufnehmt und keine kinderlosen Paare.“
    Sie wird einen Moment nachdenklich und antwortet langsam und mit Bedacht: „ Wir haben zu Anfang auch Kinderlose oder Singles hier gehabt. Das erwies sich allerdings als schwierig. Diese Menschen haben uns so ein bisschen behandelt, als seien wir ihr Personal. Familien mit Kindern fanden eher den Kontakt zu uns und uns macht es wirklich Freude, wieder Kindergeschrei und Leben auf dem Hof zu haben.“
    Sie hat den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als Maxi und Leon brüllend mit einem Ball an uns vorbeilaufen. Sie zeigte auf die Beiden und lacht: „Genau das meine ich!“
    „Na, da bin ich aber froh, dass dir die Kinder nicht zu laut sind“ lache ich ebenfalls.
    Sie erhebt sich mit den Worten „ Ich muss wieder in die Küche“.

    Während ich ihr nachsehe, überlege ich, dass ich auch alleine den Ort erkunden könne. Zumal ich auch ein paar Lebensmittel kaufen will. Ich sehe Jean über den Hof kommen und frage ihn, ob er mir ein Fahrrad leihen kann. „Wofür brauchst du ein Fahrrad?“ fragt er mit gerunzelter Stirn.
    „Ich möchte ein paar Einkäufe machen.“
    „Moment!“ ruft er und verschwindet in dem Anbau des Stalles. Grinsend kommt er wieder heraus und schiebt einen Motorroller durch das Tor. „Hier, der ist uralt, fährt aber noch. Ich mache jedes Jahr eine Inspektion und über den Winter bringe ich ihn immer wieder in Ordnung. Es ist ein Modell aus den Sechzigern. Peugeot hat nur wenige davon gebaut.“
    Er ist voller Stolz. Das finde ich natürlich schon wieder klasse. Ich bin in Frankreich und fahre mit einem antiken Roller zum Einkaufen. Jean erklärt mir kurz, wie man das Maschinchen bedient und geht wieder in den Stall. Ich laufe rein, wecke Wolfgang halb auf und erkläre ihm ganz kurz, was ich vorhabe.
    Er murmelt was und schläft weiter. Als ich mit Portemonnaie und Einkaufstasche wieder heraus komme, hat Jean schon die Tür im großen Tor geöffnet. „Wo sind die Jungs?“ rufe ich. „Die gehen jetzt mit mir und machen Heu!“. „Einverstanden!“ rufe ich und fahre durch das Tor.

    Zuerst mache ich eine Rundfahrt durch den Ort. Es gibt eine Bäckerei, einen Metzger, ein richtiges Milchgeschäft mit Käsetheke und einen Obsthändler. Einen Supermarkt oder Discounter finde ich nicht. Ein kleines Bistro gibt es auch. Und draußen stehen 3 Tische mit schönen wackelig aussehenden Stühlen. Ich beschließe einen Kaffee zu trinken.
    Als ich mich an einen Tisch setzte, kommt ein junges Mädchen und fragt, was ich wünsche. Als ich zu ihr aufsehe, erkenne ich sie wieder. Sie ist die junge Frau, die uns gestern den Weg beschrieben hat. Auch sie erkennt mich und fragt, ob wir uns wohlfühlen auf dem Hof. „ Ich erzähle ihr von unserer Begeisterung und wie toll wir Marie und Jean finden.
    „Das freut mich für Sie“, sagt sie und geht rein. Als sie mit dem Kaffe zurück kommt,
    fragt sie: „und Ihre Kinder sind jetzt wo?“
    „Oh, meine beiden großen Söhne sind mit Jean auf dem Feld und machen Heu und unser Baby hält mit seinem Papa Mittagsschlaf.“
    „Und Sie haben Vertrauen zu Jean, wenn er mit Ihren Söhnen alleine ist?“ Diese Frage kommt mir komisch vor. Sicher, eigentlich ist Jean ein vollkommen Fremder für uns, aber wir haben doch sofort einen Draht zu ihm gehabt und die Kinder sind begeistert von ihm. Warum sollte ich ihm nicht vertrauen? Und letztendlich ist Wolfgang ja auf dem Hof geblieben. Anscheinend bemerkt sie mein Zögern und schiebt ganz schnell noch hinterher:
    „ Es ist sonst ja eher selten, dass die Deutschen den Franzosen so sehr vertrauen.“
    Ich lächle sie an und antworte: „ Wir haben eine andere Meinung über Menschen: uns interessiert nicht die Nationalität, die Religion, das Einkommen, der soziale Status. Uns interessiert einzig der Mensch, der vor uns steht. Und deshalb vertrauen wir Jean und Marie.“
    Sie lächelt mich an: „Das ist eine gute Einstellung. Wenn jeder Mensch so dächte, gäbe es sicher nicht so viele Kriege auf der Welt.“ Als sie zurück geht in ihr Bistro, lächelt sie immer noch. Ich beschließe, weiterhin alles gut zu finden und trinke genüsslich meinen Kaffee.
    Ein paar Minuten später
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